CEO Markus Vetterli spricht über 30 Jahre iWay
Markus Vetterli hat den ISP iWay vor 30 Jahren gegründet. 2026 tritt Vetterli als CEO zurück. Im Interview zum Jubiläum blickt er in die Vergangenheit und in die Zukunft.

Gratulation zum 30-Jahre-Jubiläum von iWay! Wenn Sie auf die Anfänge von iWay zurückblicken – was waren damals die grössten Herausforderungen, um als Internetprovider Fuss fassen zu können?
Markus Vetterli: Als wir iWay gründeten, steckte das Internet noch in den Kinderschuhen und war für viele ein abstraktes Konzept. Es erforderte einiges an Überzeugungsarbeit, den Menschen zu vermitteln, was das Internet ist und welchen Wert es bietet. Firmen waren damals skeptisch und hielten das Netz für ein vorübergehendes Phänomen, das im Geschäftsalltag keine Rolle spielen würde. Technisch war die fehlende flächendeckende Versorgung mit schnellen Anschlüssen eine grosse Hürde – die meisten Kundinnen und Kunden wählten sich noch mit Modem ein, und Standleitungen waren für viele unerschwinglich. Doch genau diese Herausforderungen machten den Anfang spannend: Wir konnten die Entwicklung aktiv mitgestalten und blicken heute gerne auf diese Pionierzeit zurück. Auch waren wir zu Beginn ja gar kein Internetprovider im heutigen Sinne, sondern hatten Beratungsmandate, betrieben Standleitungen für Grosskunden und entwickelten Websites. Das Providergeschäft kam erst später hinzu.
Welche Highlights und auch welche Lowlights haben iWay in den vergangenen 30 Jahren nachhaltig geprägt?
Zu den prägenden Höhepunkten zählt sicher der Schritt, die Firma überhaupt zu gründen und den Mut dazu aufzubringen. Meilensteine waren grosse Beratungsmandate für namhafte Kunden wie für das Projekt «NewTelco» von SBB, UBS und Migros, aus dem schliesslich Sunrise hervorging, oder für die Fusion von UBS und Bankverein. Solche Aufträge verhalfen uns zu nachhaltigem Wachstum. Die Einstellung der ersten Mitarbeitenden und der Umzug von Dättwil nach Zürich 2003 in die Nähe zu Rechenzentren, quasi im Herzen des damaligen Schweizer Internets, sind besondere Erinnerungen. Weitere Highlights sind die Übernahme von Dolphin Networks 2004 und der Start ins Glasfaserzeitalter samt der Umbenennung und dem Einstieg ins Providergeschäft mit der Namensänderung von Interway zu iWay im Jahr 2009. Aktuell markiert die Zusammenarbeit mit Swisscom, dank der wir uns als unabhängiger Anbieter von Festnetz- und Mobiltelefonie positionieren können, einen weiteren Meilenstein.
Und welche Rückschläge mussten Sie verdauen?
Die gab es natürlich auch: etwa der komplette Serverausfall 1997, bei dem wir wichtige Kundendaten nicht mehr selbst wiederherstellen konnten und das Team zwei Tage ohne Schlaf verbrachte. Nach dem Y2K-Wechsel trat 2000 der «I love You»-Virus auf, der sämtliche Websites unserer Kundinnen und Kunden lahmlegte – eine echte Bewährungsprobe. Damals betrieben wir nur Standleitungen und Websites. Die haben dann natürlich alle nicht mehr funktioniert.
Wie hat sich Ihr Geschäft und wie haben sich die Erwartungen Ihrer Kundschaft über die Jahre verändert?
Das Geschäftsmodell und die Kundenanforderungen haben sich in den letzten drei Jahrzehnten grundlegend gewandelt. Früher war ein Internetzugang eine Seltenheit, heute verfügen fast alle Haushalte über schnelle Internetanschlüsse. Kundinnen und Kunden erwarten heute persönliche Betreuung, Transparenz und nachvollziehbare Preise und Prozesse. Die Bedeutung eines Internet- oder Telefonanschlusses ist heute mit der eines Stromanschlusses vergleichbar. Gleichzeitig steigt der Margendruck, da der Wettbewerb unter den Providern zunimmt und die Zahlungsbereitschaft sinkt. Hinzu kommt, dass künstliche Intelligenz das Such- und Bestellverhalten grundlegend ändert. Das wirkt sich unmittelbar auf unser Geschäft aus.
Wie gelingt es iWay, sich gegen die grossen Telkos beziehungsweise ISPs zu behaupten?
iWay behauptet sich gegenüber den grossen Telkos, indem wir einen anderen Ansatz wählen: Wir setzen auf Agilität, Kundenorientierung, Fairness und Transparenz, auf persönliche Betreuung ohne Warteschleifen. Unsere Partner und geschäftlichen und privaten Kundinnen und Kunden betreuen wir konsequent auf Augenhöhe. Im Vergleich zu den grossen ISPs sind wir technologisch flexibler und können Verlässlichkeit mit persönlicher Betreuung und Innovation verknüpfen. Unsere Schweizer Herkunft ist ein weiterer Differenzierungsfaktor, der uns auszeichnet und Vertrauen schafft. Auch haben wir sehr loyale Mitarbeitende, sodass das Know-how bestehen bleibt, und diese Kontinuität spüren auch unsere Kundinnen und Kunden sowie Partner. Mitarbeiter Nummer eins und zwei sind nach wie vor im Unternehmen. Man kann sagen, dass die iWay-DNA lebt. Das differenziert uns entscheidend von den grossen Anbietern.
Welche technologischen Entwicklungen sehen Sie als die grössten Chancen – oder Risiken – für die kommenden fünf bis zehn Jahre?
Auch in Zukunft wird die Branche vom technologischen Wandel geprägt sein. Internetanbieter entwickeln sich zunehmend zu Entwicklungsfirmen, weil Abläufe immer stärker automatisiert und optimiert werden müssen. Der fortschreitende Ausbau von Glasfaser- und Mobilnetzen sowie die Ablösung von Kupfer führen zu immer schnelleren Verbindungen. Im Zusammenspiel von drahtlosen und drahtgebundenen Technologien entsteht eine neue Internetwelt. Entwicklungen wie künstliche Intelligenz, Automatisierung und Datenanalyse bieten grosse Chancen, das Kundenverständnis weiter zu verbessern. Gleichzeitig bleibt die Sicherheit ein zentrales Thema: Datenschutz und Cyberkriminalität rücken immer stärker in den Fokus. Im schlimmsten Fall kann ein Cyberangriff existenzbedrohend sein – umso wichtiger ist es, Prozesse und Infrastruktur laufend zu schützen und weiterzuentwickeln.

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