Zwischen Börsenhype und Alltagsrelevanz: KI im Realitätscheck
Wie schon bei der Dotcom-Blase treibt die Fantasie die Kurse hoch, während der tägliche Einsatz Antworten gibt, die noch einer Überprüfung bedürfen. KI kann vieles, aber nicht alles, und gerade darin liegt ihr Potenzial für nachhaltigen Fortschritt.

Gemeinhin wird die Erfindung der generativen KI mit derjenigen des PCs oder des Internets verglichen. Besonders der Vergleich mit dem Internet überzeugt: Dank HTML und grafischen Oberflächen wurde das Internet plötzlich für die breite Masse nutzbar und eröffnete zahlreiche kommerzielle Möglichkeiten. Ebenso war der generativen KI der Erfolg durch einfache Handhabung, ein breites Einsatzspektrum und beeindruckende Resultate fast garantiert. KI ist da, um zu bleiben: Sie wird unseren Alltag dauerhaft verändern, sowohl beruflich als auch privat.
Auch zu Beginn des Internetzeitalters schossen die Fantasien durch die Decke. Bill Gates meinte 1994, dass Banking unabdingbar sei, Banken jedoch nicht. Nun, die Banken sind nicht verschwunden, aber jede Bank wickelt heute einen Grossteil ihres Geschäfts elektronisch ab. Eine ähnliche Transformation ist auch durch KI zu erwarten, insbesondere dort, wo das notwendige Wissen in Textform vorhanden ist. In der aktuellen Euphorie geht jedoch oft vergessen, dass der heutige Stand der KI vor allem auf Wahrscheinlichkeitsberechnungen für das nächstfolgende Wort basiert. Geht es um tiefes physikalisches Verständnis, die Entwicklung neuer mathematischer Theorien, das Erleben subjektiver Erfahrungen oder das sichere Beherrschen mehrstufiger logischer Schlussfolgerungen, stösst die KI derzeit an Grenzen.
Die Geschichte wiederholt sich
Die Internet-Euphorie endete in der Dotcom-Blase. Diese brachte zwar neue Tech-Champions hervor, die zum Teil bis heute eine dominierende Stellung einnehmen, wie Alphabet (Google) und Amazon, deren überlegenes Geschäftsmodell sich aber erst mit der Zeit herauskristallisierte. Die Rallye an den Börsen wurde schon damals durch den Hunger nach Infrastruktur angetrieben. Was damals die Nachfrage nach mehr Netzwerkbandbreite war, ist heute der enorme Bedarf an Rechenleistung. Fast alle führenden KI-Unternehmen sind überzeugt, dass ihr Erfolg von der Verfügbarkeit enormer Rechenkapazität abhängt, und investieren Milliarden in Rechenzentren und Chips, zu einem guten Teil finanziert durch die Börse.
>>In der Dotcom-Blase reichte es überspitzt gesagt, hinter ein Wort «.com» zu setzen, um bei Investoren Interesse zu generieren. Heute ist es ähnlich: Allein das Label «AI» steht noch lange nicht für intelligente Lösungen.<<
Zu Zeiten der Dotcom-Blase wurden enorme Summen in den Ausbau der Netzwerke investiert. Diese Investitionen wurden durch die Anleger und zum Teil durch die Netzwerkausrüster auf Kredit finanziert. 1999 wurden erste Analysen publik, die auf einen massiven Überausbau der Kapazitäten hinwiesen. Die Netzbetreiber versuchten zunächst, die Bedenken mit Hinweisen auf die nächsten «Killer-Applikationen» zu zerstreuen, welche die Netze schon bald füllen werden. Die Hoffnung lag damals auf der Videokommunikation, deren grosser Durchbruch jedoch erst in der Coronakrise kam. Nach dem Zusammenbruch im Jahr 2001/2002 zeigte sich, dass bis zu 90 Prozent der aufgebauten Netzwerkkapazität ungenutzt blieben. Grosse Player wie MCI World gingen bankrott. Da bei deren Restrukturierung ein Grossteil der Netzwerk-Investitionen abgeschrieben wurde, konnten diese Anbieter danach mit aggressiven Preisen wieder auftreten und setzten so jene unter Druck, die seriöser kalkuliert hatten.
Rechenkapazität versus Anwendungsnutzen
Auch beim heutigen KI-Boom werden grosse Summen auf Unternehmen gewettet, von denen sich die Anleger erhoffen, dass sie zu den wenigen grossen Playern von morgen gehören. Auch hier werden viele Anbieter auf der Strecke bleiben, doch deren Rechenkapazität wird auf dem Markt bestehen bleiben. Aufgrund der aktuellen geopolitischen Situation ist es zudem unwahrscheinlich, dass es künftig nur einen oder einige wenige dominante Anbieter geben wird. Zu Zeiten der Internetblase waren die USA die unangefochtene Weltmacht. Heute konkurriert China mit den USA um die Vormachtstellung, auch im KI-Wettrennen. China setzt dabei, ähnlich wie schon in der E-Mobilität oder bei der Solarenergie, auf eine interne Hyper-Konkurrenz, indem es Tausende von KI-Firmen fördert. So wird etwa auf Basis von DeepSeek eine islamisch orientierte KI entwickelt, die speziell auf die Bedürfnisse muslimischer Nutzerinnen und Nutzer zugeschnitten ist.
Es ist zudem denkbar, dass bei der aktuellen Kapazitäts-Bolzerei zu wenig Fokus auf schlanke KI-Modelle (DeepSeek lässt grüssen) und den ressourcenbewussten Einsatz von Anwendungen gelegt wird. Nach dem Platzen der Dotcom-Blase füllte auch das mobile Internet die überschüssige Netzwerkkapazität nicht sofort, denn plötzlich standen schlanke Applikationen und Algorithmen im Vordergrund, die überall mobil genutzt werden konnten.
Quo vadis, KI?
Ob die Versprechungen von KI-Agenten eingelöst werden, steht noch in den Sternen. Derzeit können erst einfache Aufgaben durch KI autonom ausgeführt werden. Komplexere Aufgaben erfordern weiterhin eine Kombination aus KI und klassischen Automatisierungslösungen. Die aktuelle Debatte erinnert ein wenig an das autonome Fahren, bei dem Enthusiasten jahrelang einen Durchbruch in Kürze prognostizierten – bis klar wurde, dass dafür noch viele Voraussetzungen geschaffen werden müssen. Gut möglich, dass wir – ähnlich wie beim autonomen Fahren – mit einem Zwischenstatus gut leben können, bei dem uns viele lästige Aufgaben im Tagesgeschäft abgenommen werden, der Mensch aber weiterhin für das Zusammenspiel des grossen Ganzen verantwortlich bleibt.
Vergessen wir bei der ganzen KI-Euphorie nicht, worauf es ankommt und worauf wir den Fokus setzen sollten: nicht auf den Herdentrieb der Börse, sondern auf Anwendungen, die einen praktischen Nutzen bieten und zu nachvollziehbar richtigen Ergebnissen führen. Nur das stiftet einen echten Mehrwert für uns alle.

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