Kein Schutz garantiert

Apples "App Tracking Transparency" fällt im Test durch

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von Silja Anders und kfi

Apple wollte seine Kundschaft mit der App Tracking Transparency schützen. Nun stellt die Datenschutzorganisation Transpareny Matters fest, dass das ganze zwar eine nette Idee war, aber lange nicht so gut funktioniert wie erhofft.

(Source: geralt / Pixabay.com)
(Source: geralt / Pixabay.com)

Im Apple-Update iOS 14.5 wurde die neue App Tracking Transparency (ATT) eingeführt. Die Idee war, Kundinnen und Kunden vor ungewolltem Tracking etwa von Social-Media-Apps und der Werbebranche zu schützen. Wie die Datenschutzorganisation Transparency Matters nun aber feststellt, funktioniert dieser Schutz nicht so gut wie gehofft – die Organisation bezeichnet die Anwendung gar als Flop. So könne durch die Schaltfläche "Ask App Not To Track" ein falsches Gefühl von Privatsphäre bei den Nutzenden aufkommen. Sie würden ihre Wachsamkeit potenziell vernachlässigen und denken, sie seien vor dem Tracking durch Dritte sicher.

Transparency Matters besteht aus einer Reihe ehemaliger Apple-Ingenieure. Sie haben ATT getestet. Das Fazit: "Mithilfe der Open-Source-App Lockdown Privacy und manueller Tests konnten wir feststellen, dass App Tracking Transparency keinen Unterschied in der Gesamtzahl der aktiven Drittanbieter-Tracker machte und nur minimale Auswirkungen auf die Gesamtzahl der Verbindungsversuche von Drittanbietern hatte. Ausserdem bestätigten wir, dass in fast allen Fällen detaillierte persönliche oder Gerätedaten an Tracker gesendet wurden. ATT war funktionell nutzlos, um das Tracking durch Dritte zu stoppen, selbst wenn die Nutzer ausdrücklich 'Ask App Not To Track' wählen."

Im Test durchgefallen

Wie die Ergebnisse zeigen, lassen sich viele Apps von der aktivierten ATT nicht davon abschrecken, nach einer Tracking-Erlaubnis zu fragen. Manche Apps ignorierten die aktivierte ATT sogar und versuchten ohne Erlaubnis zu tracken, wie beispielsweise Starbucks. In der App "Streamer Life!" wurden sogar mehr Tracking-Versuche mit aktivierter ATT unternommen als ohne.

In den Tests der zehn beliebtesten Apps fand das Team von Transparency Matters laut eigener Aussage keinen signifikanten Unterschied in der Tracking-Aktivität von Drittanbietern, wenn die App- Funktion "Ask App Not To Track" gewählt wurde. Die Anzahl der aktiven Drittanbieter-Tracker sei unabhängig von der ATT-Wahl der Nutzenden identisch, und die Anzahl der Tracking-Versuche sei nur geringfügig (etwa 13 Prozent) niedriger, wenn die Nutzenden "Ask App Not To Track" wählten.

Das Fazit von Transparency Matters zu der ATT-Anwendung ist vernichtend: "Keine der Behauptungen von Apple über die Transparenz des App-Trackings ist zutreffend. Neue App-Tracking-Anfragen wurden nicht automatisch abgelehnt, und obwohl es technisch korrekt ist, dass die Nutzenden Apps bitten können, ihre Aktivitäten in den Apps und auf den Websites anderer Unternehmen nicht zu verfolgen, haben sich die Apps in unseren Tests in keinem Fall an diese Bitte gehalten. Und da jede Verbindung die IP-Adresse der Nutzenden preisgibt, ist es für diese Drittparteien ein Leichtes, die Nutzenden eindeutig zu identifizieren, was ATT nutzlos macht."

Die Organisation betont, dass Apple weiter daran arbeiten müsse, die Datenschutz-Anforderungen erfüllen zu können. Bis dahin müsse das Unternehmen klarstellen, "dass die App-Tracking-Transparenz ein vollständig vertrauensbasiertes System ist." Möglicherweise müsse Apple die Funktion selbst sogar umbenennen. Es sei schlichtweg unehrlich, den Nutzenden die Möglichkeit zu bieten, "Ask App Not To Track" auszuwählen, ohne den entsprechenden Schutz tatsächlich garantieren zu können.

Apropos Apple: Nachdem eine Sammelklage gegen das Unternehmen eingeleitet wurde, spricht Apple den Entwicklern im App Store nun mehr Freiheiten zu. Mehr dazu lesen Sie hier.

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