Podium Datacenter

Jan-Pieter Nentwig von Interxion sagt, was den RZ-Markt bewegt

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von Coen Kaat

Die Grossen haben die Schweiz entdeckt: Google und Microsoft sind mit eigenen Rechenzentren hierzulande vertreten. Aber was bedeutet dies für die kleinen und die lokalen Anbieter? Die Antwort weiss Jan-Pieter Nentwig, Director Strategy and Marketing bei Interxion (Schweiz).

Jan-Pieter Nentwig, Director Strategy and Marketing bei Interxion (Schweiz). (Source: BENJAMIN HADAD)
Jan-Pieter Nentwig, Director Strategy and Marketing bei Interxion (Schweiz). (Source: BENJAMIN HADAD)

Was muss ein RZ-Betreiber heute bieten, um morgen noch im Geschäft zu sein?

Die relevanten Faktoren sind neben den Standardanforderungen für Sicherheit und Stromversorgung etc. auch eine hohe Netzwerkdichte, direkte Cloud-Anbindungen, eine hohe Anzahl von IT-Dienstleistern und die Präsenz von Internetknoten. Kurz gesagt eine hochvernetzte Community, die es dem Endkunden ermöglicht, eine zukunftsfähige Infrastruktur aufzubauen. Dies gilt insbesondere für Unternehmen, die Hybrid- oder Multi-Cloud-Anforderungen haben. Je mehr Rechenleistung in die Clouds verschoben wird, desto weniger ausgelastet sind die eigenen Rechenzentren. Hier lohnt es sich dann, über Colocation nachzudenken. Für die verbleibenden Workloads sind dann die oben genannten Faktoren entscheidend.

Welche technologischen Trends prägen aktuell den Markt?

Jeder kennt die aktuellen "Buzzwords" der Branche: Cloud, AI, Iot, Edge, Blockchain etc. Der konkreteste dieser Trends ist momentan natürlich Cloud, da es hier viele konkrete Projekte gibt und der Druck vonseiten des Marktes und oftmals auch des C-Levels enorm ist. Die anderen Trends sind eher in den Anfängen. Auch wenn wir immer wieder Kunden haben, die in dem einen oder anderen Bereich sehr fortgeschritten sind und ihren jeweiligen Markt anführen, stehen wir noch vor den weitgreifenden Umsetzungen dieser Trends.

Was sind derzeit die lohnendsten Zielmärkte für RZ-Betreiber?

Die hochvernetzten Rechenzentrumsbetreiber profitieren immer noch sehr stark von den grossen Cloud-Plattformen, die nach wie vor in grossem Ausmass Kapazitäten benötigen. Hinzu kommen auch "Digital Natives"-Unternehmen in den Bereichen Social und Digital Media sowie auch Consumer Retail. Aber auch zunehmend klassische Unternehmen, bei denen Colocation ein Teil ihrer Cloud-Strategie ist oder die sich digitalisieren und somit auf Vernetzung, direkten Cloud-Zugang und die Nähe zu den Internetknoten angewiesen sind.

Welche Chancen bietet das RZ-Geschäft für Fachhändler, Integratoren, Systemhäuser?

Aus meiner Sicht sind die Chancen für Dienstleister sehr gross, gerade wenn diese sich auf die Kernkompetenz der Dienstleistung konzentrieren und Dinge wie den Betrieb von Rechenzentren Unternehmen wie zum Beispiel Interxion überlassen. Hierdurch kann die Industrie effizienter arbeiten, da Synergien besser genutzt werden können. Besonders Dienstleister, die ihren Kunden helfen können, die Vorteile der Cloud effizient zu nutzen, können hochvernetzte Rechenzentren sehr gut für ihre Kunden einsetzen, um die Cloud-Architektur zu optimieren und die Migration besser umzusetzen.

Die Antworten der übrigen Podiumsteilnehmer:

  • Mathias-Ulrich Koch, Datahub: "Heute reicht es nicht mehr, eine exzellente sichere Burg zu bauen."

  • Thomas Knüsel, Cyberlink: "Bei der Datenspeicherung wird der Einsatz von Object Storage immer beliebter."

  • Thomas Liechti, Mount10: "Persönlicher Support wird immer essenzieller aufgrund höherer Anforderungen an die Verfügbarkeit."

  • Volker Ludwig, E-Shelter: "Grundbedingung ist ein hochsicheres, redundant ausgelegtes und energieeffizientes Rechenzentrumsdesign."

  • Dieter Moser, CKW Fiber Services: "Der Trend zum Outsourcing von IT-Leistungen wird von den verschiedenen Cloud-Architektur-Varianten überlagert."

  • Martin Otzenberger, OIZ: "Schweizer RZ-Betreiber mit Datenhaltung in der Schweiz haben einen Vorteil gegenüber internationalen Grossanbietern."

  • Roger Semprini, Equinix: "Wichtig sind auch mehrere RZ-Standorte, damit sich ein Kunde in verschiedenen RZs aufstellen kann."

  • Marco Stadler, Green: "Kleine RZ-Betreiber werden sich vermehrt über Services abheben müssen."

  • Ralph Urech, Data11: "Ergänzende Dienste wie Remote Hands oder Connectivity zu anderen Datacentern, Internet, Cloud werden wichtiger."

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