Besuch bei Igneous im Silicon Valley

Die Cloud hinter der eigenen Firewall

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Der Cloud-Markt ist explodiert. Amazon, Google und Microsoft machen Rekordumsätze. Viele Firmen lagern die Speicherung ihrer Daten aus. Ein Start-up aus dem Silicon Valley gibt nun Gegensteuer: Igneous will den Speicher wieder zurück in die Unternehmen holen.

Kiran Bhageshpur, Gründer und CEO von Igneous
Kiran Bhageshpur, Gründer und CEO von Igneous

Viele Unternehmen wollen oder können nicht alle ihre Daten in der Public Cloud speichern. Das hybride Cloud-Modell ist darum beliebt: Firmen halten geschäftskritischen Daten lokal und nutzen für weniger kritische Daten eine öffentliche Cloud. Sie können so ihre bereits installierten Speicherumgebungen weiter nutzen und trotzdem von den Vorteilen der Cloud präsentieren.

Zurück ins eigene Rechenzentrum

In der Branche sorgte kürzlich eine Ankündigung von Dropbox für Aufsehen. Das Unternehmen speicherte seine Daten jahrelang in der Public Cloud von Amazon. Jetzt nicht mehr. Dropbox hat eine eigene Speicherinfrastruktur aufgebaut und fast 500 Petabyte von der Amazon-Cloud abgezogen. Das sei günstiger und effizienter.

«Unternehmen unterschätzen, was es bedeutet, eine Public Cloud zu nutzen», sagt Kiran Bhageshpur, Gründer und CEO von Igneous. «Viel Zeit und Energie geht mit dem Austausch von Daten verloren.» Die vermeintlich einfache Aufgabe stelle Firmen noch immer vor Probleme. Es sei schwierig und kostspielig, die Verbindung zur Cloud stabil und schnell zu halten, sagt Bhageshpur. Die Infrastruktur und Netzwerkarchitektur müssten skalieren und ausfallsicher sein. Und die Cloud sei auch hinsichtlich Datenschutz, Lizenzierung und Kostenmanagement eine Herausforderung.

Nano-Server statt Public Cloud

Bhageshpur erkennt aber auch die Vorteile von Public Clouds. Sie skalieren gut, nutzen moderne Konzepte wie Object Storage und sind ortsunabhängig. Igneous will diese Flexibilität nun in die Unternehmen bringen. Das Start-up verkauft eine Technologie, die Festplatten in sogenannte Nano-Server verwandelt. Es installiert und wartet diese beim Kunden. Igneous kümmert sich um das Monitoring und Troubleshooting. Und verlangt dafür eine Abogebühr.

Ein Nano-Server von Igneous

Firmen können mit mehreren Nano-Servern eine Speicherumgebung im eigenen Rechenzentrum aufbauen. Sie laufen auf dem Linux-basierten 32-Bit-ARM-Prozessor Marvell Armada 370. Die Nano-Server haben Arbeitsspeicher, einen Disk-Controller und zwei 1Gbps-Ethernet-Ports. Die Architektur unterstützt die Amazon-S3-API.

Die Lösung zielt auf Kunden ab, die grosse Mengen an Daten speichern müssen. Etwa auf die Medien-, Unterhaltungs- und Finanzbranche. Das kleinste Angebot von Igneous umfasst 212 TB nutzbaren Speicher. Es kostet rund 40'000 US-Dollar im Jahr. Das TB kostet pro Jahr also etwa 188 Dollar.

Die kleinste Storage-Box von Igneous hat 212 TB nutzbaren Speicher

Hinter der eigenen Firewall

Die Redaktion traf Bhageshpur auf der IT Press Tour. Er gründete Igneous mit Steve Pao. Bhageshpur arbeitete für ABB und EMC, Pao bei Oracle und Barracuda Networks. Sie beschreiben ihr Produkt als Cloud hinter der eigenen Firewall. Oder «zero-touch infrastructure» – da der Kunde die Lösung nicht warten müsse.

"Unternehmen wollen sich heute nicht mehr um ihre Infrastruktur kümmern", sagte Bhageshpur im Gespräch. Wer seine Daten gleichzeitig auch lokal halten wolle, habe mit Igneous nun eine neue Alternative zu den Public Clouds der grossen Anbieter.

Erfolg ungewiss

Igneous steht laut Bhageshpur finanziell gut da. Das Start-up akquirierte rund 27 Millionen Dollar Risikokapital. Investoren sind die Beteiligungsgesellschaften Madrona Venture, New Enterprise Associates und Redpoint Ventures.

Geld garantiert allerdings keinen Erfolg. Das zeigt das Beispiel Coraid: Das Start-up hatte eine ähnliche Idee wie Igneous und 2011 bereits 1300 Kunden – und scheiterte. Trotz 115 Millionen Dollar Risikokapital. Seit April 2015 existiert Coraid nicht mehr.

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