Marktbericht

Das Channel-Geschäft mit Netzwerkspeicher brummt

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Der Markt für NAS-Systeme boomt. Mit Netzwerkspeicher machten Reseller hierzulande über 20 Prozent mehr Umsatz als noch im Vorjahr. Die Hersteller rüsten die Geräte derweil mit neuen Funktionen aus. So wird das Channel-Geschäft komplexer – und lukrativer.

Es gibt sie in verschiedenen Variationen. Von der kleinen Box bis hin zum Rack. Network Attached Storage (NAS) besticht gegenüber ausgewachsenen Serversystemen durch Einfachheit. Die Speicherboxen sollen leicht zu bedienen sein, sodass sich jeder seine eigene Private Cloud bauen kann. Das Plug-and-Play-Prinzip gilt insbesondere im Markt für Privatanwender. Dort vermarkten die Hersteller ihre Geräte als Multimedia-Server. Oder eben als Wolkenmaschine für Zuhause.

Im KMU- und Enterprise-Segment sieht es jedoch anders aus. Hersteller spendieren den Geräten mehr und mehr Funktionen. Etwa für die Virtualisierung von Servern und Containern oder für das Hosten von S3- und Openstack-kompatiblen Objektspeicherdiensten. Auch Deduplizierung, automatisches Tiering und andere Techniken fürs Datenmanagement zählen zum Repertoire an Features, die NAS-Systeme inzwischen bieten.

Kapazität ist Trumpf

Mittlerweile lassen sich viele NAS-Systeme horizontal skalieren. Bei Scale-out-NAS könnten Nutzer beliebig viele Nodes zu einem Cluster hinzufügen. Das hat aber seinen Preis. Und der bewegt sich etwa im mittleren fünfstelligen Bereich.

Herkömmliche Scale-up-NAS-Geräte sind wesentlich erschwinglicher. Bei deren Anschaffung achten die Kunden vor allem auf eines: Speicherplatz. Die Käufer wollen immer mehr Kapazität, wie Annette Lipp, Teamleiterin Komponenten & Storage bei Alltron, erklärt. "Je mehr Festplatten, desto grösser das Interesse der Kunden", sagt sie. Im Schweizer Markt sei diese Tendenz besonders ausgeprägt, ergänzt Dennis Schellhase, Head of DACH Market bei Synology. "Schweizer entscheiden sich grundsätzlich für leistungsfähigere Geräte, die Reserven für die spätere Aufrüstung bieten."

Das Channel-Geschäft floriert – trotz trüber Aussichten

Der Markt müsste regelrecht explodieren. Doch die Marktforscher von IDC schätzen, dass die Hersteller mit den jüngsten Trends hadern. Software-defined Storage und Hyperconverged Infrastructure machten NAS-Anbietern die Umsätze streitig, liess IDC im Oktober verlautbaren.

Die Zahlen von Context zeigen indes ein anderes Bild. Das Channelgeschäft mit NAS-Geräten zog hierzulande deutlich an, wie aus den Ergebnissen des britischen Marktforschers hervorgeht. Im dritten Quartal erzielten Reseller im Schweizer Markt für NAS-Geräte einen Umsatz von über 3 Millionen Franken. Die Erlöse stiegen um rund 22 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Reseller-Umsätze (in CHF) im Schweizer Markt für Netzwerkspeicher (NAS). (Source: Context)

Der Boom hält an

Der hiesige Markt für NAS-Systeme wachse derzeit konstant, sagt Christoph Schnidrig, Manager Systems Engineering bei Netapp Schweiz. "Der Trend zur Cloud treibt auch den Trend zu IP-Storage und somit NAS an. Damit können Daten in einer hybriden Cloud einfacher und schneller verschoben werden", sagt er.

Vor allem für KMUs sei der Kauf eines NAS-Geräts oft attraktiver, als bei einem Provider Speicherplatz zu mieten, sagt Dennis Schellhase von Synology. Ferner spreche für viele Kunden auch die EU-Datenschutzgrundverordnung für NAS-Systeme. "Kleine Unternehmen erhalten für wenig Geld eine starke Lösung, die sich im Gegensatz zu Public-Cloud-Diensten auch mit dem Datenschutz vereinbaren lässt", sagt Schellhase.

Der Boom im Schweizer Markt für NAS-Systeme hält an. Mausern sich die Geräte zu Alleskönnern, wird das Channelgeschäft komplexer und erfordert mehr Know-how. Wer mit Beratung und Lösungen auftrumpfen will, muss sich mit einer breiten Palette an Komponenten auskennen. "Bei NAS schliesst dies etwa Antivirus- und Anti-Ransomware- sowie Archiv-, Back-up-, Indexierungs-, File- und Sync-Lösungen mit ein, die ein Partner zu einem grossen Ganzen zusammenfügen kann", sagt Christoph Schnidrig von Netapp.

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