HSLU an EU-Forschungsprojekt zu "Extended Reality" beteiligt
Die Europäische Union hat einen internationalen Forschungsverbund gegründet, um den Einsatz von "Extended Reality"-Technologien im Kreativ- und Kultursektor zu fördern. Die Hochschule Luzern ist als einzige Schweizer Institution am 10 Millionen Euro schweren Projekt beteiligt.
Der Kreativ- und Kultursektor spielt in Europa eine zentrale Rolle: Museen ziehen Touristinnen und Touristen an, Kunstschaffende begeistern die Menschen; traditionsreiche Zeitungen und Rundfunkanstalten prägen die öffentliche Debatte. Gleichzeitig hinken Organisationen und Unternehmen aus diesem Bereich oft hinterher, wenn es darum geht, ihr Schaffen für ein digital versiertes Publikum aufzubereiten.
Der Anfang Oktober von der Europäischen Union lancierte Forschungsverbund "TransMIXR" soll die europäische Kreativ- und Kulturbranche für den digitalen Wandel fit machen. Mit dabei: Informatik-Forscher Aljosa Smolic von der Hochschule Luzern. Er und sein Team vom Immersive Realities Research Lab der HSLU sind als einzige Schweizer Forschende am drei Jahre dauernden Projekt beteiligt.
Smolic: "Wir möchten für Medien, Kunstschaffende und Museen eine europäische Lösung aufbauen, damit diese Institutionen nicht über kurz oder lang auf die Angebote von Google oder Meta zurückgreifen - und unserem Kontinent damit Know-how und Arbeitsplätze verloren gehen."
Vom Sofa ins Museum
Im Fokus der Forschenden steht der Einsatz von "Extended Reality" (XR). Der Begriff dient als Klammer für Technologien wie Augmented und Virtual Reality, welche digitale mit analogen Inhalten verknüpfen. Die einzelnen Forschenden-Teams arbeiten jeweils an einer von zwei Hauptkomponenten:
Das "Creation Environment": In dieser digitalen Umgebung werden Medien, Museen oder Kunstschaffende ihre eigenen XR-Inhalte kreieren können. Dabei kann es sich beispielsweise um eine Virtual Reality-Ausstellung des lokalen Geschichtsmuseums handeln, die man mittels VR-Brille auch bequem vom heimischen Sofa aus besuchen kann.
Das "Distribution Environment": die technische Basis für die Verbreitung besagter Inhalte. Im Beispiel oben wären das einfach zu bedienende Benutzeroberflächen für VR, aber auch Standards zur schnellen Übertragung grosser Datenmengen, damit die Besucherinnen und Besucher des Museums ein möglichst ruckelfreies Erlebnis haben.
Die HSLU beteiligt sich am Aufbau des Creation Environment. Aljosa Smolic nennt die Umgebung "ein Photoshop für XR". Es gehe darum, standardisierte digitale Werkzeuge zu entwickeln, die auch weniger versierte Medien- und Kulturschaffende nutzen können.
Schweizer Partner gesucht
Zu Demonstrationszwecken werden die Forschenden im Creative Environment zusammen mit Projektpartnern aus dem Kreativ- und Kultursektor eigene Inhalte erstellen. Smolic und sein Team planen, ein volumetrisches Video zu produzieren: Reale Räume oder Landschaften werden dafür mit sehr hoher Auflösung gescannt und zu einem dreidimensionalen Film zusammengefügt. Volumetrische Dokumentarfilme oder Newsbeiträge bietet das Potenzial für ein immersives Erlebnis, wie Aljosa Smolic erläutert.
Neben sieben Universitäten, Fachhochschulen sowie weiteren Forschungseinrichtungen aus Irland, den Niederlanden, Belgien, Österreich und Griechenland beteiligen sich auch Unternehmen wie der Chiphersteller Intel, die Agence France Presse oder die öffentliche Rundfunkanstalt Sloweniens an "TransMIXR".
Das HSLU-Team sucht zudem nach weiteren Projektpartnern in der Schweiz.
EU-Projekt mit Schweizer Beteiligung
Die Schweiz ist seit dem Abbruch der Verhandlungen mit der Europäischen Union über ein Rahmenabkommen nicht mehr Teil des 100 Milliarden Euro schweren europäischen Forschungsrahmenprogramms "Horizon". Schweizer Hochschulen erhalten somit keine EU-Gelder und können nicht mehr gleichberechtigt an grossen EU-Forschungsprojekten teilnehmen, sondern nur noch als assoziierte Partner.
Die Schweiz finanziert diese Beteiligungen als Ersatzmassnahme direkt. Dies ist auch bei "TransMIXR" der Fall: Vom Gesamtbudget von knapp 10 Millionen Euro (dies entspricht derzeit rund 10 Millionen Franken) entfallen gut 800'000 Franken auf das Teilprojekt der HSLU. Für diese Summe kommt der Bund auf.