Nachgefragt

Was macht eigentlich … Felix Weber?

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von Erhard Rüttimann

Felix Weber war 29 Jahre bei Swisscom tätig, davon sieben Jahre als Direktor der Telecom-Direktion Zürich. In dieser Zeit leitete er parallel auch das Grossprojekt «Change Telecom», mit dem er das Unternehmen auf die Deregulierung vorbereitete. Weber galt als Vordenker und Pionier und war einer der Ersten, der eine digitale Telefonvermittlungszentrale im Einsatz hatte. Vor elf Jahren wurde der Unternehmer unter den Managern pensioniert, mit 55 Jahren. Was er heute macht, erzählt er im Gespräch.

Felix Weber
Felix Weber

Im Jahr 2000 wurden Sie frühzeitig pensioniert. Was haben Sie danach gemacht?

Mit 55 Jahren in Pension zu gehen, war einfach super. Denn es war schon immer mein Traum, mit 55 nochmals etwas Neues zu machen. Was mir noch gefehlt hatte, war es, Eigenunternehmer zu sein, die Möglichkeit zu haben, selber zu befehlen. Ich wurde dann Mitgründer von drei Unternehmen und arbeitete nur mit jungen Leuten. Damit war auch gleich die Nachfolge geregelt und die Jungen hatten eine Zukunft.

Was waren das konkret für Unternehmen? Womit beschäftigten Sie sich?

Ich wollte etwas in den Bereichen Projektmanagement, Softwareentwicklung und Wissensmanagement machen. Die Firma, die wir damals dafür gründeten, ist die ITP Solutions AG. Es gibt sie heute noch und sie wird von den jungen Leuten geführt, die wir von Anfang an mit im Boot hatten.

Mit 55 Jahren lassen es die meisten etwas ruhiger angehen. Sie beginnen, etwas Neues aufzubauen.

Nein, ich habe immer schon Neues aufgebaut, mich an Neuem orientiert und vorausgeschaut. Ich wollte immer Dinge tun, denen ich einfach ansah, dass sie Zukunft haben. So wie Bluewin, das ich schon unterstützte, als es noch The Blue Window hiess. Oder eben das Wissensmanagement, das noch schläft, aber sehr wichtig ist. Ich lebe darum sechs bis acht Monate pro Jahr in Asien, um diesen Markt kennenzulernen.

Was können Asiaten von Schweizern und was wir von ihnen lernen?

Wir in der Schweiz haben im Gegensatz zu den Asiaten bereits mehrere industrielle Epochen durchgemacht und dadurch entsprechend viel Erfahrung. Das gibt uns die Möglichkeit, von ihnen zu lernen, wie sie Dinge angehen, und die Asiaten können im Gegenzug von unserem Erfahrungsschatz profitieren. Wir müssen die Mentalität der Asiaten kennenlernen und können dann Dinge entwickeln, die dort noch nicht so weit fortgeschritten sind. Wir können diese aber nur entwickeln und das Wissen aufbauen, danach müssen wir es weitergeben und im asiatischen Raum produzieren. So können wir Schweizer zu richtigen Tüftlern werden, Neues und Zukunftsträchtiges entwickeln, sei es auf Papier oder eine Software. Wir sollten quasi die Wissensbasis bilden, Neues für die Zukunft entwickeln und andere führen es dann aus. Darum müssen wir in Asien vor Ort arbeiten, um deren Mentalität richtig kennenzulernen.

Wie gehen Sie selbst mit neuen Technologien wie Twitter um?

Ich probiere grundsätzlich alles aus, überlege mir aber immer, was der Sinn dahinter ist und wo die Möglichkeiten liegen. Darum mein Rat an die Jungen: Verzettelt euch nicht und vergeudet keine Zeit mit Dingen, die keinen Mehrwert bringen! Viele suchen ziellos in Facebook oder mit Google, ohne darauf zu achten, ob es ihnen einen persönlichen Mehrwert bringt. Auch ich nutze Facebook, aber achte genau darauf, dass ich nicht zu viel Zeit in Dinge investiere, die nichts bringen.

Was meinen Sie mit Mehrwert?

Mit Mehrwert ist hier nicht Geld gemeint, sondern Wissen. Wissen zum Beispiel in seinem Arbeitsgebiet. Ein breites, spezifisches Wissen ist heute ungeheuer wichtig. Man sollte sich darum mit Wissen und nicht mit Geld bereichern, das Geld kommt dann automatischSie wollen immer noch Neues lernen. Was machen Sie als Nächstes?
Ich baue gerade eine Kautschukfarm in Thailand auf, bin an einen Transportgeschäft beteiligt und versuche, in Diskus¬sionen mit Bekannten im asiatischen Raum Verbesserungsmöglichkeiten in den dortigen Geschäftsprozessen herauszuarbeiten. Mich interessiert es, Neues zu sehen und zu verstehen, wie es aufgebaut ist und funktioniert. Dabei versuche ich, Schwachstellen zu erkennen, die wir dann wiederum in der Schweiz beheben können. Wir müssen in der Schweiz eine Ideenmaschine werden.

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