Broadcom greift durch

VMWare baut Partnerprogramm um - kleinere Partner vor dem Aus

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von Marc Landis und NetzKI Bot und fsi

Broadcom beendet das aktuelle Partnerprogramm von VMware und ersetzt es durch ein Einladungsmodell, das viele kleinere Anbieter ausschliessen dürfte. Auch das White-Label-Programm wird eingestellt, was Kunden zu Migrationen zwingen könnte.

(Source: CHUTTERSNAP / Unsplash.com)
(Source: CHUTTERSNAP / Unsplash.com)

Broadcom hat VMware-Channelpartner darüber informiert, dass das aktuelle Partnerrogramm beendet werde. Unter Berufung auf einen Blogpost des australischen IT-Dienstleisters Interactive meldet das IT-Infoportal "The Register", dass zahlreiche kleinere Partner nicht in das neue Programm eingeladen werden dürften. Interactive skizzierte die Änderungen in seinem Beitrag wie folgt:

Reduktion der Anzahl Partner: Das neue Programm sei nur auf Einladung zugänglich und reduziere die Anzahl der autorisierten Partner erheblich. VCSP-Partner, die keine Einladung erhalten, sollen am 15. Juli 2025 eine Kündigung erhalten.

Übergangsfrist bis 31. Oktober 2025: Nicht eingeladene Partner sollen Transaktionen bis zum 31. Oktober 2025 fortsetzen können. Danach dürften sie nur noch bestehende VCSP-Verträge für die Restlaufzeit bedienen.

Ende des White-Label-Programms: Broadcom werde das White-Label-Modell ebenfalls zum 31. Oktober 2025 einstellen. Es sollen dieselben kommerziellen Übergangsbedingungen gelten.

Sofortige Auswirkungen: Ausscheidende Partner würden ermutigt, mit autorisierten VCSP-Partnern zusammenzuarbeiten, um einen reibungslosen Übergang für Kunden zu sichern.

Fokus auf Hyperscale Private Compute: Broadcom forme seine Vision für Private Compute neu, bei der die VMware Cloud Foundation als Basis für eine kleine Anzahl von Hyperscale-Private-Cloud-Plattformen pro Region dienen solle.

Laut "The Register" und Interactive könnten sich für Kunden, deren Dienstleister aus dem Programm ausscheiden, mehrere negative Konsequenzen ergeben. Interactive warnt vor möglichen Problemen bei der Lizenzverlängerung über bisherige Partner, einer Beeinträchtigung der Servicequalität sowie potenziellen Verzögerungen bei Verlängerungen oder Serviceanfragen. Die Konsolidierung der Partnerlandschaft könnte zudem zu Kostensteigerungen durch Migrationen und reduzierten Bündelungsoptionen führen.

"The Register" berichtet zudem, dass Broadcoms Strategie auf eine Neuausrichtung des Private-Compute-Bereichs ziele, bei der die VMware Cloud Foundation die Basis für eine kleine Anzahl von Hyperscale-Private-Cloud-Plattformen in jeder Region bilden solle. Ausgeschiedenen Partnern werde nahegelegt, mit autorisierten VCSP-Partnern zusammenzuarbeiten, um einen reibungslosen Übergang für Kunden zu gewährleisten.

Gegenüber "The Register" bestätigt VMware die dargestellten Inhalte und nahm Stellung zu den Vorwürfen: "Broadcoms Strategie seit dem Abschluss der VMware-Übernahme war es, Vereinfachung, Konsistenz und Innovation im gesamten Go-To-Market-Ökosystem von VMware voranzutreiben, einschliesslich der VMware Cloud Service Provider (VCSPs). Die jüngsten Änderungen an diesem Ökosystem stehen im Einklang mit dieser Strategie. Broadcom konzentriert sich stärker und geht tiefer auf die VCSPs ein, die Engagement für ihre auf VMware basierenden Cloud-Dienste gezeigt haben. Dies wird es uns ermöglichen, einen grösseren Wert, eine stärkere Umsetzung und eine optimierte Erfahrung für Broadcoms VMware-Kunden aller Grössen zu liefern und durch unsere CSPs ein wirklich wettbewerbsfähiges Angebot für die Hyperscaler zu schaffen."

Zweite Umstrukturierung in 18 Monaten

Wie "The Register" anmerkt, ist dies die zweite bedeutende Umstrukturierung für VMware-Partner innerhalb von 18 Monaten. Im Januar 2024 hatte die Broadcom-Geschäftseinheit entschieden, Partner zu kündigen, deren VMware-basierte Clouds auf weniger als 3500 Prozessorkernen liefen. Dieser Schritt führte zu grosser Verunsicherung, da betroffene Dienstleister keine Lizenzen mehr erwerben konnten und Kunden zu Migrationen gezwungen waren.

Damals führte Broadcom für VMware als Reaktion auf die Bedenken aus der Community ein "White Label Program" ein. Dieses erlaubte es kleineren Cloud-Anbietern, Lizenzen von verbleibenden Primärpartnern zu erwerben. Nun wird dieses Programm also wieder eingestellt, was bedeutet, dass viele VMware-User erneut einen neuen Anbieter finden müssen.

Die wiederholten Änderungen dürften bei vielen Kunden und Partnern zu Verärgerung führen. Während Broadcom seine Entscheidungen stets als vorteilhaft für die Kunden darstelle und auf Erfolgsbeispiele wie die niederländische Bank ING verweise, höre das Magazin von vielen VMware-Kunden, die einen Wechsel der Plattform planten. Broadcom selbst verweist auf wachsende VMware-Umsätze als Beweis für den Erfolg seiner Strategie.

 

Broadcom hat den Virtualisierungsspezialisten VMware Ende 2023 definitiv übernommen, wie Sie hier nachlesen können. Der Kaufpreis belief sich auf 61 Milliarden US-Dollar.

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