Editorial

Was fangen wir mit dem PC bloss an?

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David Klier, stellvertretender Chefredaktor, IT-Markt
David Klier, stellvertretender Chefredaktor, IT-Markt

Der PC. Ein fast schon gefährliches Reizwort. Kaum einen Markt hat es in den vergangenen Jahren mehr durchgerüttelt als den für PCs. Sie verkaufen sich schlechter und schlechter. Mit vereinzelten Ausnahmen. Letztes Jahr spülten die PCs hierzulande zur ­Abwechslung wieder etwas mehr Geld in die Kassen als 2015. Das lag an den höheren Preisen. Die Stückzahlen gingen ­zurück.

Man könnte meinen, wir bräuchten keine PCs mehr. Das ist aber nicht so. Denn selbst wenn ich angestrengt darüber nachdenke, fällt mir kein Unternehmen, kein Gewerbe, kein Handwerk ein, das in unserer Gesellschaft auf einen PC verzichten könnte. Selbst Bauern überwachen und füttern ihre ­Tiere mithilfe von Computern.

Vielleicht läuft es genau deshalb so schlecht. Weil jeder schon einen PC hat. Ausserdem unterscheiden sie sich kaum noch ­voneinander. Überall stecken die gleichen Chips drin, auf allen läuft die gleiche Software. Wozu einen neuen kaufen? Wirklich nötig ist das nur noch, wenn etwas kaputtgeht oder die Kiste wirklich langsam zu alt wird.

Was können wir also tun? Den Kopf in den Sand stecken? Ich glaube, in der IT-Branche leben wir in einer Blase. Eine Blase, die uns vor der Erkenntnis abschirmt, dass nicht alle Menschen so intensiv in der IT-Welt unterwegs sind wie wir.

Ich sass neulich bei meinem Zahnarzt auf dem Behandlungsstuhl. Zur Kontrolle. Ich hatte meinen Mund noch gar nicht geöffnet, als das Handy meines Arztes klingelte. Er entschuldigte sich mehrfach, sagte, er müsse aber abnehmen. Klar, kein ­Problem. Was folgte, war für mich nur schwer greifbar. Am ­anderen Ende war der IT-Mann meines Zahnarztes.

Mein Zahnarzt erklärte ihm, dass er eine neue Tastatur gekauft habe. Eine schmalere, ohne Zahlen auf der rechten Seite. Die würde gut in die Tischschublade passen. Dann sei es ordentlicher auf dem Tisch.

Wie er die neue Tastatur denn anschliessen müsse, dass er trotzdem Zahlen tippen könne, fragte mein Arzt. Die neue hätte zwar auch Zahlen drauf, aber eben nicht rechts, sondern in der Mitte über den Buchstaben. Deswegen müsse er da ja bestimmt etwas speziell installieren.

Das Gespräch dauerte zehn Minuten. Erfolglos. Am Ende ­einigten sie sich darauf, dass der IT-Mann am Abend in der ­Praxis vorbeikommen werde.

Mein Zahnarzt ist sehr kompetent. Ich fühle mich wohl bei ihm. Er beherrscht sein Metier. IT scheint ihm aber vollkommen fremd zu sein. Wenn er sich einen PC im Internet kaufen müsste, wäre er gänzlich verloren.

Deshalb glaube ich, dass sich im Channel eigentlich niemand grosse Sorgen machen muss. Die Menschen wissen im ­Durchschnitt heute mehr über Technologie und IT. Aber es gibt Leute, die wenig oder gar nichts wissen und daran auch nichts ändern wollen. Sie brauchen Hilfe und sind bereit, dafür zu zahlen. Für den PC, fürs Einrichten, für Cloud-Dienste und für alles, was da noch kommen mag. Denn so kann sich mein Zahnarzt auf das konzentrieren, was er wirklich kann. Löcher flicken und Zähne ziehen. So einfach ist das.

Ich wünsche Ihnen viel Lesevergnügen mit der März-Ausgabe!

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