Christian Speck im Podium Managed Services

Bechtle über Chancen und Grenzen von Everything-as-a-Service

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von Coen Kaat

Für Anwender scheinen Managed Services wohl ideal - alle Vorteile, kaum Aufwand. Der Dienstleistungsansatz bietet aber nicht immer einen Mehrwert. Wo dies sinnvoll ist und wie Anbieter sich optimal aufstellen, sagt Christian Speck, Vice President von Bechtle ­Switzerland.

Christian Speck, Vice President von Bechtle ­Switzerland. (Source: zVg)
Christian Speck, Vice President von Bechtle ­Switzerland. (Source: zVg)

Heutzutage kann wohl alles auch als Service angeboten werden. Aber ist dies bei allen Angeboten/Produktkategorien sinnvoll?

Christian Speck: As-a-Service-Modelle bleiben ein enorm wichtiger Bestandteil moderner IT-Strategien, da sie Skalierbarkeit, Flexibilität und schnellen Zugang zu neuen Technologien ermöglichen. Dies gilt vor allem, wenn Kundenanforderungen über Standardfunktionalitäten abgedeckt werden können, sei es bei Applikationen (SaaS) oder auch Plattformen (PaaS) oder Infrastrukturen (IaaS). Dennoch: Nicht jede Produktkategorie ist sinnvoll als Service nutzbar. Spezifische oder stark angepasste Lösungen benötigen oft ein hohes Mass an Integration und Individualisierung, was mit standardisierten Serviceansätzen schwer umsetzbar ist. Ein hybrider Ansatz, der individuelle Anpassungen zulässt und die Skalierbarkeit eines Servicemodells kombiniert, bleibt hier der Schlüssel. Letztlich zählt immer der Mehrwert für den Kunden sowie die Effizienz in der Bereitstellung.

In welchen Bereichen empfiehlt es sich besonders, auf einen Managed Service zu setzen?

Managed Services eignen sich hervorragend in Bereichen, die stark von Sicherheit, Hochverfügbarkeit und spezialisierten Technologien abhängen. Besonders erwähnenswert sind Cybersecurity, Backup und Recovery, sowie IT-Infrastrukturoperationen. Ein immer entscheidenderer Faktor ist die Integration und Verwaltung komplexer Multi-Cloud-Umgebungen für hybride IT-Architekturen. Neue Technologien wie KI und Data Analytics bilden ebenfalls einen wachsenden Schwerpunkt. Gerade hier ermöglicht der Managed-Service-Ansatz Unternehmen den Zugang zu Expertenwissen und innovativen Lösungen, ohne dass sie ihre eigenen Ressourcen belasten müssen.

Gemäss einer Digital-Realty-Studie gewinnt das eigene RZ in Unternehmen wieder an Bedeutung und einige Anwendungen wandern zurück dorthin. Zeigt sich dies auch in einem Rückgang im Markt für Managed Services? Wie hat sich das Geschäft im vergangenen Jahr entwickelt?

Die Rückkehr gewisser Anwendungen ins eigene Rechenzentrum stellt keine Schwächung des Managed-Services-Marktes dar, sondern zeigt vielmehr, dass hybride Szenarien an Bedeutung gewinnen. Unternehmen streben zunehmend eine Balance zwischen Performance, Datenschutz und Skalierbarkeit an. Managed Services spielen hier nach wie vor eine zentrale Rolle, sei es bei der Absicherung und Optimierung des IT-Betriebs, der Verwaltung hybrider Architekturen oder der proaktiven Cyberabwehr. Im letzten Jahr konnten wir einen klaren Anstieg der Nachfrage beobachten, insbesondere in den Bereichen Cloud-Security und der Orchestrierung von Multi-Cloud-Architekturen. Der Ansatz, Unternehmensanforderungen flexibel und individuell zu adressieren, wird immer wichtiger und Managed Services sind unverzichtbarer Teil dieser Entwicklung.

Sind On-Premise-Applikationen letztlich ein Auslaufmodell?

On-Premise-Lösungen sind weit davon entfernt, ein Auslaufmodell zu sein. Während der Markt generell in die Cloud migriert, gibt es nach wie vor Szenarien, in denen lokale Anwendungen erheblichen Nutzen bringen. Dies gilt besonders in sicherheitssensiblen Bereichen, bei denen Datenschutz und Kontrolle essenziell sind, sowie bei Anwendungen, die geringe Latenzzeiten oder die Verarbeitung grosser Datenmengen erfordern. Zukünftig werden hybride Ansätze, die das Beste aus beiden Welten kombinieren, eine entscheidende Rolle spielen.

Worauf muss man zwingend achten, wenn man erfolgreich Managed Services anbieten will?

Erfolgreiche Managed Services erfordern eine klare Kundenorientierung und den kontinuierlichen Fokus auf Exzellenz. Benutzerfreundlichkeit, schnelle Reaktionszeiten und eine hohe Stabilität der Dienste sind essenziell, um Betriebskontinuität zu gewährleisten. Gleichzeitig müssen Anbieter Innovationen proaktiv vorantreiben. Sei es durch den Einsatz von Automatisierung, die Integration von KI-gestützten Lösungen oder die nahtlose Verwaltung hybrider IT-Umgebungen. Entscheidend ist ­ausserdem, ein partnerschaftliches Verhältnis mit den Kunden aufzubauen, um deren sich verändernde Anforderungen frühzeitig zu erkennen und aktiv Lösungen zu entwickeln.

 

Die Antworten der weiteren Teilnehmenden des Podiums: 

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