Podium Datacenter

Roger Semprini von Equinix sagt, was ein RZ leisten muss

Uhr
von Coen Kaat

Die Grossen haben die Schweiz entdeckt: Google und Microsoft sind mit eigenen Rechenzentren hierzulande vertreten. Aber was bedeutet dies für die kleinen und die lokalen Anbieter? Die Antwort weiss Roger Semprini, Managing Director von Equinix Schweiz.

Roger Semprini, Managing Director von Equinix Schweiz. (Source: zVg)
Roger Semprini, Managing Director von Equinix Schweiz. (Source: zVg)

Was muss ein RZ-Betreiber heute bieten, um morgen noch im Geschäft zu sein?

Roger Semprini: Interconnection ist zentral. Der direkte, private Austausch von Daten wird immer mehr zum Standard für Unternehmen, die sich auch morgen in der digitalen Welt behaupten wollen. Interconnection soll als Selfservice einfach und schnell verfügbar sein, sodass Kunden Verbindungen innerhalb oder zwischen Märkten weltweit in wenigen Minuten herstellen und verwalten können. Wichtig sind auch mehrere RZ-Standorte, damit sich ein Kunde in verschiedenen RZs aufstellen und direkt physisch sowie virtuell mit jedem anderen Kunden und auch Cloud-Service-Anbietern verbinden kann.

Welche technologischen Trends prägen aktuell den Markt?

Alle sagen Connectivity, aber nicht alle haben sie. Für Digitalisierungstrends, inklusive etwa künstliche Intelligenz, braucht es den extrem schnellen Austausch der Daten. Ein RZ muss diesen ermöglichen. In einem RZ beginnt das Enablement der Digitalisierung, der Konnektivität und damit der Technologietrends. Traditionelle Formen der Konnektivität werden den hohen Anforderungen digitalisierter Unternehmen nicht mehr gerecht.

Was sind derzeit die lohnendsten Zielmärkte für RZ-Betreiber?

Alle Märke mit hohem Traffic sind interessant. Sogenannte Netzwerkknotenpunkte mit einer hohen Dichte an Carriern und Zugang zu hunderten Netzwerken, durch die viel Business abgewickelt wird, können irgendwo auf dem Globus sein. In Europa etwa sind London und Frankfurt wegen der Finanzmärkte sehr interessant; ebenso Amsterdam, da dort die Unterseekabel aus Übersee an Land kommen. Die Schweiz ist für Equinix strategisch wichtig aufgrund der sehr hohen Qualität der Infrastruktur, die wir im ganzen Land haben. Zürich und Genf sind Traffic-intensive Knotenpunkte. Dies beweist unter anderem das dichte Ökosystem in unseren Rechenzentren.

Wie können sich kleine RZ-Betreiber von den grossen, internationalen Anbietern differenzieren?

Ein kleiner RZ-Betreiber soll seinen lokalen Fokus unbedingt behalten und für internationale Kunden mit Connectivity-Anforderungen mit einem namhaften, globalen Anbieter zusammenarbeiten.

Welche Chancen bietet das RZ-Geschäft für Fachhändler, Integratoren, Systemhäuser?

Wir zählen rund 10'000 Kunden weltweit. Fachhändler, Integratoren sowie Systemhäuser können in diesem Ökosystem über unseren Marketplace ihre Services verkaufen und direkt auch Services beziehen. Das heisst, Spezialisten und Experten können voneinander profitieren und gute Geschäfte generieren.

Die Antworten der übrigen Podiumsteilnehmer:

  • Mathias-Ulrich Koch, Datahub: "Heute reicht es nicht mehr, eine exzellente sichere Burg zu bauen."

  • Thomas Knüsel, Cyberlink: "Bei der Datenspeicherung wird der Einsatz von Object Storage immer beliebter."

  • Thomas Liechti, Mount10: "Persönlicher Support wird immer essenzieller aufgrund höherer Anforderungen an die Verfügbarkeit."

  • Volker Ludwig, E-Shelter: "Grundbedingung ist ein hochsicheres, redundant ausgelegtes und energieeffizientes Rechenzentrumsdesign."

  • Dieter Moser, CKW Fiber Services: "Der Trend zum Outsourcing von IT-Leistungen wird von den verschiedenen Cloud-Architektur-Varianten überlagert."

  • Jan-Pieter Nentwig, Interxion: "Je mehr Rechenleistung in die Clouds verschoben wird, desto weniger ausgelastet sind die eigenen Rechenzentren."

  • Martin Otzenberger, OIZ: "Schweizer RZ-Betreiber mit Datenhaltung in der Schweiz haben einen Vorteil gegenüber internationalen Grossanbietern."

  • Marco Stadler, Green: "Kleine RZ-Betreiber werden sich vermehrt über Services abheben müssen."

  • Ralph Urech, Data11: "Ergänzende Dienste wie Remote Hands oder Connectivity zu anderen Datacentern, Internet, Cloud werden wichtiger."

Webcode
DPF8_143452