IT-Markt-Report 2018

So setzen die 12'447 grössten Schweizer Unternehmen IT im Business ein

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von Marc Landis und Martin Maurer, Profondia

Im Rahmen des "IT-Markt-Report 2018" stellt das Market-Research-Unternehmen Profondia Fakten zum Schweizer IT-Mark aus Sicht von professionellen Anwendern vor. Profondia erhebt dazu Daten zum Einsatz und Betrieb der Informations­technologien in rund 12'500 der grössten Schweizer Unternehmen.

(Source: Helder Almeida / Fotolia.com)
(Source: Helder Almeida / Fotolia.com)

Die folgende Marktbetrachtung basiert auf bestehenden, von Profondia erhobenen Informationen. Profondia ist als Market-Research-Unternehmen seit über 25 Jahren darauf spezialisiert, Daten über die installierte IT- und Kommunikationsinfrastruktur und deren Betrieb bei den 12'447 Schweizer Unternehmen zu erheben, die 30 oder mehr Mitarbeiter und 10 oder mehr Computerarbeitsplätze im Land zählen. Diese Daten stellt Profondia interessierten IT-Anbietern und Dienstleistern kostenpflichtig zur Verfügung, damit diese ihr Marketing aufgrund von Fakten statt Vermutungen optimieren können.

Diese Firmendaten geben etwa Auskunft darüber, wie viele physische Server mit welchem Virtualisierungsgrad in Schweizer Unternehmen eingesetzt werden, oder darüber, welche Storage-Lösungen welcher Hersteller installiert hat, wie viele Geräte der Druckerpark umfasst etc. Zu beachten ist, dass bei Analysen die Marktdurchdringung im Vordergrund steht, also die Anzahl der Firmen, die eine bestimmte Technologie oder ein spezifisches Produkt einsetzen. Die vorliegenden Daten geben also Aufschluss über die installierte Basis von Herstellern und Technologien, nicht aber über den Absatz eines bestimmten Herstellers im vergangenen Jahr.

Analysiert wurde, welche Produkte und Technologien von wie vielen Firmen per Ende 2017 eingesetzt wurden. Bei dieser Methode kann eine Firma in der gleichen Kategorie auch gleichzeitig mehrere Produkte einsetzen, etwa wenn eine Multivendor-Strategie gefahren wird oder sich eine Firma in einem Migrationsprozess zum Wechsel von Betriebssystemen befindet. Entsprechend sind dabei Doppelnennungen möglich.

Im Folgenden werden die von Profondia erhobenen Daten nach Kategorien kommentiert.

Betrieb

Die Bedeutung der Informatik für die Schweizer Unternehmen nimmt immer noch stetig zu. Das führt unter anderem dazu, dass die Anzahl IT-Mitarbeiter pro Standort gegenüber dem Vorjahr um durchschnittlich 0,7 Personen zunahm. Pro IT-Mitarbeiter verringerte sich die Anzahl der zu betreuenden PC-Arbeitsplätze hingegen um 1,9, was einen Hinweis dafür liefern könnte, dass trotz aller Bemühungen zur Vereinfachung und Konsolidierung die Gesamtkomplexität der Unternehmens-IT zunimmt.

Host-Systeme

Das Dinosauriersterben hat auch im Jahr 2017 eine Fortsetzung gefunden. Insbesondere Mainframes und Midrange-Systeme wurden im Vergleich zu 2016 weniger. Bei den Midrange-Systemen beträgt das Minus 8,9 Prozent, die Anzahl Mainframes ging bei den untersuchten Unternehmen – allerdings bei kleiner Basis – um satte 43,3 Prozent zurück. Zugelegt haben Workstation Server (+2,4 Prozent) und Server (+4,2 Prozent). Marktführer bei den Servern ist nach wie vor Hewlett-Packard Enterprise mit einem Anteil von 52 Prozent, wobei eine leichte Verschiebung zugunsten von Servern diverser kleinerer Anbieter und Newcomer stattfand.

PC-Systeme

Bei den eingesetzten Clients kam einiges in Bewegung: Gegenüber dem Vorjahr nahm die Anzahl der Unternehmen, die Thin Clients einsetzen, um 7,5 Prozent zu, und bei den Tablets beträgt die Zunahme sogar 14,2 Prozent. Hingegen ging der Einsatz von klassischen Desktop-PCs leicht zurück.

Bei den Marktanteilen der Desktops kann HP Inc. die Führungsposition ausbauen und bei den Notebooks halten. Bemerkenswert sind die Marktanteilsgewinne von Microsoft bei den Tablets, die hauptsächlich zulasten von Apple gehen. Auf Windows basierende Tablets scheinen aber definitiv den Weg in die Unternehmen gefunden zu haben.

Operating Systems

Bei den PC-Betriebssystemen erfreut sich Windows 10 zunehmender Beliebtheit und kann seinen Marktanteil beinahe verdoppeln. Das Wachstum dürfte dabei vor allem auf Kosten von Windows 7 stattgefunden haben, das ein Minus von 8 Prozent verzeichnete. Trotzdem war Windows 7 im Jahr 2017 noch immer das mit Abstand am meisten eingesetzte Betriebssystem.

Signifikant ist auch die Zunahme der Firmen, die Client-Virtualisierung einsetzen. Im Vergleich zum Vorjahr nahm deren Anteil von 13 auf 15 Prozent zu.

Bei der Server-Virtualisierung fand das Wachstum vor allem noch bei den Firmen statt, die weniger als 5 Server einsetzen. VMware bleibt immer noch deutlicher Marktführer. Microsoft konnte bei den Marktanteilen jedoch leicht aufholen (+1 Prozent).

Rechenzentren und Serverräume

Die Konsolidierung in den Rechenzentren und Serverräumen setzte sich auch im Jahr 2017 fort. Die Gesamtzahl der Firmen, die vor Ort Server betreiben, nahm gegenüber dem Vorjahr um rund 1,7 Prozent ab, was sicher auch auf den Trend zu Cloud Computing zurückzuführen ist. Auch die durchschnittliche Anzahl physischer Server an Ort verringerte sich von 10,9 auf 10,6.

Nochmals bedeutend stärker fiel die Konsolidierung aus, wenn nur die Firmen betrachtet werden, die auf Server-Virtualisierung setzen: Im Vergleich zum Vorjahr nahm die durchschnittliche Anzahl physischer Server von 16,4 auf 11,8 ab. Gleichzeitig erhöhte sich die durchschnittliche Anzahl der VMs von 38,6 auf 40,3. Im Verlauf eines Jahres nahm so das Verhältnis VMs zu physischen Servern von 2,4 auf 3,4 zu.

Drucker

Im Printingbereich wird weiter konsolidiert. So sank die Anzahl der durchschnittlich pro Standort eingesetzten Drucker erneut und zwar von 24,2 auf 23,3. So teilen sich neu 5,4 PC-Arbeitsplätze einen Drucker, während es im Vorjahr noch 5,1 Arbeitsplätze waren.

Storage

Bei der Analyse der Storage-Lösungen wurden Unternehmen berücksichtigt, die mindestens 10 physische oder virtuelle Server einsetzen oder über mindestens 100 PC-Arbeitsplätze an Ort verfügten. Interessant ist, dass sich Synology auch bei Firmen dieser Grösse zunehmend etablieren kann. Wohl aufgrund des hohen Innovationsgrades im Storage-Bereich wurde unter «Andere Hersteller SAN & NAS» eine beträchtliche Anzahl von Newcomern und Anbietern mit aktuell noch geringen Marktanteilen genannt.

PC-Applications

Microsoft ist und bleibt die dominierende Kraft im Bereich der Groupware/Collaborations-Lösungen. Im Jahresvergleich fand eine starke Migrationsbewegung zu Microsoft Exchange 2013, 2016 und Office 365 statt.

Strategical Applications

Der Markt der Standard-ERP-Lösungen wird von den vier Anbietern SAP, Abacus, Sage und Microsoft angeführt. Der restliche Markt ist sehr stark fragmentiert. Eine Vielzahl von Branchen- und Speziallösungen tummelt sich im Markt. Interessant ist dabei, dass 4 Prozent der Applikationen zu Steuerung der Unternehmensprozesse in Eigenregie entwickelt wurden. Auch in diesem Bereich werden Lösungen ersetzt. Aber weil diese Applikationen sehr tief mit den Unternehmensprozessen verwoben sind, erreichen die Marktbewegungen im Jahresvergleich selten ganze Prozentpunkte. Dass die Kundentreue sehr hoch ist, lässt sich auch daran abschätzen, dass sich die durchschnittliche Lebensdauer einer ERP-Lösung im Vorjahresvergleich um 7 Monate auf total 13 Jahre und 11 Monate verlängerte.

DB, E-Business

Bei den Webapplikationen hatten 2017 38 Prozent den Zweck einer reinen Webpräsenz. 40 Prozent der Weblösungen erfüllten die Funktion eines Intranets, und in 16 Prozent der Fälle wurden auch externe Gruppen mit Extranet-Funktionen integriert. Über rund 6 Prozent der Webapplikationen wurde E-Commerce betrieben.

LAN

Cisco behauptete nach wie vor die führende Stellung im Netzwerkbereich mit 46 Prozent, gefolgt von Hewlett-Packard Enterprise mit 25 Prozent und Zyxel mit 10 Prozent. Die Marktanteile der diversen kleineren Hersteller sind leicht zurückgegangen.

WAN

Im Vergleich zum Vorjahr machte die Ablösung von Kupferverbindungen durch Glasfaser weitere Fortschritte. Ende 2017 waren 63 Prozent der untersuchten Unternehmen mit Glasfaser ans Internet angebunden. Ob es bald zwei Drittel sein werden, ist wohl stärker von der Verfügbarkeit als vom Wechselwillen der Unternehmen abhängig.

Voice Systems und All-IP

Erstmals sind mehr installierte PABX-Systeme rein IP-basierte Lösungen. Man kann davon ausgehen, dass die Migrationen zu All-IP diesen Trend zusätzlich unterstützten. Gleichzeitig kann auch eine Verschiebung von Marktanteilen von den etablierten Anbietern hin zu Newcomern wie Microsoft mit Skype for Business beobachtet werden.

Obwohl relativ viel Bewegung in diesem Markt festgestellt werden kann, bleibt die durchschnittliche Lebensdauer einer Telefonzentrale mit 8 Jahren und 3 Monaten nahezu stabil. Dies könnte darauf hindeuten, dass vor allem ältere Systeme abgelöst wurden, die beispielsweise nicht All-IP-tauglich gemacht werden konnten.

Security

In der Schweiz kämpft immer noch eine Vielzahl von Security-Anbietern um die Gunst der Unternehmenskunden. Angeführt wird das Feld, wie schon im Jahr 2016, von Trend Micro mit einem Anteil von 19 Prozent. Trend Micro büsste aber wie Symantec Marktanteile ein. Symantec liegt noch bei 16 Prozent. Stabil blieb McAfee auf 16 Prozent. Kaspersky liegt mit 12 Prozent auf Platz vier. Sophos und diverse kleinere Anbieter konnten hingegen leicht zulegen.

Services

In den letzten Jahren nahm der Trend zu Outsourcing und Cloud-Lösungen in der Schweiz stark zu. Im Vergleich zum Vorjahr steigerte sich nun die Anzahl Firmen, die Managed Services in Anspruch nahmen, zwar nur noch um 1 Prozent, erreichte damit aber beachtliche 82 Prozent. Mit 92 Prozent blieb der Anteil der Firmen, die in irgendeinem Bereich Lösungen aus der Cloud einsetzen, auf einem sehr hohen Niveau stabil.

Was wird wie erhoben?

  • Status Userbase-Datenbank per Dezember 2017

  • 12'447 Firmen mit 30 Mitarbeitern und 10 PCs im Land

  • Davon 324 Niederlassungen (mindestens 50 Mitarbeiter
    a
    Ort und ein kompetenter IT-Ansprechpartner)

  • Zirka 76 Prozent Auskunftsrate in den letzten 24 Monaten

  • Telefonische Interviews durch Profondia-eigenes Research-Center in Basel

  • Installierte Basis wird alle 12 Monate überprüft

  • Firmengrunddaten und Entscheidungsträger werden alle 6 Monate verifiziert

  • Selbstdeklaration der befragten Firma, basierend auf freiwilliger Teilnahmen

Webcode
DPF8_93038