So hat sich der Schweizer Cloud-Markt im vergangenen Jahr entwickelt

Wie hat sich der Schweizer Cloud-Markt im vergangenen Jahr entwickelt?

Frédéric Brunier: Die lokale Präsenz der Hyperscaler führte 2021 zu einem grossen Wachstum, das 2022 durch den Region-Launch von AWS nochmals beschleunigt werden wird. Auch der PaaS- und SaaS-Markt wächst überproportional stark. Unternehmen haben erkannt, dass ein reines Lift & Shift langfristig nur bedingt Vorteile verschafft. Die Nachfrage nach industriespezifischen Cloud-Lösungen mit branchenspezifischen Fähigkeiten wird daher immer grösser.

Welche technologischen Trends treiben den Markt zurzeit an?

Die hybride Cloud ist ein starker Trend. Für Unternehmen ist ein Public-Cloud-Modell aus regulatorischen, rechtlichen und teilweise technischen Gründen nicht sinnvoll. Auch serverlose Architekturlösungen werden für Unternehmen, die sich ohne grosse Investitionen einen Wettbewerbsvorteil verschaffen wollen, immer wichtiger. Nennenswert sind auch Trends wie Edge Computing, AI-basierte Services wie NLP und Green Tech.

Frédéric Brunier, Senior Managing Director Business & Technology Strategy bei Accenture Schweiz. (Source: zVg)

Ist die Multi-Cloud für jedes Unternehmen die richtige Lösung?

Multi-Cloud ist meist der präferierte Ansatz. Neben der besseren Position bei Vertragsverhandlungen sprechen auch die erhöhte Skalierbarkeit und die reduzierte Ausfallwahrscheinlichkeit dafür. Die Multi-Cloud verursacht aber eine höhere Komplexität des Set-ups und einen grösseren Orchestrierungsaufwand, und Kompatibilitätsprobleme zwischen den Anbietern oder höhere Betriebskosten sind möglich.

Wie kann ein MSP mit der Cloud heute noch Geld verdienen?

Die Cloud-Migration erfordert spezialisierte Fähigkeiten und ein tiefes Verständnis der Cloud-Umgebung. Der Fokus im MSP-Geschäft liegt dabei u.a. auf der Geschäftsprozess-Transformation und der Etablierung der Cloud-"Foundation". MSPs können zudem via Datenaufbereitung oder Analytics-Competence-Center-Services den Weg für eine moderne Datengrundlage in der Cloud ebnen.

Was müssen IT-Dienstleister in Bezug auf Datenschutz und das DSG beachten?

Behörden haben aufgrund des hohen Auswirkungspotenzials auf die ­Finanzmarktstabilität ein Auge auf Auslagerungen. Lock-in-Effekte bei CSPs, die Sicherstellung der Geschäftskontinuität im Fall eines Ausstiegs und die Leistungsüberwachung müssen geregelt und mögliche Bedrohungen adressiert werden. Die Cloud-Nutzung unter Einhaltung aller regulatorischer Anforderungen muss daher sorgfältig geklärt werden.

Die Antworten der weiteren Teilnehmenden des Podiums:

• Manuel Altermatt, Google: "Der Multi-Cloud-Ansatz ist sinnvoll, wenn Unternehmen eine hohe Flexibilität wünschen."

• Roman Feierabend, iSolutions: "Dienstleister müssen aufgrund des DSG neue Beratungskompetenzen entwickeln."

• Florian Köppli, Nutanix: "Eine Single-Cloud muss nicht zwangsläufig Alternativen ausschliessen.”

• Thomas Kreser, Interxion: "Egal ob Multi- oder Single-Cloud, die Zukunft wird hybrid."

• Oliver Schalch, CEO von Bithawk: "Single Cloud? Multi-Cloud? Keiner der beiden Ansätze ist dominant."

• Christoph Schnidrig, AWS: "Die Datensicherheit hat höchste Priorität."

• Roger Semprini, Equinix: "Der Markt beschleunigt sich nach wie vor."