Multi-Cloud-Dienste

Multi-Cloud im Spannungsfeld von IT und Managed Services

Uhr
von Sebastian Bloch, Head of Sales Managed Services, und Florian van Keulen, Principal Consultant Cloud & Security, Trivadis

Multi-Cloud-Ansätze sind auf dem Vormarsch. Die verschiedenen Cloud-Provider zu managen, stellt dabei für viele Unternehmen eine grosse Herausforderung dar. So muss eine Vielzahl an ­Aspekten berücksichtigt werden – vom Vertragsmanagement bis hin zu Security-Anforderungen.

Sebastian Bloch (l.), Head of Sales Managed Services, und Florian van Keulen, Principal Consultant Cloud & Security, Trivadis
Sebastian Bloch (l.), Head of Sales Managed Services, und Florian van Keulen, Principal Consultant Cloud & Security, Trivadis

Die Studie "IDC FutureScape: Worldwide IT Industry 2018 Predictions" prognostizierte, dass bis 2020 mehr als 90 Prozent der Unternehmen Multi-Cloud-Dienste und -Plattformen nutzen werden. Dieser Trend lässt sich in der Praxis bestätigen: Immer mehr Unternehmen nutzen Cloud-Services von einer Vielzahl von Providern, wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung. So geht man Schätzungen zufolge von fünf oder mehr Cloud-Providern pro Unternehmen aus. Grundsätzlich nimmt die Anzahl Provider zu, je weiter man Richtung Software-as-a-Service blickt, da diese häufig Antworten auf Businessanforderungen liefern.

Dabei werden Multi-Cloud-Ansätze heute in der Regel von IT-Abteilungen orchestriert, die sich in diesem Zusammenhang vor allem mit zwei Aspekten beschäftigen: IaaS-Workloads zu bewerkstelligen, um Kapazitäten des Rechenzentrums zu erweitern oder in die Cloud zu verlagern, und die verschiedenen Cloud-Provider zu managen. Letzteres schliesst eine Vielzahl an Aufgaben mit ein. Dazu gehört das Management und die Bereitstellung von PaaS-/SaaS-Lösungen, die Umsetzung von Compliance-, Security- und Datenschutz-Richtlinien, die Inte­gration ins IT-Service-Management (mit Incident-, Change- und Problem-Management), das Provider-Management, das Vertragsmanagement, das Monitoring, Logging und vieles mehr. Kurz: Während sich die IT um die Sicherstellung aller Aspekte rund um einen reibungslosen, sicheren Betrieb der Services innerhalb des Unternehmens kümmert, beschränken sich die Fachabteilungen auf die Nutzung derselbigen.

Die IT als Managed-Services-Provider und Berater

Vor allem der zweite Aspekt zeigt, dass die IT längst nicht mehr nur Technik und Infrastruktur bereitstellt und managt, sondern sich immer mehr Richtung Managed-Service-Provider entwickelt und immer stärker eine Beraterfunktion für das Business wahrnimmt – besonders, wenn es um den Betrieb oder Security- sowie Governance-Themen geht.

Schaut man, was der Markt derzeit an Multi-Cloud-Lösungen für IT-Abteilungen bereithält, findet man vor allem zwei Gruppen: Zum einen administrative Verwaltungslösungen mit Fokus auf Reporting, Kostenmanagement und zum Teil auch ITSM-Prozesse, mit denen vor allem das Management von Cloud-Umgebungen grosser Provider zentralisiert werden soll. Zum anderen IaaS-, Hybrid-Infrastruktur- und Storage-Lösungen, bei denen spezifische Infrastruktur- oder Middleware-Komponenten für die IT angeboten werden. Dazu gehören etwa Komponenten, mit denen On-premises-Storage und Storage-Komponenten der Cloud-Provider synchronisiert werden können, oder Back-up-Lösungen, die in der Lage sind, mehrere Cloud-Anbieter zu bedienen. Auch Konnektivitätsservices zur Anbindung verschiedener Provider mit dedizierten Verbindungen oder Security-Lösungen gehören dazu. Solche Komponenten sind vor allem auf ­IT-Abteilungen ausgerichtet und entsprechen dem oben beschriebenen Fokus der internen IT.

Schaut man nach Marktlösungen in Richtung Fachabteilung/Business, ergibt sich ein anderes Bild: Hier ist das Angebot im Multi-Cloud-Umfeld wesentlich dünner und konzentriert sich auf Reporting-Lösungen oder spezifische Plattformen, die sowohl in der einen oder auch anderen Cloud eingesetzt werden können. Es gibt aber praktisch keine "Off-the-shelf"-Lösung, die PaaS-Services mehrerer Provider kombiniert, um sie für das Business einheitlich nutzbar zu machen. Diese Aufgabe wird von den Unternehmen selbst umgesetzt oder von Managed-Service-Providern als Dienstleistung angeboten.

"Echtes" Multi-Cloud noch kaum umgesetzt

Ungeachtet dessen wird "echtes" Multi-Cloud zum heutigen Zeitpunkt noch kaum umgesetzt – von produktiven Ansätzen (zum Beispiel indem man AI-Services von AWS mit den Machine-Learning- und IoT-Services von Azure in einer Plattform kombiniert) ist man noch weit entfernt. Vielmehr konzentriert man sich darauf, Use Cases in der einen oder anderen Cloud umzusetzen. Das heisst, man prüft für jeden Use Case, welche Cloud die beste Lösung bietet. Dabei wird meist berücksichtigt, ob ein Cloud-Provider im Unternehmen bereits integriert ist, beziehungsweise von der IT gemanagt wird. Oft wird auch der Lock-in-Faktor geprüft, um sich einen möglichen Providerwechsel in der Zukunft nicht zu verbauen. Achtet man im Design und in der Architektur von Lösungen auf solche Aspekte, können diese Multi-Cloud-ready gemacht werden.

Blickt man allerdings in Richtung Enterprise-Apps, sieht es schon wieder ein wenig anders aus: Hier geht der Trend dahin, Applikationen auf Basis von Serverless Computing, Microservices und Container-Services aufzubauen. Diese Apps können dann ohne grosse Probleme in den verschiedenen Clouds und auch on-premises betrieben und herumgeschoben werden, da sie unabhängig von der unterliegenden Infrastruktur betrieben werden. Dieser Trend wird von der Studie "IDC FutureScape: Worldwide IT Industry 2018 Predictions" ebenfalls bestätigt. So geht diese davon aus, dass sich Enterprise-Apps bis 2021 stark in Richtung hyperagile Architekturen verschieben werden, die zu 80 Prozent mit PaaS-Cloud-Platform-Services bereitgestellt werden und massgeblich auf Technologien wie Microservices und Container-Services aufbauen. Aber auch hier wieder vorausgesetzt, dass unterschiedliche Cloud-Provider gemanagt werden können und müssen.

Multi-Cloud-Lösungen als einheitlichen Service ­beziehen

Die Überlegungen machen deutlich: Das Management und die Governance von Multi-Cloud-Vorhaben bringen einiges an Komplexität mit sich. Unternehmen und IT-Abteilungen beginnen sich entsprechend neu aufzustellen – oft fehlen aber die benötigten Erfahrungen und Skills. Hier kann es sich lohnen, einen Managed-Services-Provider als Trusted Partner beizuziehen, der das Management der verschiedenen Provider übernimmt und so auch Compliance-, Governance- und Monitoring-Anforderungen einheitlich betrachtet. Dies kann so weit gehen, dass sich der Managed-Services-Provider als Solution-Provider ganzheitlich um Lösungen und Plattformen kümmert. Aus Kundensicht wird eine so gemanagte Plattform zu einer SaaS-Komponente, die nur noch genutzt werden muss. Mit welcher Cloud die Lösung bereitgestellt wird, bleibt dann dem Managed-Services-Provider überlassen. So kann durch intelligentes Management eine Lösung aus Komponenten unterschiedlicher Clouds als einheitlich definierter Service bezogen und Freiraum für Kernaufgaben geschaffen werden.

Am Ende braucht es in jedem Unternehmen einen Cloud-Integrator/-Manager, der Workloads in unterschiedlichen Clouds bereitstellt und betreibt – und der auch Themen wie Governance, Security und Kosten managt. Sei es im eigenen Unternehmen durch Erweiterung der internen IT oder durch ein eigenes Team (z. B. Cloud Competence Center) oder durch das Heranziehen eines Managed-Services-Providers. Multi Cloud ist wichtig und bleibt wichtig – die Ausprägung wird aber in Zukunft anders und stärker sein als heute.

Webcode
DPF8_118910