Peter Hagen im Podium

Warum die Planzer-Gruppe ihr ERP selbst entwickelt

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von Coen Kaat

Kaufen oder programmieren? Bei einer ERP-Lösung ist diese Frage nicht einfach. Eine Standardsoftware bietet gewisse Sicherheiten, eine Eigenentwicklung gewisse Freiheiten. Peter Hagen, Leiter Informatik bei der Planzer-Gruppe, spricht über die Vor- und Nachteile beider Möglichkeiten.

Peter Hagen, Leiter Informatik bei der Planzer-Gruppe. (Source: zVg)
Peter Hagen, Leiter Informatik bei der Planzer-Gruppe. (Source: zVg)

Nutzen Sie ein selbstentwickeltes ERP oder eine eingekaufte ­Lösung?

Peter Hagen: Die Planzer-Gruppe weist fünf Businessbereiche auf. Die drei grössten Bereiche decken wir mit Eigenentwicklungen ab. Es betrifft die Fachbereiche Stückgutlogistik, Paketlogistik und Lagerlogistik. In den Bereichen Spedition/International und Homeservice wird mit Standardlösungen gearbeitet. Die Backoffice-Anwendungen, etwa der Finanzbereich, werden alle mit Standardlösungen abgehandelt.

Warum haben Sie sich für diesen Weg entschieden?

Ich lege den Fokus auf Eigenentwicklungen: Mit unseren selbst entwickelten Lösungen können wir uns vom Markt unterscheiden und sehen das als Wettbewerbsvorteil. Wir sind sehr schnell in der Entwicklung, um die unterschiedlichen Anforderungen unserer Kunden sofort zu implementieren. Mit einer Eigenentwicklung sind wir nicht gezwungen, unsere Geschäftsprozesse der Software anzupassen. Wir machen es umgekehrt.

Was sprach gegen die Alternative?

Der Markt für Standardlösungen im Logistikbereich ist nicht sehr gross. Dementsprechend ist es schwierig, Lösungen für unsere Anforderungen zu finden. Auch im Kosten-Nutzen-Verhältnis sehen wir keine wirklichen Unterschiede. Die geforderte Flexibiltät der Software kann mit einer Standardlösung nicht erbracht werden.

Wie lange ist Ihre ERP-Lösung bereits im Einsatz? Wie oft wurde sie in dieser Zeit überarbeitet?

Unsere Lösungen sind rund 20 Jahre im Einsatz. Es fand ein Mal ein Technologie-Change statt. Aktuell steht ein weiterer Change an –Cloud, Entwicklungsmethoden, Tools etc. Die Lösungen werden per­manent weiterentwickelt gemäss den Anforderungen aus der Planzer-Gruppe. Unsere Paketlösung ist schon zu 80 Prozent in der Cloud – mit den neuesten Technologien entwickelt.

Wie können IT-Dienstleister Sie in Sachen ERP unterstützen?

Spezielles Know-how ist immer gefragt, wie zum Beispiel neue innovative Kommissioniermethoden – wie etwa VR-Brillen. In solchen Spezial­bereichen unterstützen uns IT-Dienstleiter.

Woher holten Sie sich die nötige Expertise?

Unsere Entwicklungsteams sind sehr gut ausgebildet. Permanente ­Weiterbildung ist Standard in der Planzer Informatik. Des Weiteren ­arbeiten wir mit kleineren Technologieunternehmen zusammen, die uns die notwendige Expertise sicherstellen und zukommen lassen. Unsere Cloud-Partner unterstützen uns auch in jeder Hinsicht.

Die Antworten der anderen Podiumsteilnehmer (in alphabetischer Reihenfolge):

  • Herbert Brecheis, Ruag: "Eine Eigenentwicklung für den ERP-Bereich kommt für uns nicht infrage."

  • Marcus Dauck, Ringier: "Die Zeiten monolithischer Systeme und reiner Wasserfallprojekte sind vorbei."

  • Elmar Gasser, Sunrise: "In jüngster Zeit beobachten wir, dass Open-Source-Lösungen so weit ausgereift sind, dass wir uns überlegen könnten, Inhouse-Lösungen zusätzlich zu dieser Software zu entwickeln."

  • Gabriela Müller, Studerus: "Eigenentwicklungen waren bei uns trotz eingekaufter Software nötig."

  • Stefan Müller, Digitec Galaxus: "Es gibt zurzeit kein ERP im freien Markt, das unseren Ansprüchen genügen würde."

  • Ricardo Nebot, Emmi: "Mit einer Eigenentwicklung hätten wir nur das Rad neu erfunden."

  • Frederik Thomas, Interdiscount: "Grundsätzlich haben wir aber das Know-how im eigenen Haus und werden dies auch weiter aufbauen und fördern."

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