Digital-Barometer 2024

Einem Drittel der Schweizer Bevölkerung fehlt es an Digitalkompetenzen

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von Joël Orizet und lpe

Jeder dritten Person in der Schweiz mangelt es an digitalen Grundkompetenzen. Und die Hälfte der Bevölkerung nimmt künstliche Intelligenz als potenzielle Bedrohung wahr, wie eine Befragung der Stiftung Risiko-Dialog im Auftrag der Mobiliar-Versicherung zeigt.

(Source: Firmbee.com / Unsplash.com)
(Source: Firmbee.com / Unsplash.com)

Ein Grossteil der Schweizer Bevölkerung geht zwar davon aus, mit der Digitalisierung Schritt halten zu können. Doch knapp jeder dritten Person hierzulande (31 Prozent) fehlt es an grundlegenden digitalen Kompetenzen, wie der "DigitalBarometer 2024" zeigt. Die Ergebnisse beruhen auf einer Onlinebefragung, durchgeführt von der Stiftung Risiko-Dialog, finanziert durch die Mobiliar-Versicherung. Die Befragung lief vom 5. bis 15. Oktober; 1993 Personen nahmen daran teil. 

"Drei von zehn Personen in der Schweiz haben Schwierigkeiten, sich im zunehmend digitalisierten Alltag zurechtzufinden - ihnen fehlen grundlegende Fähigkeiten im Umgang mit digitalen Geräten und Anwendungen", sagt Daniela Ramp, Projektmitarbeiterin und Expertin für digitale Inklusion bei der Stiftung Risiko-Dialog. Betroffene hätten beispielsweise Schwierigkeiten, online einzukaufen, Tickets digital zu lösen, Rechnungen per E-Banking zu bezahlen oder digital zu kommunizieren. 

Unter Menschen mit geringer Bildung, hohem Alter und tiefem Einkommen sei der Anteil der Personen mit mangelnden digitalen Grundkompetenzen deutlich höher, stellt die Studie fest. Ausschlaggebend ist insbesondere der Bildungsgrad: Bei Personen der tiefsten Bildungsstufe seien fast doppelt so viele Menschen betroffen (59 Prozent). 

Gespaltene Haltung zu KI

Die Grundstimmung der hiesigen Bevölkerung in Bezug auf KI-Anwendungen sei ambivalent, heisst es im Ergebnisbericht (PDF). Fast gleich viele Befragte gaben an, künstlicher Intelligenz gegenüber positiv (35 Prozent) beziehungsweise negativ (34 Prozent) eingestellt zu sein. 

Auch bezüglich der Haltung zu KI stellt der Bildungsgrad eine Schlüsselvariable dar: Je höher die Bildung, desto positiver die Grundhaltung gegenüber KI. 

Grosse Chancen in puncto KI sehen die Befragten für die Ökologie und den Klimaschutz wie auch für die Privatwirtschaft, beispielsweise für die Effizienzsteigerung von Arbeitsprozessen oder neue Arbeitsmodelle. 

Die grösste Gefahr von KI sehen 59 Prozent der Befragten in der Beeinflussung der öffentlichen Debatte. Die überwiegende Mehrheit (85 Prozent) macht sich insbesondere Sorgen um die Verbreitung von Falschinformationen. Und 49 Prozent der Befragten geben an, dass sie KI grundsätzlich als potenzielle Bedrohung für die Menschheit wahrnehmen. 

Wenig Vertrauen in KI-Regulierung

Schlecht bestellt ist es um das Vertrauen in die Fähigkeit des Staates, KI angemessen zu regulieren. Rund drei Viertel der Bevölkerung (72 Prozent) fehlt dieses Vertrauen. Dieser Wert sei alarmierend hoch, zumal die Bevölkerung der Schweizer Regierung grundsätzlich sehr vertraue, heisst es im Bericht. 

Eine mögliche Erklärung für diese Diskrepanz sei, dass neue Risiken generell mit mehr Unsicherheit behaftet sind als bekannte Risiken. Zudem nehme der Einfluss von KI auf die Gesellschaft rasant zu - und die "langsam mahlenden Mühlen der schweizerischen Gesetzgebung könnten diesem Tempo kaum hinterherkommen", schreiben die Studienautorinnen und -autoren und ergänzen: "Es bleibt abzuwarten, wie sich das Vertrauen entwickelt und inwiefern sich staatliches Handeln auf die Risikowahrnehmung extremer Szenarien, in der KI-Systeme beispielsweise autonom über Leben und Tod entscheiden, auswirken wird." 

 

Übrigens: Die überwiegend privatwirtschaftlich getragene Vereinigung Innovate Switzerland publizierte unlängst ein Positionspapier, in dem sie sich gegen ein spezifisches KI-Gesetz ausspricht, wie es beispielsweise die Europäische Union mit dem AI Act verabschiedete. Stattdessen plädiert die Vereinigung dafür, dass eine Schweizer KI-Regulierung technologieneutral bleiben und sich auf allgemeine Grundsätze und Ziele konzentrieren soll

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