Wo das Marktpotenzial im Geschäft mit Büro-IT liegt
Wie sieht der moderne Arbeitsplatz aus? Sitzt man künftig noch vor einem Notebook? Oder schliesst man direkt das Smartphone an die Docking-Station an? Die Antworten hat Christian Speck, Geschäftsführer von Bechtle Schweiz.
Was waren in den vergangenen 12 Monaten die wichtigsten Entwicklungen im Geschäft mit IT für den Arbeitsplatz?
Christian Speck: Wir stellen neue Anforderungen an kollaborative Arbeitskonzepte und damit auch an Bürokonzepte fest. Unternehmen wollen ihren Mitarbeitenden moderne Meetingräume mit neuesten Konferenzsystemen bieten und damit das Zusammenarbeiten im Büro und remote unterstützen. Hersteller haben neue technische Features entwickelt, die dies zusätzlich vereinfachen. Dazu gehören beispielsweise die aktive Geräuschunterdrückung bei Headsets, längere Akkulaufzeiten bei Notebooks oder bessere Kameras. Auch im Security-Umfeld wurden Lösungen entwickelt, die Endgeräte besser schützen.
Braucht der moderne Arbeitsplatz noch einen PC oder ein Notebook? Was ist mit Thin Clients oder immer leistungsstärkeren Smartphones?
Ja, das braucht er. Wir stellen bei unseren Kunden und bei unseren eigenen Mitarbeitenden selbst fest, dass leistungsstarke Geräte erwartet werden, die es ermöglichen, jederzeit und von überall her zu arbeiten.
Welche Vor- oder Nachteile muss man bedenken, wenn man sich für Thin Clients statt für traditionelle PCs oder Notebooks entscheidet?
Gerade dort, wo der höchste Sicherheitsstandard erwartet wird und demnach keine Daten auf den Geräten lokal gespeichert sein dürfen, können Thin Clients zum Einsatz kommen. Der grösste Nachteil von Thin Clients besteht aus meiner Sicht darin, dass die Netzwerkverbindung ideal sein muss, damit alles einwandfrei funktioniert. Mobile Nutzerinnen und Nutzer können sie deshalb teilweise nur eingeschränkt verwenden.
Welchen Stellenwert hat das Schweizer Thin-Client-Geschäft?
Im Thin-Client-Geschäft sind wir in den vergangenen Jahren konstant geblieben. Das Geschäft ist zwar weiterhin wichtig; für uns ist es im Vergleich zum PC- und Notebook-Markt aber eher ein Nischengeschäft. Bei den Notebooks sind wir konstant gewachsen. Dank unserer innovativen Lösungen in dem Umfeld sehen wir für Bechtle Schweiz auch für die Zukunft ein Wachstum in diesem Bereich.
Wie viel Marktpotenzial ist im Geschäft mit Arbeitsplatz-IT (noch) vorhanden? Oder ist der Markt nach dem Lockdown-Schub der vergangenen Jahre bereits abgegrast?
Ein neues Gerät und fertig ist der moderne Arbeitsplatz? So einfach ist das nicht. Heute geht es nicht nur darum, wie man von überall her arbeiten kann, sondern wie man neue Arbeitsplatzkonzepte nutzen kann, um sich als moderner Arbeitgeber am Markt zu positionieren und damit Fachkräfte länger an das eigene Unternehmen zu binden. Das Potenzial für ganzheitliche Modern-Workplace-Konzepte und unsere Managed-Services-Angebote ist gross. Damit stellen unsere Kunden eine höhere Produktivität und eine schnellere und transparentere Kommunikation sicher. Prozesse können optimiert und die Zusammenarbeit verbessert werden.
Die Antworten der weiteren Teilnehmenden des Podiums:
- Andre Carvalho, HP: "Unternehmen bevorzugen weiterhin 'Fat Clients' wie Notebooks und Desktops."
- Tim Deutschmann, Fujitsu: "Die Bedeutung von Thin Clients wird weiter abnehmen."
- Friedrich Frieling, BCD-Sintrag: "Die Wahrheit ist, dass es eben kein 'Wunschlos glücklich'-Device gibt."
- Oliver Hunziker, RN IT-Unit: "Ein moderner Arbeitsplatz benötigt immer mehr Bildfläche."
- Gregor Naef, Achermann ICT-Services: "Die 'Journey to New Work' geht in die entgegengesetzte Richtung von Thin Clients."
- Claudio Nessi, Igel: "Die Arbeitsaufgaben definieren das Endgerät."
- Frank Thonüs, Dell: "Auch das leistungsstärkste Smartphone kann den PC oder das Notebook niemals ersetzen."
- Lars Zängerle, UMB: "Thin Clients und VDI gehören zu einem kompletten Modern-Work-Portfolio dazu."