Swico-Geschäftsführer Jean-Marc Hensch im Interview

Das sagt Swico zur Kritik an der vorgezogenen Recycling-Gebühr

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Gegen Ende der Herbstsession hat der Ständerrat als Zweitrat eine Motion verabschiedet, in welcher der Bundesrat aufgefordert wird, "ein optimiertes System der Rücknahme und des Recyclings von Elektroaltgeräten zeitnah umzusetzen". Im Interview sagt Swico-Geschäftsführer Jean-Marc Hensch, was dieser Vorstoss für das Rücknahmesystem von ICT- und Unterhaltungselektronik-Produkten bedeutet.

Jean-Marc Hensch, Geschäftsführer, Swico. (Source: Swico)
Jean-Marc Hensch, Geschäftsführer, Swico. (Source: Swico)

Die Motion spricht in ihrem Titel von "dringendem Handlungsbedarf". Wie schlimm steht es ums Recycling?

Jean-Marc Hensch: Der Titel tönt dramatischer, als der Vorstoss ist. Hinter der Motion steht das Problem der sogenannten Trittbrettfahrer im Bereich Haushaltgeräte. Dabei geht darum, dass es Firmen gibt, welche Produkte auf den Markt bringen, ohne dafür einen vorgezogenen Recyclingbeitrag zu entrichten. Es gab eine Zeit, da das Rücknahmesystem für den Bereich Haushalt, die Stiftung SENS, aufgrund dieser Firmen mit Defiziten zu kämpfen hatte, und damals wurde der Vorstoss lanciert. Mittlerweile hat sich SENS stabilisiert, und Swico war vom Problem selbst gar nie betroffen. Allerdings sind wir als paralleles Rücknahmesystem vom Vorstoss natürlich mitbetroffen.

Das Departement UVEK ist aufgefordert, das Konzept fürs Elektroschrott-Recycling zu verändern. Kommt ein obligatorisches System wie bei den Batterien oder beim Glas?

In der Debatte im Ständerat wurde ausdrücklich anerkannt, dass die Systeme grundsätzlich gut funktionieren. Es wurde auch ausdrücklich darauf hingewiesen, dass ein Vollobligatorium – also faktisch eine Verstaatlichung – jetzt kein Thema sein könne. Dieser Meinung ist Swico natürlich auch. Wir halten das Prinzip der "erweiterten Herstellerverantwortung", auf dem die heutige Verordnung basiert, für das einzig zweckmässige.

Besteht bei Swico "dringender Handlungsbedarf"?

Sicher nicht. Unser System funktioniert anerkanntermassen sehr gut und ist sehr effizient. Wenn bei der Regulierung etwas angepasst werden muss, dann sind das einzelne, spezifische Aspekte. Das Bundesamt für Umwelt wird jetzt mit den Akteuren der Wirtschaft das Gespräch suchen. Und dabei werden natürlich die Rücknahmesysteme ein gewichtiges Wort mitzureden haben.

Der Kommissionspräsident im Ständerat wies aber darauf hin, dass die Zusammenarbeit der Stakeholder enger werden sollte. Was unternehmen Sie dafür

Hier rennt das Parlament eigentlich offene Türen ein. SENS und Swico arbeiten schon heute und seit Jahren in vielen Bereichen eng und gut zusammen. Und wir haben erst vor Kurzem beschlossen, gemeinsam abzuklären, wo man da noch mehr machen könnte. Aber zwei Punkte gilt es zu beachten. Einerseits gibt es Geräte, die aus technischen Gründen separat in speziellen Entsorgungsbetrieben recycliert werden müssen – zum Beispiel Kühlschränke oder Flachbildschirme. Die kann man nicht auf den grossen Haufen werfen. Und zweitens ist Zusammenarbeit kein Selbstzweck. Wir werden nur Schritte unternehmen, welche betriebswirtschaftlich Sinn machen und unseren Partnern das Leben erleichtern.

Wie steht es um die Finanzen von Swico?

Grob gerundet nehmen wir pro Jahr 30 Millionen Franken ein. Die Kapitaleinlage von Swico und die Fonds der einzelnen Produktgruppen belaufen sich auf rund 40 Millionen Franken. Sie sind dazu da, die latenten Entsorgungsverpflichtungen von Swico Recycling abzudecken. Wir haben für 15 Monate Reserven, was den Vorgaben unseres Boards entspricht und mehr als genug ist, um den Betrieb zu gewährleisten. Wir sollen ja auch nicht übermässig Mittel horten. Entsprechend gehen wir 2019 mit vollem Elan in unser 25. Betriebsjahr.

Lesen Sie hier mehr zu der Motion, in welcher der Bundesrat aufgefordert wird, "ein optimiertes System der Rücknahme und des Recyclings von Elektroaltgeräten zeitnah umzusetzen".

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