HP mit Umstrukturierungen im Aufschwung

Grosser Umbau bei Hewlett-Packard

Uhr | Updated
von Matthias Niklowitz

Die jüngsten IDC-Zahlen zeigen, dass HP seinen Markanteil bei PCs wieder gesteigert hat. Grund für den Aufschwung ist laut den Analysten von Raymond James ein überzeugendes Auftreten von HP-Chefin Meg Whitman.

HP-Angestellte fürchten sich ein wenig vor dem 23. Mai. An diesem Tag wird der Computerkonzern über das laufende zweite Geschäftsquartal berichten und dabei, wie es unternehmensintern aus mehreren Quellen heisst, möglicherweise einen grossen Job-Abbau bekanntgeben.

Nicht nur durch die Zusammenlegung des Computer- und Printergeschäfts (Personal Systems Group und Imaging and Printing Group) ergeben sich zahlreiche Doppelspurigkeiten und Einsparmöglichkeiten. Auch die Services-Sparte, die vor allem aus der Akquise EDS besteht, hat offenbar gravierende Probleme. Und was geschieht mit Palm, dem ehemaligen Handheld- Hersteller, der mit einem viel versprechenden Betriebssystem übernommen worden war? Auch intern hat man von weiteren Plänen nichts mehr gehört. Die 1,5 Milliarden USDollar hätte man besser in Apple-Aktien investiert (Kursplus seither: 200 Prozent).

Nach aussen sichtbar ist die Malaise des Unternehmens am Aktienkurs. Dieser liegt knapp 40 Prozent niedriger als noch vor zwölf Monaten und ein Viertel unter dem kleinen Zwischenhoch vom Februar. Im Februar hatte HP in Las Vegas eine Reihe neuer und optisch sehr gelungener Workstations vorgestellt. Einige Beobachter sahen HP schon auf viel versprechendem Aufholkurs zu Apple & Co.

Und es gibt auch einige weitere Lichtblicke: So zeigen die jüngsten IDC-Zahlen, dass HP seinen Marktanteil bei PCs wieder gesteigert hat. In den USA war der höchste Marktanteil erreicht worden, den HP jemals erzielt hatte – auf Kosten von Dell notabene. Und auch Lenovo, das noch Ende 2011 wie die baldige Nummer eins ausgesehen hatte, verlor Marktanteile.

Grund für den Aufschwung bei HP ist laut den Analysten von Raymond James ein überzeugendes Auftreten von HP-Chefin Meg Whitman. Sie dämpft die Direktverkäufe zugunsten des überaus wichtigen Channels, wie sie an ihrer Firmenveranstaltung in Las Vegas sagte, und bekannte sich auch explizit zur "HP Inside"-Strategie des PCGeschäfts, das weiterhin zu den Kerngeschäften gezählt wird.

Deutlich skeptischer als die Industrieanalysten sind die Finanzanalysten. "Veränderungen vorzunehmen, ändert die Sache nicht", heisst es bei Evercore, "begrenzte strategische Wirkung" konstatierten die Analysten von Goldman Sachs. Sie geben dem neuen Spartenchef Todd Bradley, der auch intern umstritten ist, weniger Kredit als dem jetzt in Pension gehenden Druckerspartenchef Vyomesh Joshi.

"HP ist aufgewacht", sagen dagegen die Analysten von Jyske – die Probleme bei HP seien hausgemacht und würden jetzt endlich mit der organisatorischen Vereinfachung angegangen. Hinzu kommt die Knappheit an Festplatten, die es leichter machen dürfte, höhere Preise bei PCs und Notebooks durchzusetzen. Und auch bei der Ausrüstung für Rechenzentren (Server, Speichersysteme, Netzwerkausrüstung) dürfte HP weiter vom Boom der datenhungrigen Smartphones profitieren.

Gespalten sind denn auch die Meinungen der Analysten – die meisten haben die Aktie auf "Halten" gestellt, was einer impliziten Verkaufsempfehlung nahekommt. Die Kaufempfehlungen überwiegen die expliziten Verkaufsempfehlungen. Möglicherweise werden etliche Analysten nach dem 23. Mai ihre Prognosen noch einmal korrigieren – nach oben.

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