Porträt: Bernhard Rüdin, PremiumIT

Wie sich ein IT-Dienstleister aufs Ende der IT einstellt

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Bernhard Rüdin ist ein geborener Gründer. 3 Unternehmen und 32 Mitarbeiter unter einem Dach – das soll erst der Anfang sein. Mit seiner ersten Firma PremiumIT will Rüdin wagen, womit sich andere schwertun: den Wandel vom Dienstleister zum Digitalisierer vollziehen.

Bernie Rüdin, Gründer PremiumIT. (Source: Netzmedien)
Bernie Rüdin, Gründer PremiumIT. (Source: Netzmedien)

Die Cloud bringt IT-Dienstleister ins Dilemma: Wer den Anschluss verliert, ist weg vom Fenster. Und wer alles auf die Public Cloud setzt, verschiebt die Probleme in die Zukunft. Denn "je mehr Kunden in der Cloud sind, desto schwieriger wird das Geschäft mit IT-Services", sagt Bernhard Rüdin, Geschäftsführer von PremiumIT. Zwar lasse sich an der Cloud-Migration einmal gut verdienen. Danach blieben aber nur Brosamen. "Allein mit der Marge auf Cloud-Subskriptionen kann ein Provider kaum überleben", sagt er.

Für Rüdin führt nur ein Weg aus dieser Zwickmühle heraus. "Wir müssen weg von der Vorstellung, dass wir nur IT-Fachleute sind." Stattdessen schlüpft Rüdin in die Rolle des Konzepters. Sein Ziel: umzusetzen, was schwer fassbar erscheint. "Unsere Kunden sitzen alle im selben Boot, sie müssen digitalisieren." Doch was das bedeutet, bleibt den meisten unklar. "Deswegen braucht es visionäre Ansätze."

Erkennen, was falsch läuft

Rüdins Unternehmergeist erwachte aus der Not heraus. Nachdem er seine Informatikerlehre absolviert hatte, heuerte er bei einer Zürcher IT-Firma an. Dort lief einiges schief, wie er sich erinnert. Die beiden Chefs waren längst geschäftsmüde geworden, die Kunden unzufrieden. Eines Tages platzte dem damals 20-jährigen Rüdin der Kragen. Er forderte von den Geschäftsführern ein Konzept. "Ich war motiviert und wollte das Ruder herumreissen", sagt er. Aber die Chefs liessen ihn zappeln. Wochen später gaben sie zu: "Am liebsten würden wir einfach dichtmachen."

In diesem Moment machte es Klick. "Da wusste ich, dass ich etwas Eigenes aufbauen will", sagt er. Tags darauf reichte er die Kündigung ein. Sechs Wochen später, im Dezember 2006, stand seine Firma PremiumIT im Handelsregister.

Versuchen, scheitern, lernen

Rüdin legte Wert auf einen hübschen Webauftritt und kommunizierte konsequent in der Wir-Form, obwohl er den Laden drei Jahre alleine schmiss. Er besuchte Networking-Events, knüpfte Kontakte und gewann so neue Kunden.

2010 ging das Wachstum richtig los. Rüdin stellte die ersten Mitarbeiter ein. Zunächst ging es nur um Infrastrukturprojekte. Dann stellte Rüdin die ersten Softwareentwickler ein und fing an, Websites zu verkaufen. "Im Nachhinein betrachtet war das zu wenig durchdacht", sagt er. Denn die Abteilung machte grosse Verluste.

Verantwortung teilen und vorausschauen

Trotzdem blieb Rüdin vom zweiten Standbein überzeugt. Also machte er daraus ein Spin-off namens Premiummedia. Die Schwesterfirma beschäftigt inzwischen 13 Mitarbeiter, die Webdesign und digitales Marketing betreiben sowie Webapplikationen entwickeln. "Entscheidend war, dass ich die Geschäftsführung einem Mitarbeiter übergab." So konnte sich Rüdin voll und ganz um die PremiumIT kümmern, die nun 18 Mitarbeiter hat und seit 2012 stetig wächst.

2015 eröffnete Rüdin im Erdgeschoss des Winterthurer Firmengebäudes einen Computershop, der als Anlaufstelle für Privatkunden dient. Auch hierfür übergab Rüdin die volle Verantwortung an einen Mitarbeiter.

Vom Ende der IT, wie wir sie kennen

Für die Branche sieht Rüdin eine düstere Zukunft. "Die IT, wie wir sie kennen, stirbt aus", sagt er. Deswegen will er weg vom Hardware-Denken und mehr in Richtung Software­integration. "Wir setzen alles auf Azure, entwickeln Services drumherum und stärken unsere Beratungskompetenz." So will er Kunden dabei helfen, den Arbeitsplatz der Zukunft zu gestalten. "Visionen entwerfen und realisieren – das wird unser Kerngeschäft", sagt er.

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