Nexellent und die Hybrid Cloud

Erst denken – dann den Schritt in die Cloud wagen

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von Coen Kaat

Der Serviceprovider Nexellent hat in das Zürcher Rechenzentrum von Interxion geladen. Zusammen mit Microsoft und dem Business Engineering Institut St. Gallen zeigte Nexellent die Vorteile einer Hybrid-Cloud-Umgebung auf. Thema war auch Microsofts Azure Stack.

Was heisst eigentlich Hybrid Cloud? Fragen wie diese hat Serviceprovider Nexellent an einem Anlass im zürcherischen Glattbrugg diskutiert. Zusammen mit Microsoft und dem Business Engineering Institut St. Gallen (BEI). Der Veranstaltungsort war passend gewählt. Unter den Füssen der Referenten und Gästen breitete sich die Heimat zahlreicher Clouds aus: Das 10'000 Quadratmeter grosse Zürcher Rechenzentrum von Interxion.

"Die Hybrid Cloud ist ein schlauer Kompromiss für Unternehmen", sagte Michael Siber, Managing Partner bei Nexellent. Die Verteilung auf eigene und fremde Infrastruktur erlaube es Firmen, diejenigen Arbeitsprozesse zu outsourcen, bei denen das sinnvoll ist.

Das bedeutet aber auch, dass der Schritt von einer reiner On-premise-Umgebung in die Hybrid Cloud wohl überlegt sein sollte. Welche Dienstleistungen werden aus der Cloud bezogen? Wo liegen die Daten? Was macht der Provider damit? "Diese Fragen müssen vor dem Schritt in die Cloud geklärt werden", sagte Michael Matzke, CTO und ebenfalls Managing Partner bei Nexellent.

Der andere Weg in die Hybrid Cloud

Der gleichen Meinung war auch Reto Birrer, IT-Verantwortlicher des BEI, denn: "Der Teufel steckt im Detail", sagte er. Birrer rät Unternehmen dazu, genügend Aufwand in die Planung zu stecken.

In seinem Vortrag zeigte er auf, wie der Schritt in die Hybrid Cloud aussehen kann. Interessanterweise machte das Institut jedoch einen untypischen Weg in die Hybrid Cloud. Die meisten Unternehmen besitzen zuvor eine On-premise-Infrastruktur und lagern dann einen Teil in die Cloud aus. "Das BEI war von Anfang an virtuell unterwegs", sagte Birrer.

Zuvor hatte das Institut etwa sämtliche Software als SaaS-Lösungen bezogen und besass keine eigene Infrastruktur. Die Hybrid Cloud sei jedoch kostengünstiger.

Nichts ist so sicher wie die Cloud

Eine hybride Umgebung bietet gemäss Microsoft Vorteile im Bereich Sicherheit. "Nirgends sind so viele Spezialisten, die sich um Security und Threat Prevention kümmern, wie in der Cloud", sagte Urs Wermelinger, Director Partner Business & Development bei Microsoft Schweiz.

IT-Sicherheit bedeute allerdings mehr als nur dem Kunden den Schlüssel zu seinen Daten in die Hand zu drücken. Geräte, Benutzer, Daten und Prozesse müssten verwaltet werden. Zudem müsse man ein wachsames Auge haben und Probleme mit "Preventive Protection" verhindern, bevor sie auftauchen. "Ohne die Cloud ist das teilweise gar nicht mehr möglich", sagte Wermelinger.

Ein weiteres Thema am Event war Azure Stack. Microsoft hatte die Cloud-Plattform kürzlich an der Hausmesse Ignite gezeigt. "Wir warten sehnsüchtig darauf", sagte Matzke von Nexellent. Mit Azure Stack könnten Serviceprovider Azure-Dienstleistungen aus ihrem eigenen Rechenzentrum heraus anbieten.

"Das kostet natürlich"

Zudem profitieren Anbieter von einem zentralisierten Management. Es deckt gemäss Matzke die gesamte Cloud-Umgebung ab. Über einen Marktplatz erhalten Serviceanbieter Zugriff auf das ganze Azure-Ökosystem. So könne man etwa eine Firewall-Lösung direkt als Dienstleistung einbinden, wie Matzke im Gespräch mit der Redaktion sagte.

Für Endkunden bedeutet das mehr Möglichkeiten, wie Matzke sagte. "Aber je mehr sie können, desto mehr können sie auch kaputt machen." Nexellent werde daher seine Kunden künftig anders begleiten und die administrativen Möglichkeiten nach Fähigkeitsniveau anpassen.

Wie Wermelinger im Gespräch sagte, richtet sich Azure Stack eher an Grossunternehmen. An Serviceprovider wie etwa Nexellent. Azure Stack ist mehr als nur Software. Das Produkt kommt mit einer Referenzarchitektur von HPE und Dell. "Das kostet natürlich", sagte Wermelinger.

Einen genauen Preis nannte er jedoch nicht. Einen genauen Veröffentlichungstermin ebenfalls nicht. Microsoft will Azure Stack im nächsten Kalenderjahr lancieren. Die ersten Tests sollen aber schon in diesem Jahr anlaufen.

Rack an Rack auf 10'000 Quadratmeter

Nach den Vorträgen öffnete Interxion die Tore zu seinem Rechenzentrum (RZ). Peter Moebius, Managing Director von Interxion Schweiz, führte die Besucher zwischen den Racks durch und zeigte das Innerste des Hochsicherheitsgebäudes in Glattbrugg.

"Das Gebäude ist wie eine Zwiebel", sagte Moebius. Schicht um Schicht müssen Besucher und Mitarbeiter durch verschiedene Sicherheitszonen und Kontrollen, bevor sie Zugriff auf die Maschinen erhalten. Insgesamt sind es sieben. Diese reichen von einer Videoüberwachung am umzäunten Parkplatz bis zu biometrischen Kontrollen an den Türen zum Serverraum.

Die Sicherheitsmassnahmen beschränken sich nicht nur auf die Zutrittskontrolle. So ist das RZ doppelt mit Strom versorgt. Über zwei unabhängige Netzwerke werden jeweils 16'000 Volt in das Gebäude gespeist. Inklusive aller Redundanzen verbraucht das RZ 17 Megawattstunden. Zum Vergleich führte Moebius den naheliegenden Flughafen Kloten an. Dieser verbrauche permanent 22 Megawatt.

Sollte es zum Feuer kommen, löscht das Gebäude dieses nicht mit Wasser. Sogar Wasserdampfsysteme würden Korrosionsschäden verursachen. Interxions RZ setzt daher auf ein Gasgemisch aus Argon und Stickstoff. Es drücke die Luft heraus und senke den Sauerstoffgehalt auf unter 10 Prozent. In etwa 30 Sekunden.

"Für den Menschen ist das ungefährlich", sagte Moebius. Das sei vergleichbar mit einer Wanderung auf einem 3500 Meter hohen Berg. Es genüge jedoch, um die gefährlichen Glimmbrände zu ersticken. Ausgelöst wird der Brandschutz von einem äusserst feinen Alarmsystem. Dieses registriert etwa bereits Partikel in der Luft, wenn Mitarbeiter nach der Zigi-Pause zurück ins RZ kommen.

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