Studie ortet Wildwuchs bei Dateninitiativen
In der Schweiz existieren über 100 Plattformen für die gemeinsame Datennutzung, die kaum vernetzt und wenig bekannt sind. Dies belegt eine Studie der Berner Fachhochschule, die ausserdem auf mangelnde Datenqualität und fehlende Standards hinweist. Experten fordern nun gezielte Investitionen und eine klare politische Datenstrategie.

In der Schweiz gibt es weit über 100 Plattformen und Projekte für die gemeinsame Nutzung von Daten. Diese Initiativen von Unternehmen, Verwaltungen und Forschungsinstitutionen sind jedoch wenig bekannt und untereinander kaum vernetzt, weshalb sich ihr Potenzial nur beschränkt entfalten kann. Dies geht aus der Studie «Data-Sharing-Initiativen und Datenräume in der Schweiz» hervor, welche die Berner Fachhochschule im Auftrag von Digitalswitzerland und der Swiss Data Alliance durchgeführt hat. Die Ergebnisse wurden am 2. September 2025 im Rahmen des Swiss Data Space Forum in Rotkreuz vorgestellt.
Der Autor der Studie, Stephan Haller, spricht in einer zur Studie veröffentlichten Pressemitteilung von einem unkontrollierten Wachstum. "Wir haben einen Wildwuchs vorgefunden und rechnen mit einer Vielzahl weiterer Initiativen", so Haller. Zwar sei es positiv, dass sich etwas bewege, jedoch sei die Mitwirkung des privaten Sektors sowie der Austausch zwischen den Initiativen noch ungenügend. Haller bemängelt zudem: "Andererseits fehlen Standards zur Beschreibung und Sicherung der Datenqualität."
Datenqualität als Problem
Die oft unzureichende Qualität und Verknüpfbarkeit der Daten wird in der Studie als wesentliches Hindernis identifiziert. Informationen zur Qualität der zur Verfügung gestellten Daten würden teilweise gänzlich fehlen. Dies erschwert es, beispielsweise im Gesundheitswesen Leistungen gezielt zu verbessern und Kosten zu senken oder Verkehrsinfrastrukturen besser zu planen. Laut Angaben von Logistik- und Pharmaunternehmen werden derzeit 97 Prozent der in Krankenhäusern erhobenen Daten nicht genutzt.
Andreas Meyer, Präsident von Digitalswitzerland, betont die Bedeutung qualitativ hochstehender Daten für den Einsatz künstlicher Intelligenz. "Qualitativ hochwertige Daten sind die zentrale Voraussetzung für den verantwortungsvollen Einsatz künstlicher Intelligenz. Sind diese unvollständig oder veraltet, wirkt sich das unmittelbar auf die Ergebnisse aus", erklärte Meyer. Er verglich die Situation mit einer Kuh, die mit schlechtem Futter genährt werde, bei der man sich "nicht wundern muss, wenn das Tier nicht gesund ist und keine gute Milch gibt."
Rechtliche Grundlagen schaffen
Die Fachtagung in Rotkreuz besuchten laut Mitteilung rund 150 Teilnehmende,. Unter anderen diskutierten Georges-Simon Ulrich, Direktor des Bundesamts für Statistik, und Daniel Markwalder, Delegierter des Bundesrates für Digitale Transformation und IKT-Lenkung, über die nächsten Schritte, die nun zu tun wären. Es brauche ein besseres Verständnis für die Bedeutung von Daten, rechtliche Grundlagen für deren Sekundärnutzung in Forschung und Planung sowie eine Klärung von Verantwortlichkeiten. Insbesondere wurde der Aufbau von Kompetenzen für Data Stewards gefordert, welche die korrekte, saubere und sichere Nutzbarkeit von Daten gewährleisten.
Essentiell sei zudem die Verbindlichkeit von minimalen Standards, um die Verknüpfung von Daten horizontal zwischen Bundesämtern sowie vertikal zwischen Bund, Kantonen und Gemeinden zu ermöglichen. Ständerat Matthias Michel fasste die politische Forderung zusammen: "Die Schweiz braucht eine nationale Datenpolitik, die nahtlos in die Digitalpolitik eingebettet ist und über föderale Silos hinausgeht. Der nächste Schritt ist, gemeinsame Regeln und eine öffentliche Dateninfrastruktur zu schaffen, auf die sich alle verlassen können."
Datenprojekten eine Stimme geben
André Golliez, Präsident der Swiss Data Alliance, unterstrich ebenfalls die Notwendigkeit der Zusammenarbeit. "Die gemeinsame Nutzung von Daten über Organisationsgrenzen hinweg birgt ein enormes Potenzial. Wir möchten den Projekten, die das schon heute praktizieren, eine Stimme geben, damit ihre Anliegen auch politisch gehört werden", sagte Golliez. Als konkretes Beispiel für eine laufende Initiative wurde die Mobilitätsdateninfrastruktur (MODI) genannt, die unter der Leitung von Christa Hostettler, Direktorin des Bundesamts für Verkehr, entwickelt wird und zur Reduktion von Verkehr und Umweltbelastung beitragen soll. Lesen Sie hier auch seine Ausführungen zur Studie.
Aus den Anregungen der Fachtagung sollen in den nächsten Wochen einige priorisiert und konkretisiert werden. Der Fokus liegt dabei auf dem konkreten Wert für die Bevölkerung und den Wirtschaftsstandort Schweiz. Wo möglich, sollen bestehende Initiativen unterstützt werden. Dazu zählen insbesondere die Schaffung gesetzlicher Grundlagen für die Sekundärnutzung von Daten sowie ein Verfassungsartikel, der es erlaubt, verbindliche und interoperable Standards festzulegen.
2024 eröffnete übrigens Bundesrat Albert Rösti via Videobotschaft das erste Swiss Data Space Forum. Lesen Sie hier mehr darüber.

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