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Udo Schnurr, Technical Director, Lanexpert, Niederlassungen in Zürich und Bern

Uhr | Updated
von Marc Landis
Udo Schnurr, Lanexpert
Udo Schnurr, Lanexpert

Wie muss sich der Channel aufstellen, um in Verkauf und Implementierung von Virtualisierungslösungen erfolgreich zu sein?

 

Udo Schnurr: Im klassischen Hard- und Software-Geschäft sind die Aufgaben und Zuständigkeiten der Channel-Player (Hersteller, Distributor, Reseller) in der Lieferkette klar verteilt. Virtualisierung bietet ganz neue Möglichkeiten zur Flexibilisierung und Effizienzsteigerung von IT-Infrastrukturen beim Kunden. Der letztlich realisierte Produktnutzen hängt aufgrund der gestiegenen Komplexität aber stark vom richtigen Einsatz der richtigen Produkte ab. Hier kommt in zunehmendem Masse die beratende Tätigkeit der Systemintegratoren zum Tragen, da der Wert einer Lösung (und deren TCO) zunehmend durch richtige Produktauswahl, Lösungsdesign und letztlich einer soliden Umsetzung bestimmt wird.

Wohin entwickelt sich der Markt im Zusammenhang mit Virtualisierung?

Virtualisierung ist im Datacenter gestartet und durchdringt immer mehr Lebensbereiche im Alltagsleben, bis hinein ins Wohnzimmer. Als Beispiel sei hier der virtualisierte Videorecorder der Internet-TV Anbieter genannt. Mit geringem Kapitaleinsatz können innovative (Cloud-) IT-Unternehmen neue Märkte erschaffen, während andere konventionelle Geschäftsmodelle (Videotheken) in Zukunft nicht mehr existieren werden. Was sich virtualisieren lässt, wird virtualisiert werden. Wenn früher Virtualisierung als reines Mittel zur Konsolidierung galt, wird es immer mehr zum Enabler für innovative Lösungen. Datacenter-Beispiele hierfür sind vereinfachte Lösungen im Bereich High-Availability, Disaster-Recovery, agentfreies Backup (und Restore) und Migrationen.

Muss der Reseller Angst haben, dass er durch die fortschreitende Virtualisierung wegrationalisiert wird?

Handel ist Wandel. Es überlebt, wer sich auf Veränderungen im Marktumfeld am Besten einstellen kann. Das wird sich auch mit dem Trend zur Virtualisierung nicht ändern und wer Angst vor Veränderung hat, wird nicht erfolgreich sein können. Es gilt hier vielmehr die Chancen zu Nutzen, die die Virtualisierung bietet. Das Hardware- und Lizenzgeschäft als solches wird bestehen bleiben, da am Ende auch virtualisierte Lösungen eine Plattform brauchen. Ich erwarte aber eine Konsolidierung hin zu immer weniger, dafür grossvolumigeren Aufträgen und letztlich verstärktem Wettbewerbsdruck. Neue Chancen ergeben sich konkret im Weiterverkauf von Cloud Services und im Bereich der Consulting-Dienstleistungen, da durch die Möglichkeiten der Virtualisierung die Produkte und Lösungen beratungsintensiver werden.

Welchen Status haben Virtualisierungslösungen heutzutage bei der Bereitstellung von IT-Dienstleistungen in Unternehmen?

Im Datacenter-Umfeld, also Server, Storage und Netzwerk ist Virtualisierung zur Commodity geworden, die von Kunden aller Grössen und Branchen produktiv eingesetzt wird und eine hohe Akzeptanz geniesst. Anders sieht es noch am Endbenutzer-Arbeitsplatz aus. Dort ist aufgrund der grösseren Vielfalt der Geräte, Anwendungen und Benutzeranforderungen die Virtualisierung noch nicht so weit vorgedrungen und beschränkt sich auf ausgewählte Einsatzszenarien. Server Based Computing mit Terminal-Lösungen ist hierbei sicher das am meisten verbreitete Anwendungsszenario. Aufstrebende Technologien wie Applikationsvirtualisierung, VDI, Client- und Mobiltelefon-Hypervisor verbreiten sich nur langsam. Wir beobachten aber gerade in diesem Segment, wie Lösungen aus dem Consumer-Markt vom Endanwender in die Unternehmen gebracht werden. Beispiel Applikationsvirtualisierung: Während hier Enterprise-Virtualisierungslösungen nur langsam Boden gewinnen konnten, schafften Smartphone- und Tablet-Applications - als erfolgreichste Form der Applikationsvirtualisierung - es aus zentralisierten Application-Stores heraus binnen kürzester Zeit in viele Jackentaschen. Und mittlerweile beobachten wir in eigenen Projekten, dass diese Produkte auch für Unternehmensanwendungen erfolgreich übernommen werden.

Wo sehen Sie Probleme/Herausforderungen im Geschäft mit Virtualisierungslösungen?

Die grösste Herausforderung ist die steigende Komplexität und die immer kürzeren Innovationszyklen. Mittlerweile kann man alles virtualisieren und das kann für den Kunden verwirrend sein. Es müssen ein klares und durchgängiges Konzept erarbeitet und die einzelnen Schritte auf dem Weg zur Lösung behutsam durchgeführt werden. Hierzu ist es entscheidend, dass der Kunde von einem Partner unterstützt wird, welcher die Gesamtsicht hat, mit dem Kunden den optimalen Virtualisierungsgrad erarbeiten kann und ihm auch nach der Implementation beratend und begleitend zur Verfügung steht. Hierzu legen wir einen grossen Fokus auf die Aus- und Weiterbildung unser Engineers und Architekten. Ein grosses Problem liegt im Bereich der Lizenzierung. Viele Softwarehersteller bieten noch Lizenzierungsmodelle, die rein hardwarebasiert sind und sich häufig nicht oder nur schwierig auf virtuelle Umgebungen übertragen lassen und zu einer Verunsicherung der Kunden führen.

Wie sind die Zukunftsaussichten im Geschäft mit Virtualisierungslösungen?

Positiv. Wir haben in der Lanexpert als innovativem Systemintegrator bereits früh auf Virtualisierungstechnologien gesetzt und konnten damit sehr gute Wachstumsraten erzielen. Wir freuen uns als Innovations-Systemhaus bei allen wichtigen Herstellern in diesem Markt jeweils höchste Partnerstati erreicht zu haben und unseren Kunden so unabhängig beraten und in ihren Projekten begleiten zu können.

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