Der heimliche Exportschlager ICT

Käse, Schoggi oder doch eher ICT?

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Wenn die Schweiz und das Wort Export im gleichen Satz genannt werden, denken viele zunächst an Käse und Schokolade. Vielleicht auch noch an Uhren. Tatsächlich scheinen aber Schweizer ICT-Dienstleistungen und -Waren die Stars unter den Exportgütern zu sein.

ICT Switzerland hat das Basler Unternehmen Econlab mit der Erstellung einer detaillierten Aussenhandelsstatistik für die Schweizer ICT-Branche beauftragt. Die ICT-Warenexporte sind zwar nach Angaben von ICT Switzerland in den Statistiken der Eidgenössischen Zollverwaltung erfasst, doch fehlt diesen eine Datenquelle auf Branchenebene.

16'637 steuerpflichtige ICT-Unternehmen

Econlabs Studie basiert deshalb auf den Mehrwertsteuerdaten. Dies habe einerseits eine Quasi-­Vollerhebung ermöglicht und andererseits den Vorteil gehabt, dass alle Unternehmen einen Anreiz gehabt hätten, Exporte exakt auszuweisen. Denn in diesem Fall ist keine Mehrwertsteuer geschuldet und man spricht von einer sogenannten echten Steuerbefreiung. Der grosse Nachteil der Mehrwertsteuerstatistik liege allerdings in Handelsfirmen. Diese würden die Statistik aufblähen und das Ergebnis verzerren. Aus diesem Grund schloss Econlab Unternehmen mit einem zu hohem Exportanteil aus der Studie aus.

Unter dem Strich blieben für das Jahr 2011 insgesamt 16 637 steuerpflichtige ICT-Unternehmen. Vier von fünf, respektive 13 459 davon, erbringen primär IT-Dienst­leis­tungen. Die Mehrheit von ihnen hat ihren Fokus in der IT-­Beratung (6545) beziehungsweise der Erbringung von Programmierungsdienstleistungen (5315). Nur ein Siebtel der Grundgesamtheit (2371) stellen die Teilbranchen IT-Hardware und IT-Grosshandels­­unter­nehmen. Telkos sind mit 5 Prozent am schwächsten ver­treten.

ICT sechsmal bedeutender als Käse und Schokolade

Davon ausgehend ergab sich für die Schweizer ICT-Branche eine Gesamtexportsumme in Höhe von mindestens 8,8 Milliarden Franken. 54 Prozent davon entfielen auf die Teilbranche IT-Hardware. Gefolgt von Grosshandel mit 16 Prozent und Telekom mit 11 Prozent. Im Hinblick auf die Exportregionen zeigten sich Zürich und Genf am stärksten mit je 2,5 Milliarden Franken Exportvolumen. Einen überdurchschnittlich hohen Anteil am Gesamtexport machte der ICT-Sektor auch im Kanton Tessin und in der Grossregion Ostschweiz mit 24 respektive 23 Prozent aus.
Die gesamtwirtschaftlich drittgrösste Region Nordwestschweiz spielte in der exportorientierten ICT hingegen eine eher untergeordnete Rolle. Mit 311 Millionen Franken lag der Anteil am Gesamtumsatz in der Region nur bei etwa 6 Prozent. Zurückzuführen sei dies unter anderem auch auf die geringe Bedeutung des Exports für die Nordwestschweizer Unternehmen der Teilbranchen IT-Hardware und Grosshandel.

Angesichts dieser Zahlen zählen Schweizer ICT-Produkte und Dienstleistungen zu den zehn wichtigsten Exportgütern und sind vergleichbar mit dem Warenhandel von Edelmetallen und Schmucksteinen oder der gesamten Landwirtschaft. Käse und Schokolade bilden hingegen das Schlusslicht der Rangliste. Gemeinsam kommen sie nur auf 1,33 Milliarden Franken, was weniger als einem Prozent des gesamten schweizerischen Aussenhandels entspricht. Damit ist die Schweizer ICT im Vergleich zu den beiden vermeintlichen, international bekannten Exportschlagern sechsmal bedeutender.

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