Schwerpunkt Wearables Apps

"Mit einer App kann man im App Store viel Geld verdienen"

Uhr | Updated
von George Sarpong

Wie steht es um den Markt für Wearables Apps made in Switzerland? Die Spezialisten der Agentur Netcetera geben Antworten und liefern eine Markteinschätzung zum Start der Apple Watch.

Reto Grob, Principal Architect bei Netcetera und Smama-Vorstand. (Quelle: Netcetera)
Reto Grob, Principal Architect bei Netcetera und Smama-Vorstand. (Quelle: Netcetera)

Welche Möglichkeiten sehen Sie für Wearables Apps im Unternehmensumfeld?

Im Unternehmensumfeld sehen wir einen Nutzen für kurze Informationen, die an Mitarbeiter gesendet werden, die nicht an einem Computer sitzen. Ein Beispiel wären Mitarbeiter im Aussendienst. Ein Lieferant der im Auto unterwegs ist, wird instruiert seine Lieferroute zu ändern. Minimale Interaktionen, wie etwa eine Handlung zu quittieren, sind möglich.

Welche App-Projekte für Wearables haben Sie bereits entwickelt?

Seit April bietet Netcetera Wemlin für die Apple Watch an. Wemlin ist ein Assistent für die Nutzer des öffentlichen Verkehrs, der die Abfahrtszeiten an den nächsten Haltestellen anzeigt. Die App für Android Wear ist in Entwicklung. Auch für einige unserer Kunden haben wir mit der Entwicklung von Apps für Wearables begonnen.

Wie ist die Kundenresonanz? Werden Sie von Anfragen überhäuft, oder ist die App-Entwicklung für Wearables kein Thema für Ihr Unternehmen?

Die App-Entwicklung für Wearables sehen wir definitiv als Thema für die Zukunft. Innovative Firmen setzen die neuen Möglichkeiten schnell ein und erweitern ihr bestehendes Angebot, respektive ihre Apps, mit Zusatzfunktionen für die Smartwatches. Derzeit ist die Nachfrage jedoch noch begrenzt. Dies liegt an der spärlichen Verbreitung von Smart Watches. Zudem möchte man zuerst das Verständnis der Nutzungsmöglichkeiten vertiefen.

Wie arbeiten die App-Store-Anbieter Google, Apple und Microsoft mit Ihnen zusammen und wie werden Sie an den Umsätzen beteiligt?

Bei unseren Apps generieren wir Umsatz nur durch Käufe, die innerhalb der Applikation getätigt werden, zum Beispiel für die Erweiterung der Funktionen. Die App-Store-Anbieter unterstützen uns mit Online-Informationen, wie Anleitungen und ähnlichem, Reviews von Apps sowie Entwicklerveranstaltungen.

Was ist attraktiver: Ein App für App Stores zu entwickeln oder für Unternehmenskunden?

Mit einer App kann man im App Store viel Geld verdienen, doch die Wahrscheinlichkeit dafür ist sehr klein. Gemäss Studien der App Economy machen 1,6 Prozent der Apps 98,4 Prozent des Umsatzes aus und 88 Prozent der Entwickler haben weniger als 10'000 US-Dollar Umsatz pro Monat. Deswegen sind Apps für Unternehmenskunden attraktiver, denn das Einkommen und das Kosten-Nutzen-Verhältnis sind besser planbar.

Seit Ende Juni ist die Apple Watch auf dem Schweizer Markt erhältlich: Game Changer oder nur ein hübsches Accessoire?

Die Hardware und das Design der Apple Watch sind führend. Die Software ist noch zu limitiert. Über die nächsten Versionen wird sie sich jedoch stark steigern. Wir sehen die Apple Watch nicht als Game Changer, weil es nicht die erste Smart Watch ist und sich die Funktionen nicht von der Konkurrenz abheben. Die Apple Watch zeigt jedoch auf, dass der Markt gross genug ist und löst wahrscheinlich die ernsthafte Bearbeitung des Marktes durch die ganze Industrie aus.

Ein Blick in die Glaskugel: Wie wird sich der Schweizer Wearables-Markt in den kommenden fünf Jahren entwickeln?

In fünf Jahren werden die Smart Watches viel ausgereifter sein, das heisst: dünner, bessere Displays, zuverlässigere Sensoren und Always-On. Die Dienste werden echte Mehrwerte anbieten, was wiederum eine immer grössere Kundschaft ansprechen wird. Offene Plattformen, wie Apple Watch und Android Wear, werden proprietäre und geschlossene Systeme, wie viele der Fitnessarmbänder, in Nischen verdrängen. Datenbrillen und andere Wearables sehen wir eher im Geschäftsumfeld oder in der Unterhaltungsindustrie. Grund hierfür ist eine fehlende Akzeptanz im öffentlichen Bereich.

Weitere Interviews zum Thema gibt es im Dossier Wearable-Apps.
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