Porträt

"Die Cloud ist der einzig richtige Weg"

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Die Transformation zum Cloud-Reseller ist nicht einfach. Am Anfang kämpft man mit weniger Umsatz und tieferen Margen. Doch es lohne sich, sagt Marco Rast. Er wagte den Schritt mit seiner Firma Vision-Inside und gewann viele Neukunden.

Marco Rast, Leiter Informatik und Inhaber von Vision-Inside. (Quelle: Netzmedien)
Marco Rast, Leiter Informatik und Inhaber von Vision-Inside. (Quelle: Netzmedien)

Marco Rast steht in einem leeren Raum. Ein paar kahle Wände unterteilen eine rund 600 Quadratmeter grosse Fläche. Viereckige Säulen stützen die Decke. "Die Wände kommen weg", sagt Rast. Seine Stimme klingt seltsam verzerrt. Sie hallt durch die Weite, bricht sich nur an den Säulen. In der Mitte soll ein Konferenzraum in einem Kubus entstehen. Darum herum die Mitarbeiter sitzen.

Marco Rast ist Geschäftsleitungsmitglied, Inhaber und Leiter Informatik von Vision-Inside, der leere Raum das künftige Büro der Firma. Zurzeit befinden sich 22 der 26 Mitarbeiter auf der gleichen Etage am anderen Ende des Gebäudes an der Buchgrindelstrasse in Wetzikon. Sie sitzen in verwinkelten Räumen, getrennt voneinander. "Das entspricht nicht mehr der Art und Weise wie wir heute arbeiten", sagt Rast und strebt dem Ausgang zu, führt in das aktuelle Konferenzzimmer. Überall stehen Kartons, an einer Wand klafft ein kreisrundes Loch. "Da hing mal ein Monitor", sagt Rast. Die Firma bereitet sich langsam auf ihren Umzug vor. 

Zügeln müssen Systemingenieure, IT-Lehrlinge, Telematiker und Elektroinstallateure. Elektroinstallateure in einer IT-Firma? Sie sind ein fester Bestandteil des Vision-Inside-Teams. Insgesamt acht Elektroinstallateure beschäftigt Rast. "Bei unseren Projekten braucht es eigentlich immer einen Elektriker, einen Telematiker und einen Informatiker", sagt Rast. Wenn man alle drei selbst zum Kunden bringen könne, müsse der Kunde nicht drei verschiedene Firmen beauftragen und koordinieren.

"Wir bieten dem Kunden einen Single Point of Contact", sagt Rast.

Die Basis ist immer die gleiche

Vision-Insides Portfolio umfasst ausser IT-Services, Telefonie und Elektroinstallation auch Digital Signage und Videoüberwachung. Wie kann man sich derart breit aufstellen? Eine gute Frage, sagt Rast.

Die Basis sei letztlich immer die gleiche. "Es gibt eine physische Netzwerkinfrastruktur, über die am Ende die Daten fliessen", sagt Rast. Digital Signage sei da keine Ausnahme. Man brauche natürlich gewisse Montage­fähigkeiten. Man müsse wissen, wie man einen Monitor aufhängt, wie man mit Bildsignalen lange Strecken überwindet.

Bei der Videoüberwachung sei das nicht anders. "Ein Videoserver ist ein Server", sagt Rast. Darauf laufe Windows Server 2012, eine Software wie Milestone zeichne die Videos auf. Am anderen Ende hängen IP-Kameras. "Klar braucht man Spezialisten, die wissen, wie und wo eine Kamera am besten platziert werden muss", sagt Rast. Doch die Basis bilden Netzwerk und IT.

Die Zukunft ist schon Gegenwart

Mit der IT gehen Rast und sein Team aber inzwischen anders um als noch vor einigen Jahren. Früher installierten sie Server beim Kunden vor Ort. "Das machen wir heute deutlich seltener", sagt Rast.

Vor ungefähr vier Jahren entschied sich Rast für die Cloud. "Die Cloud-First-Strategie von Microsoft gefiel mir", sagt er. "Ich sah darin unsere Zukunft."

Diese Zukunft ist heute Gegenwart. "Bei den letzten 150 Migrationen sind wir 150-mal in die Cloud gegangen", sagt er. "Zumindest in irgendeiner Form." Nicht jeder Kunde sei komplett in der Cloud. Viele hätten hybride Umgebungen. "Aber Office 365 ist mehr oder weniger gesetzt", sagt Rast.

Vision-Inside hostet keine Services selbst. Office 365 und Azure laufen in Microsofts Rechenzentrum. Die Daten liegen also im Ausland, in Amsterdam und Dublin. Stört das Schweizer Kunden nicht? "Das ist im KMU-Bereich häufig kein Thema", sagt Rast. Und wenn doch, dann müsse man dem Kunden aufzeigen, was Datensicherheit genau bedeute. Man müsse ihm zeigen, dass es nicht darum gehe, wo der Server physisch stehe.

Die physische Sicherheit sei dennoch wichtig. Zu ihr zähle die Stromversorgung, Klimaanlage und der Einbruchschutz. Auf der anderen Seite stehe aber die logische Sicherheit: Datenredundanz und Zertifizierungen. Wenn sich der Kunde all das überlege, sei die Standortfrage in der Regel vom Tisch. Ein eigener Server im Keller könne hier einfach nicht mithalten.

Europäischer Datenschutz gleicht dem der Schweiz

Bedenken zum Datenschutz empfindet Rast als unbegründet. Die Datenschutzgesetze in Europa würden sich kaum von den Schweizer Gesetzen unterscheiden. Man müsse schon branchenspezifisch in die Tiefe gehen, um wirklich grosse Unterschiede zu finden.

Mit Microsoft steht laut Rast ein Anbieter hinter den Rechenzentren, den es mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch in fünf Jahren noch geben wird. Microsoft sei technologisch auf dem neuesten Stand, Microsoft sei vertrauenswürdig. "Am Schluss geht es darum, dem Kunden die Möglichkeiten und Vorteile aufzuzeigen, die er mit der Microsoft-Cloud hat", sagt Rast. Natürlich gebe es auch Abhängigkeiten, räumt er ein. In einem Störungsfall sind Rast und seinem Team die Hände gebunden. "Wir können nur limitiert eingreifen", sagt er. Passt einem Kunden das nicht, sollte man nicht versuchen, ihn zu zwingen. "Jeder Kunde muss selbst entscheiden, ob er in die Cloud will oder nicht", sagt Rast.

In den vergangenen knapp vier Jahren erlebte Vision-Inside keine grössere Störung. Outlook sei bei einem Kunden einmal für zwei Stunden ausgefallen. Die Webplattform und der Mobile Client hätten aber weiter funktioniert. Ein Einzelfall, sagt Rast.

Durch den Schritt in die Cloud-Welt gewann Vision-Inside laut Rast sehr viele Neukunden. "Für uns war und ist die Cloud eine absolute Chance", sagt er. "Wir müssen nicht mehr in Blech investieren, wir beziehen das, was wir brauchen." Das ist aus seiner Sicht für den KMU-Bereich der einzig richtige Weg. Auch wenn er zu Beginn vielleicht steinig sei.

"Am Anfang kämpfst du als Reseller mit weniger ­Umsatz und tieferen Margen", sagt Rast. "Als Reseller verlierst du etwas. Du musst dein Team ermuntern, Neues zu lernen. Und du wirst abhängiger von Microsoft."

Es sei eine neue Dimension des Verkaufs. Es seien neue Produkte.

Cloud-Marktplätze stecken noch in den Kinderschuhen

Die grösste Herausforderung sei die Schnelllebigkeit, sagt Rast. "Es kommt permanent irgendetwas Neues." Laufend würden neue Produkte erscheinen, die der Kunde dann bereits in seinem Portal habe. Rasts Team kenne sie aber vielleicht noch gar nicht oder habe sie noch nicht getestet.

Vision-Inside bestellt sein Cloud-Angebot über den Cloud-Marktplatz von Ingram Micro. Der Marktplatz bringt für Rast den Vorteil, dass er etwa Volumen-Lizenzen in wenigen Minuten bestellen kann. Das sei früher nicht so einfach gewesen.

"Für mich sind aber alle Cloud-Portale, die ich bisher gesehen habe, noch in der Anfangsphase", sagt Rast. Alle würden im Moment vor allem von den Microsoft-Lizenzen leben. Wirklich viele andere Hersteller seien noch nicht dabei.

Bestimmte Funktionen sind für Rast auch noch nicht ganz ausgereift. "Wenn du als Reseller herausfinden willst, was die Portale wirklich bieten, müsstest du wahrscheinlich jeden Monat den Anbieter wechseln", sagt Rast. Das wäre aber kontraproduktiv. "Du willst als Reseller eine zentrale Verwaltung für deine Kunden. Da musst du ein Portal wählen und das musst du kennen."

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