10 Jahre "IT-Markt"

Wie die Cloud vom Nischenthema zum Businessfaktor aufgestiegen ist

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von Christian Mugg, Head of Product Management Cloud & Data Center Services, Swisscom und Alexander Mohri, Head of Strategy, Swisscom Business Customers

Der Markt ist Cloud Computing zunächst mit Skepsis begegnet. Wie sich die Technologie dennoch durchsetzen konnte und was Kunden heute von der Cloud erwarten, erklären Christian Mugg, Head of Product Management Cloud & Data Center Services, und Alexander Mohri, Head of Strategy Swisscom Business Customers bei Swisscom.

Vor zehn Jahren hat ein neuartiges Computing-Paradigma versprochen, IT-Ressourcen (CPU, Speicher, Applikationen, Daten) dynamisch über das Internet bereitzustellen, zu managen und abzurechnen. Sehr förmlich wurde es als Cloud Computing bezeichnet. Es herrschte Skepsis am Markt und Euphorie bei den Anbietern.

Der Markt befand sich in einer frühen Entwicklungsphase. Die Wahrnehmung und Marktdurchdringung waren noch weit entfernt von einer Erfolgsstory. Der Grossteil der Schweizer Unternehmensinformatik wurde durch eigene IT-Abteilungen erbracht oder war im Rahmen eines (klassischen) Full-Outsourcings an einen Serviceprovider ausgelagert. Im Februar 2012 gab Roche bekannt, 90 000 Mitarbeitende auf Google-Apps zu migrieren, was damals gemäss Google das zweitgrösste Projekt dieser Art weltweit war. Das Thema Cloud drängte sich mit diesem Announcement zum ersten Mal auf breiter Basis ins Bewusstsein der Schweizer CIOs. Ganz anders glaubten die Anbieter auch vor 10 Jahren schon an die Cloud:

  • AWS lancierte 2006 das erste Infrastructure-as-a-Service-Angebot. Dropbox war 2010 seit 3 Jahren am Markt und etablierte eine breite private Nutzung von Cloud Services bei End-Usern.

  • Bekannte Service Provider wie etwa IBM und HP etablierten ihre ersten eigenen Cloud-Services. Weltweit begannen Telekommunikationsanbieter mit Investments in eigene Cloud Services. Ein Beispiel dafür ist Verizon, das Terremark kaufte. Swisscom begann mit dem Aufbau eines eigenen Cloud-Angebotes (Dynamic Computing Services), das im Jahr 2012 lanciert wurde.

 

2020: Friede, Freude, Eierkuchen

In der Zwischenzeit ist viel passiert und jeder Smartphone-Besitzer – also faktisch jeder Schweizer, der über das Kindergartenalter hinaus ist – nutzt Apps. Die Cloud ist in der breiten Bevölkerung und natürlich auch bei Schweizer Unternehmen längst angekommen. Viele Cloud-Dienste haben einen hohen Zufriedenheitswert bei den unterschiedlichsten Anwendern.

Die globalen Public-Cloud-Anbieter Azure, Google und Oracle sind mit eigenen Rechenzentren in der Schweiz vertreten und Schweizer Unternehmen beginnen auf breiter Basis mit der Nutzung ihrer Angebote.

Business-Transformation geht heutzutage fast nur noch über IT-Transformation. Sie übernimmt eine Enabler-Funktion in den Dimensionen Kundenzufriedenheit, interne Kostenoptimierung und Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. Die Cloud und ihre unterschiedlichen Anwendungsfunktionen spielen hier eine fundamentale Rolle.

Die meisten Schweizer Unternehmen haben eine Cloud-Strategie oder erarbeiten zurzeit eine. Speziell in grösseren Unternehmen zeichnet sich ab, dass viele in Zukunft auf mehrere Cloud-Provider mit einer Kombination aus Public- und Private-Clouds setzen werden. Die Modernisierung der IT-Infrastruktur ist heutzutage ohne ein hybrides Cloud-Szenario und entsprechende Services undenkbar.

 

Eine Einschätzung

Mit der Nutzung von Cloud-Services verfolgen (und erreichen) Unternehmen drei wichtige Ziele: geringere Kosten, die Erhöhung der Flexibilität und die Flexibilisierung der Kostenbasis (Stichwort: Pay-as-you-go).

Geschwindigkeit ist das Mantra des digitalen Zeitalters. Wer zu langsam ist, wird mittel- bis langfristig an Marktattraktivität und Wettbewerbsfähigkeit verlieren. Es gilt, Projekte immer schneller umzusetzen, die Innovationsfähigkeit stetig zu verbessern und die Zeit bis zur Markteinführung, etwa neuer Geschäftsmodelle, zu verringern. All diese Kriterien sprechen für einen Full-Service-Cloud-Provider. Lokal und global ergänzen sich. Wir sehen, dass sich auch hierzulande die Unternehmen sehr bewusst entscheiden, welche Anwendungen und Daten sie einer Private Cloud eines Schweizer Anbieters anvertrauen und bei welchen Anwendungen der enorme Funktionsumfang globaler Hyperscaler genutzt werden soll. Die Zeit des "One size fits all" ist endgültig vorbei und End-to-end-Kontrolle rückt ins Zentrum.

Trusted Advisors sind gefragt. Der "War of Talents" ist im Schweizer IT-Arbeitsmarkt spürbar. Speziell für kleinere Unternehmen wird es immer schwieriger, Mitarbeitende zu finden, welche die Komplexität ihrer IT beherrschen. Kunden wollen heute von spezialisierten Cloud-Anbietern beraten und im Rahmen ihrer digitalen Transformationspläne eng begleitet werden.

 

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