VMware und Speicher

Warum Zürich fast 40 Millionen Franken für Informatik ausgibt

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von René Jaun und jor

Die Stadt Zürich gibt 14,5 Millionen Franken für den Ersatz ihrer Speicherinfrastruktur aus. Im Sommer 2025 vergab der Zürcher Stadtrat zudem einen 25 Millionen Franken schweren Auftrag an VMware. Dass er dies freihändig tat, blieb nicht ohne Widerspruch.

(Source: rh2010 / stock.adobe.com)
(Source: rh2010 / stock.adobe.com)

14,5 Millionen Franken soll die Stadt Zürich zwischen 2025 und 2030 in neue Speicherinfrastruktur investieren. Einen entsprechenden Beschluss fasste der Stadtrat im September 2025.

Die geplante Investition umfasst demnach Komponenten aus den Bereichen Storage Area Network (SAN), Block Storage, Network Attached Storage (NAS) und Object Storage. Ebenfalls enthalten ist eine Backuplösung für die NAS-Systeme.

"Die Informatik-Speicherinfrastruktur ist ein zentrales Element der Informatik-Basisinfrastruktur", schreibt der Stadtrat. Die verschiedenen Komponenten (Block Storage, NAS oder Object Storage) übernehmen dabei unterschiedliche Speicheraufgaben.

Die aktuelle Speicherinfrastruktur habe ihr Lebensende erreicht. Sie regelmässig zu ersetzen, sei zwingend, schreibt der Stadtrat. Dies sei "notwendig, um den Nutzerinnen und Nutzern eine funktionierende, die bestehenden Anforderungen abdeckende Informatik-Infrastruktur zur Verfügung stellen zu können und ihnen damit den Einsatz von Informatikmitteln zu ermöglichen, die einem zeitgemässen Standard entsprechen". Sachlich, zeitlich und örtlich bestehe somit kein erheblicher Handlungsspielraum, fügt der Stadtrat hinzu.

5,6 Millionen Franken für Hardware

Das Ersetzen der Infrastruktur dauere rund 4 Jahre und "ist ein komplexes Vorhaben, das die Verfügbarkeit, Stabilität, Sicherheit und Zuverlässigkeit der gesamten Informatik der Stadt beeinträchtigen kann". Entsprechend achte man bei der Beschaffung auf eine lange Lebensdauer der Komponenten, um solche "umfassenden und risikoreichen Eingriffe so selten wie möglich durchführen zu müssen".

Etwas mehr als ein Drittel (5,6 Millionen Franken) der 14,5 Millionen Franken fliessen laut der Detailaufstellung in Infrastrukturkomponenten, also Hardware. Dahinter kommen Softwareinvestitionen, also Kauflizenzen, für etwas unter 2,5 Millionen Franken. Insgesamt sind für einmalige Informatikausgaben 10,5 Millionen Franken vorgesehen. Dazu kommen 2,58 Millionen Franken Betriebskosten, wobei hier Hardwarewartung (1,3 Millionen Franken) und Softwarewartung (1,05 Millionen Franken) die grössten Posten darstellen. Ebenfalls in den 14,5 Millionen Franken enthalten ist eine Sicherheitsreserve von 10 Prozent.

VMware-Komponenten für 25 Millionen Franken

An wen der Stadtrat den Auftrag für die Speicherinfrastruktur vergibt, will er in einem separaten Beschluss festlegen. Bereits vergeben hat die Stadt einen noch gewichtigeren Auftrag in Höhe von 24,75 Millionen Franken. Auch hier geht es um den Ersatz von Komponenten, nämlich von Serverinfrastruktur mit der dazugehörenden Virtualisierungs- und Automatisierungssoftware. Zürich vergab den entsprechenden Auftrag freihändig an VMware, das seit 2023 Broadcom gehört.

Dass der Stadtrat einen Zuschlag an VMware erteilt, ruft drei Regierungsratsmitglieder auf den Plan: Flurin Capaul (FDP), Barbara Wiesmann (SP) und Christian Häberli (AL) erinnern den Stadtrat in einer Anfrage daran, dass VMware seit der Übernahme durch Broadcom wegen seiner neu ausgerichteten Lizenz- und Produktpolitik in der Kritik stehe. Sie wollten nun vom Stadtrat wissen, inwiefern er Alternativen zu VMware geprüft habe.

Tatsächlich fand eine entsprechende Prüfung statt, wie der Stadtrat in seiner Antwort erklärt. So führte das Amt für Organisation und Informatik Zürich (OIZ) eine Marktanalyse durch und fand heraus, dass nur vier Hersteller (HyperV, Red Hat, Nutanix und VMware) "die in einem Enterprise-Umfeld zwingend geforderten grundsätzlichen Funktionen für Automatisierung, Server- und Speichervirtualisierung erfüllen können". Ein daraufhin erstelltes externes Gutachten sei zum Schluss gekommen, dass VMware derzeit die einzige Lösung sei, die sämtliche Anforderungen an eine systemübergreifende Virtualisierungs- und Automatisierungslösung gemäss den Vorgaben der städtischen Informatik erfülle.

Eine Virtualisierungslösung habe sich als wirtschaftlich sinnvoll erwiesen, erklärt der Stadtrat weiter. Dies unter anderem darum, weil die Virtuailsierungslösung im Vergleich zum Weiterbetrieb der bestehenden Lösung rund 30 Prozent an Betriebskosten einspare.

Wie der Stellungnahme des Stadtrates auch zu entnehmen ist, betreibt die OIZ im Rechenzentrum rund 1200 städtische Fachanwendungen. Von diesen "sind 11 auf dedizierten Servern installiert. Die übrigen Anwendungen laufen auf einer aus 600 physischen Servern bestehenden virtualisierten Plattform, auf der rund 7500 virtuelle Linux- und Windowsserver betrieben werden."

In der Stellungnahme veröffentlicht der Stadtrat auch Angaben zu den Kosten für Virtualisierungs- und Automatisierungslösungen in den vergangenen 10 Jahren. Laut OIZ gingen dabei 17,6 Millionen Franken an VMware. Dahinter folgt IBM AIX (Software) mit 7,3 Millionen Franken. 350'000 Franken kostete schliesslich die Virtualisierungslösung Red Hat Hypervisor/Red Hat KVM.

 

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