Boll lässt die Goldenen Zwanziger wieder aufblühen
Für das diesjährige Boll Channel Happening hat der Distributor seine Gäste 100 Jahre in die Vergangenheit geschickt. Der Event stand ganz im Zeichen der Goldenen Zwanziger - beziehungsweise die "Bolden 20's".







"Wir nehmen Euch heute mit in die Welt des Glanzes, des Jazz, des Swings, der Eleganz." Mit diesen Worten eröffnete die Moderatorin Nadia Saba, HR-Manager bei Boll Engineering, das diesjährige Boll Channel Happening (BCH). Ein Jahrhundert nach den "Roaring Twenties" liess der VAD diese wieder aufleben. Dafür verwandelte er den Zürcher Klub Kaufleuten in eine Kulisse, die dem grossen Gatsby würdig gewesen wäre. Wie beim BCH üblich, war nicht nur die Location passend dekoriert (in diesem Fall mit Casino-Flair und zahlreichen Art-Deco-Verzierungen); auch viele Gäste warfen sich historisch in Schale und erschienen in Nadelstreifenanzügen und Flapper-Kleidern. Von Peaky Blinders über Bessie Smith bis Al Capone - die Inspiration für die Kostüme kam von vielen Seiten.
Im Vorjahr war Boll dem weissen Kaninchen gefolgt und hatte eine Party im Stil von "Alice im Wunderland" gefeiert. Lesen Sie hier mehr zur Channel-Teeparty mit dem Hutmacher.
BCH-Moderatorin und HR-Managerin Nadia Saba. (Source: Netzmedien)
Das BCH ist aber weit mehr als nur eine Kostümparty. Der jährliche Anlass bringt Partner, Kunden, Lieferanten und Freunde zusammen, wie CEO Thomas Boll auf der Bühne erklärte. Die Gäste kommen aus allen Regionen, in denen der VAD aktiv ist: aus der Deutschschweiz, aus der Westschweiz, aus Deutschland und aus Österreich. "Ich bin stolz darauf, dass manche weit anreisen für diesen Event. Das ist ja auch nicht selbstverständlich."
Das Motto, die 1920er-Jahre, sei ursprünglich für 2020 gedacht gewesen. Als Corona kam, musste der Disti jedoch die bereits laufenden Vorbereitungen abbrechen. "In den vergangenen fünf Jahren wurde ich aber relativ häufig gefragt - vor allem von unseren Damen - wann wir endlich den Event mit den schönen Kleidern machen?", sagte er scherzhaft. "Das machen wir genau jetzt. Also geniesst es."
Die Metamorphose zum DACH-Distributor
Thomas Boll nutzt das BCH auch immer, um zu rekapitulieren, was seit dem vorherigen Gruppentreffen passiert ist. "Wir hatten einige strukturelle Anpassungen", sagte er auf der Bühne. Gemeint ist die "Metamorphose zum DACH-Distributor", wie der CEO es nannte, mit Standorten in der Schweiz, Deutschland und Österreich. Aber: "Auch wenn wir rechtlich und örtlich getrennt sind, verstehen wir uns doch als eine Firma mit einem Ziel. Und dazu gehört natürlich eine Website, eine Domain, bessere Kommunikation und seit 2025 - endlich - ein ERP." Der Distributor baute gemäss dem CEO seine eigene Software um. Dies habe die Prozesse verbessert und die Landesgesellschaften näher zusammengebracht.
Im Gespräch - abseits der Bühne - ging Thomas Boll später noch tiefer auf dieses Thema ein. Der Disti gründete bereits vor 6 Jahren einen ersten Ableger in Deutschland. Die Devise lautete damals: "Schauen wir mal, was wir hier machen können", erklärte der CEO. Das Auslandsgeschäft ist stetig weiter gewachsen - so stark, dass Boll sich vor einem Jahr entschied, eine eigene Gesellschaft in Österreich zu gründen. "Jetzt, da wir drei Firmen haben, müssen wir ein bisschen Struktur reinbringen", sagte Boll.
Die seit dem vorherigen BCH neuen Mitarbeitenden. (Source: Netzmedien)
Wie sorgt Boll dafür, dass die verschiedenen Landesgesellschaften nicht auseinanderdriften? "Wir haben diesbezüglich natürlich ein wenig Übung", sagte der CEO lachend. Der Distributor unterhält schon seit vielen Jahren ein Büro in Lausanne - "und da kommt eine Sprachbarriere hinzu, die wir in Deutschland oder Österreich nicht haben". Dem Disti war es auch innerhalb der Schweiz ein Anliegen, dass die beiden Standorte nicht wie separate Unternehmen operieren und stattdessen Informationen und Ressourcen teilen.
Werden schon Pläne geschmiedet, über den deutschsprachigen Raum hinauszuwachsen? "Im Moment gerade nicht", sagte Boll. Jetzt gehe es darum, die bestehenden Strukturen zu optimieren. In Deutschland habe Boll noch keinen grossen Marktanteil - "in Deutschland sind wir nobody" - und in Österreich sei das Geschäft "OK". "Es wäre nicht sinnvoll, jetzt schon weitere Länder hinzuzufügen, bevor wir in den bestehenden Regionen eine gewisse Marktpräsenz aufgebaut haben", sagte er.
Aber, wirft der CEO humorvoll ein, das könne man nie so genau wissen. "Ich habe kürzlich ein Angebot erhalten, einen spanischen Distributor aufzukaufen. Ich antwortete scherzhaft: Wenn er günstig ist, rentiert und am Meer liegt, nehme ich ihn."
OT - eine Chance für bestehende und neue Partner
Wie Boll auf der Bühne erklärte, befasst sich neu eine ganze Abteilung mit dem Thema OT. "Wir haben jetzt 40 Jahre lang das Büro gesichert", sagte er. Nun müsse der VAD auch auf die Produktion schauen. In diesem Bereich gebe es in den nächsten Jahren sehr viel zu tun. "Allerdings immer mit technischer Kompetenz", ergänzte der CEO. "Es ist ja nicht unser Ziel, nur Produkte zu verkaufen; wir sind immer mit dem Engineering-Herz dabei." Fast die Hälfte der Mitarbeitenden des Distributors seien Engineers, sagte Boll stolz. Wissensvermittlung sei ganz wichtig für das Unternehmen. "Wir wollen euch das Wissen geben, damit wir uns wieder mit neuen Themen beschäftigen können und so ein Skalierungseffekt entsteht."
Das Boll Channel Happening fand 2025 im Kaufleuten in Zürich statt. (Source: Netzmedien)
Im OT-Geschäft sieht Boll zwei Möglichkeiten, wie er später im Gespräch sagte. "Wir können bestehende Partner unterstützen, die auch in diese Richtung wollen, oder wir können einen komplett neuen Channel finden, der sich genau mit diesen Themen befasst.
Im Vergleich zur IT-Security stellt Thomas Boll im Bereich OT vor allem einen Unterschied im Mindset fest. "In der IT-Security sind die Unternehmen auf die Probleme sensibilisiert und versuchen, entsprechende Massnahmen zu ergreifen; in der OT ist Security noch nicht wirklich ein Thema." In der OT sei vor allem Business Continuity der wesentliche Punkt - die Produktionsmaschinen sollen laufen und nie stillstehen. "Jetzt gibt es einen grossen Aufholbedarf, in der OT ebenfalls Awareness zu schaffen. Was ist unverzichtbar? Was kann man organisatorisch lösen? Und welche Netzwerke kann man abkoppeln? Hier kommen interessante neue Fragen auf."
Physische Security überlisten - mit Stil und Spass
Der Distributor teilte die Bühne mit zwei geladenen Gästen. Die erste Präsentation hielt Julia Zduńczyk, IT Security Consultant bei der polnischen Security-Firma Securing. Zduńczyk sprach über ihre Erfahrung mit Zugangskontrollsystemen und wie man diese überlistet. Im Auftrag von Kunden stellt sie diese nämlich regelmässig auf die Probe. "Ich werde euch zeigen, wie man in Organisationen einbrechen kann und wie man dies mit Stil macht", erklärte sie selbst. "Denn wieso sollte man versuchen, einzubrechen, wenn man keinen Spass dabei haben kann?"
Julia Zduńczyk, IT Security Consultant bei Securing. (Source: Netzmedien)
In ihrer Präsentation fokussierte sie sich auf RFID-basierte Zutrittssysteme. In solchen Systemen sendet die Karte eine einzigartige Identifizierungsnummer an ein entsprechendes Kartenlesegerät. Oft geschieht diese Kommunikation allerdings unverschlüsselt und sogar ohne Handshake - somit kann sie leicht abgefangen und manipuliert werden.
Dafür muss man nicht einmal in der Nähe sein. In einer Live Demo zeigte Zduńczyk, wie man mit einem Handy in einem anderen Land eine ID-Karte scannen, den Authentifizierungscode an ein anderes Smartphone schicken und damit eine eigentlich sichere Türe aufsperren kann - über 1000 Kilometer entfernt von der physischen Karte. In diesem Fall spielte es keine Rolle, ob das Signal verschlüsselt war oder nicht, da das Smartphone einfach denselben Identifizierungscode aussenden kann.
Übrigens, gemäss der Security-Expertin sind die verschlüsselten Systeme oft nicht besser. Denn gelegentlich werden zwar die Signale chiffriert, aber die Standardpasswörter nicht aus dem System gelöscht. Somit lässt sich das System trotzdem leicht übertölpeln.
Von Zweites-Bier- und 17-Faktor-Authentifizierungen
Für Unterhaltung sorgte anschliessend der deutsche Kabarettist Horst Evers. Da er sich an einem Security-Event befand, passte Evers sich natürlich an und griff das Thema auf. So sagte er etwa, dass er die Zwei-Faktor-Authentifizierung "prinzipiell super" fände. Witzelnd sagte er, dass er wohl einer der ersten Menschen gewesen sei, der dieses System "richtig massiv mit Freude" genutzt habe. "Wobei, ich persönlich habe die Zwei-Faktor-Authentifizierung zunächst genutzt, um zu überprüfen, ob ich noch ein zweites Bier haben kann." Solange er das Wort noch einigermassen unfallfrei aussprechen könne, gehe es noch. "Also für mich eher ein Zweites-Bier-Authenti … Auth … Au-then- … Genau!"
Kabarettist Horst Evers. (Source: Netzmedien)
Anschliessend stellte er noch die Frage in den Raum, wie lange wir noch mit der Zwei-Faktor-Authentifizierung auskommen werden. Vielleicht werde er den Tag ja noch erleben, an dem man für eine schlichte Überweisung eine mehrstündige 17-Faktor-Authentifizierung durchführen müsse, sagte er: ausser Gesichts-, Daumen- und Iris-Scan auch noch rasch ein Ultraschall verschiedener innerer Organe. "Bis ich im letzten Schritt noch einen eigenen privaten Code eingeben soll. Dieser soll aber mindestens einen Grossbuchstaben, einen Kleinbuchstaben, eine Zahl, ein Sonderzeichen und je ein Element aus dem griechischen, kyrillischen, elbischen und klingonischen Alphabet sowie auch noch ein Symbol aus der Textilpflege enthalten." Und das alles nur, um nach einem halben Tag der Authentifizierung feststellen zu müssen, dass der Service derzeit nicht verfügbar ist und er es später erneut versuchen soll.
Nach dem Auftritt des Kabarettisten folgte das Abendessen und die Party. Diese dauerte noch bis tief in die Nacht hinein. Schliesslich muss der Channel noch lange davon zehren - das nächste Boll Channel Happening findet erst in einem Jahr wieder statt.
Die "Bolden 20's" am BCH 2025. (Source: Netzmedien)
Das könnte Sie ebenfalls interessieren: Die IT-Branche lebt vom internationalen Handel, doch die geopolitische Lage verunsichert viele. Wie Schweizer Distributoren mit der aktuellen Situation umgehen, wie sie die Lieferkette sicherer machen und wie es dem Channel geht, sagen sie im Distributor-Roundtable 2025 - mit dabei war auch Thomas Boll.

Isolutions bekommt neuen CEO

Diese Cybersecurity-Baustellen hat der Bund 2024 angepackt

Supply-Chain-Angriff über Salesloft Drift trifft Security-Branche

Warum diese Maus ständig die Weltherrschaft plant

Upgreat übergibt Führung nach 30 Jahren in neue Hände

Inventx und 3ap treiben die Digitalisierung der Krankenkassen voran

Boll lässt die Goldenen Zwanziger wieder aufblühen

Falsche Captchas verbreiten Schadsoftware

So stark belastet die Digitalisierung die Schweizer Umwelt
