Schwerpunkt IT-Security

"Die Angriffe werden stetig komplexer"

Uhr | Updated
von David Klier

Welche Chancen bietet der Markt für IT-Security? Wie können sich Channelpartner von der Masse abheben? Thomas Boll, Gründer und Inhaber von Boll Engineering, liefert Antworten.

Thomas Boll, Gründer und Inhaber von Boll Engineering. (Quelle: Boll Engineering)
Thomas Boll, Gründer und Inhaber von Boll Engineering. (Quelle: Boll Engineering)

Welche Eigenheiten hat das Geschäft mit IT-Security?

Thomas Boll: Es ist stark geprägt durch äussere Einflüsse und durch die Tatsache, dass erfolgreiche Hacker-Attacken für das Unternehmen schwerwiegende Folgen haben können. Von Bedeutung ist, dass die Angriffe stetig komplexer werden. So sind heute intelligente, mehrstufige Angriffsmuster, die auch "Social Engineering"-Komponenten beinhalten, weit verbreitet. Neue Angriffsmuster erfordern neue und ganzheitliche Abwehrmechanismen und als logische Konsequenz die Entwicklung neuer Systeme, Technologien und Services – wie etwa Sandboxing und Reputation Services.

Wo lauern die grössten Gefahren für Unternehmen?

Der Verlust von Daten gehört zu den besonders toxischen Vorkommnissen. Und so gilt es zu verhindern, dass Daten gestohlen, in falsche Hände gelangen und veröffentlicht werden – wie dies unlängst bei der Seitensprung-Plattform Ashley Madison geschah. In Anbetracht der zunehmenden Nutzung von Cloud-Diensten und der daraus verteilten Datenhaltung ist zudem von Bedeutung, dass ein gesicherter Zugriff auf alle Daten von überallher garantiert ist – auch dann, wenn etwa ein Cloud-Provider seine Dienste einstellt.

Worauf sollte der Channel besonders achten?

Aus meiner Sicht funktioniert der Channel dann am besten, wenn die einzelnen Akteure eine partnerschaftliche Zusammenarbeit pflegen. So ist es Aufgabe des Distributors, für die Reseller Mehrwert zu schaffen. Etwa durch ein dediziertes Ausbildungs- und Schulungsangebot, durch hochstehende Supportleistungen, umfassende Marketing-Services und weitere Dienstleistungen. Bei den Resellern ihrerseits ist ein zunehmendes Mass an Kompetenz gefragt. Nur so sind sie in der Lage, ihre Kunden mit fundierten Beratungsleistungen, ganzheitlichen Lösungskonzepten und umfassenden Services zu bedienen.

Wo sehen Sie Wachstumschancen für den Channel?

Aus meiner Sicht wird der Wireless-Markt weiter an Bedeutung gewinnen. Stark gefragt sind ferner Produkte, die eine hohe Leistung aufweisen und die von der Industrie benötigten Datenraten unterstützen. In gewissen Bereichen bieten auch "Managed Security Services" Chancen. Da viele ISP das Thema nicht aufgegriffen haben, entsteht Platz für spezialisierte Firmen.

Welche Trends beobachten Sie im Schweizer Markt?

Unübersehbar ist eine vermehrte Verschmelzung von Perimeter-, Endpoint- und Cloud-Security beziehungsweise das Bestreben, Threats über mehrere Bereiche koordiniert abzuwehren. Dies führt zu einer Konsolidierung unterschiedlicher Security-Services und Abwehrmechanismen in ganzheitlichen Systemen. Das Einbinden sich ergänzender Security-Features in einem System führt wiederum zu einer zunehmenden Konzentration auf Anbieterseite. Dadurch haben Hersteller, deren Lösungen einen begrenzten Funktionsumfang aufweisen, einen immer schwereren Stand. Ein weiterer, nicht nur auf die Schweiz begrenzter Trend ist die zunehmende Bedeutung der Security in Bereichen wie Industrie, Automobil und "Internet der Dinge". Industrielle Steuerungen etwa oder autonome Fahrzeuge werden Teil des globalen Netzes und deshalb angreifbar. In diesen Bereichen sind Security-Vorkehrungen wenig ausgeprägt, was die Verletzlichkeit erhöht – und aus Business-Sicht neue Opportunitäten schafft.

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