Marktanalyse Videoüberwachung

Achtung Kamera!

Uhr | Updated

Der Markt für netzwerkfähige Überwachungskameras boomt. Unternehmenskunden wie private Konsumenten versprechen sich mehr Sicherheit durch die Kamera im Geschäft oder zuhause. Das freut insbesondere die Kamera-Industrie, die nach neuen Absatzmärkten sucht, und den Handel. Doch gerade Fachhändler müssen einige Stolperfallen beachten.

Das Baby in der Wiege oder der Diamant in der Vitrine: Alles, was Menschen lieb und teuer ist, soll überwacht werden. Einer Umfrage des Branchenmagazins HE-Inside zufolge, durchgeführt unter privaten Endkunden, fühlten sich 30 Prozent der Befragten unsicherer als noch vor zehn Jahren. Ein Fünftel der Befragten würde am liebsten eine Überwachungskamera installieren. Die technische Entwicklung fördert zusätzlich den Absatz (und Einsatz) der elektronischen Späher. Denn im Vergleich zu analogen Kamerasystemen können Anwender die digitalen Überwachungskameras leicht in ein Netzwerk einbinden und Aufzeichnungen auf Speicherkarten oder Festplatten sichern. Sie können sogar die Bilder über das Smartphone via Mobilfunknetz abrufen. Der Einsatz gestaltet sich also einfach, und die Preise für Kameras beginnen bei unter 100 Franken.

Neue Märkte gesucht

Über das wachsende Sicherheitsbewusstsein freuen sich auch die Kamerahersteller. Der Grund ist einfach: Kompakt- und Spiegelreflex- Kameras werden weniger nachgefragt. Deshalb suchen Produzenten wie Sony oder Marktführer Canon ihren Erfolg zunehmend auch im Sicherheitsmarkt. Dieser ist gemäss Canons CEO Fujio Mitarai "riesig", wie er gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters diesen Sommer sagte. Canon erhofft sich Einnahmen von einer Milliarde Dollar jährlich. Der Hersteller stützt sich dabei wie Sony auf seine eigene Entwicklungsabteilung für Sensoren und Objektive.

Der ebenfalls in Japan beheimatete Mitbewerber Panasonic zählt bereits zu den Branchengrössen, wenn es um die Sicherheit geht. Laut Reuters verdiente Panasonic im ersten Quartal dieses Jahres 136 Millionen Dollar mit Überwachungskameras und schätzt, dass seine Umsätze im Sicherheitsgeschäft dieses Jahr um 15 Prozent wachsen werden.

Wachstum am Speichermarkt

Von diesem Boom profitieren auch Branchen, die ergänzende Technik liefern, wie etwa Storage für die Aufzeichnung von Bildern. Die Aufnahmen, die auf Festplatten oder in der Cloud gespeichert werden, steigern den Datenbestand zunehmend: Weltweit werden täglich 413 Petabyte an Daten aus der Videoüberwachung erzeugt. Das entspricht der vierfachen Menge an Fotos und Videos, die im Februar 2012 auf Facebook hochgeladen wurde, wie IHS iSuppli vorrechnet.

Den Analysten zufolge wird der Markt für netzwerkfähige Überwachungskameras plus Zubehör bis 2016 auf über 25 Milliarden US-Dollar anwachsen. Die Zahlen werden gestützt von den Kollegen von Markets-and- Markets, die für den Zeitraum 2011 bis 2016 eine durchschnittliche Wachstumsrate von gut 19 Prozent pro Jahr prognostizieren. IHS iSuppli beleuchtete bei seiner Analyse zusätzlich die geografische Entwicklung: Dieses Jahr steigen die Umsätze in Westeuropa voraussichtlich um 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr. In den Alpenländern Schweiz und Österreich sogar um über 19 Prozent.

Gesetze beachten

Was nach einem glänzenden Geschäft für den Fachhandel aussieht, hat jedoch seine Tücken. Denn Kameras können nicht einfach so gekauft, installiert und betrieben werden. Der Eidgenössische Datenschutzund Öffentlichkeitsbeauftragte (EDÖB) weist auf seiner Website darauf hin, dass der Einsatz von Videokameras dem Bundesgesetz über den Datenschutz untersteht.

Dieses gilt, wenn Personen auf den Aufnahmen erkennbar sind. Videoüberwachung darf etwa nur eingesetzt werden, wenn die betroffenen Personen zustimmen oder ein überwiegendes öffentliches oder privates Interesse oder ein Gesetz dies rechtfertigt. So ist eine Kamera bei einem Juwelier zum Schutz vor einem Einbruch oder für Aufklärung nach einem Überfall gerechtfertigt. Die Live-Bilder einer Party, um Gäste anzulocken, hingegen nicht, um nur zwei Beispiele zu nennen.

Wer hier als Fachhändler zum Mitwisser wird, kann auch Schwierigkeiten mit dem Gesetz bekommen. Das bedeutet, dass Fachhändlern mit dem Verkauf von Sicherheitskameras zwar ein gutes Geschäft winkt. Es heisst aber auch, dass sie sich und ihre Kunden ausführlich informieren müssen.

Webcode
HQKVR4LU