Marktbericht

Wer drucken will, muss nicht zwingend einen Drucker kaufen

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von Coen Kaat

Drucker verkaufen sich immer schlechter. Der weltweite Markt zeigt einen deutlichen Minustrend, von dem alle ­grossen ­Hersteller betroffen sind. Einige von ihnen wagen den Schritt zum Dienstleistungsanbieter. Andere hingegen steigen ganz aus dem Geschäft mit Druckern aus.

(Quelle: Fotolia)
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Das weltweite Druckergeschäft harzt. Der Handel mit Hardware läuft zwar in den meisten Produktbereichen schlecht. Druckerhersteller scheinen es aber besonders hart zu spüren. Im dritten Quartal 2016 schrumpfte der weltweite Druckermarkt um 3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dies geht aus den jüngsten Analysen von Marktforscher IDC hervor. Die Auslieferungen gingen demnach auf 25 Millionen Einheiten zurück.

Insbesondere das Segment Business Inkjets lieferte ein schwaches Resultat. Im Vergleich zum Vorjahr reduzierte sich die Anzahl Auslieferungen in dem Bereich um über 7 Prozent auf 2,4 Millionen Einheiten. Inkjet-Multifunktionsdrucker machten laut IDC 90 Prozent davon aus. Ein kleiner Lichtblick im trüben Druckermarkt war der Markt für Lasergeräte in Westeuropa – zu der Region zählt IDC auch die Schweiz. Die Anzahl Auslieferungen in dem Segment stieg um 1,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Umsatz wuchs gemäss Mitteilung sogar noch schneller. Der durchschnittliche Verkaufspreis kletterte laut der Studie um 1,2 Prozent hinauf während dem dritten Quartal.

Nur ein Hersteller unter den Top 5 konnte seine Auslieferungen steigern: Epson. Im dritten Quartal 2016 lieferte das japanische Unternehmen 4,6 Millionen Einheiten aus, wie IDC schreibt. Im Vergleichsquartal des Vorjahres waren es noch knapp 4,1 Millionen gewesen. Eine Steigerung von 12,2 Prozent. Trotz der Steigerung reichte es für Epson lediglich auf den dritten Platz mit einem Marktanteil von 18,3 Prozent. Hinter Canon mit einem Marktanteil von 19,6 Prozent. Canons Auslieferungen gingen jedoch um über 7 Prozent zurück.

Der Marktführer bleibt weiterhin HP Inc. Das kalifornische Unternehmen büsste zwar 4,7 Prozent seiner Auslieferungen ein. Der Vorsprung auf Canon verringerte sich dadurch jedoch nur minimal. Im dritten Quartal 2016 hielt das Unternehmen noch immer einen Marktanteil von knapp 38 Prozent.

Die Nummer eins schluckt die Nummer fünf

Besonders hart traf es Samsung. Die Auslieferungen des koreanischen Herstellers gingen um über 20 Prozent zurück. Für das dritte Quartal 2016 attestiert der Marktforscher dem Unternehmen eine verkaufte Stückzahl von nur noch 825 307 Einheiten. Auf dem Weltmarkt reichte es damit noch für den fünften Platz. Im September erfolgte eine Mitteilung, die bei diesen Zahlen auch niemanden überraschen dürfte: HP kündigte an, Samsungs Druckersparte zu übernehmen.

Die Akquisition kostet HP über eine Milliarde US-Dollar. Der Hersteller erwirbt 6500 Patente von Samsung. Es wechseln aber auch 1300 Mitarbeiter der Forschungs- und Entwicklungsabteilung zu HP. Das Unternehmen erhofft sich dadurch neue Wachstumsmöglichkeiten, wie es in einer Mitteilung schreibt. Die tatsächlichen Auswirkungen auf die Marktlandschaft dürften sich aber in Grenzen halten. Im dritten Quartal hielt Samsung einen Marktanteil von lediglich 3,3 Prozent – weniger als ein Zehntel von HPs Marktpräsenz.

Ökologisches Bewusstsein kurbelt MPS-Markt an

Der Druckermarkt zeigt zudem einen deutlichen Trend weg vom Handel. Dienstleistungen wie Managed Print Services (MPS) etablieren sich immer mehr. Statt einer Druckerflotte kaufen Unternehmen lieber die Druckerleistung ein. Der MPS-Markt wird gemäss einer Studie von Transparency Market Research (TMR) von alten Bekannten des Druckermarktes dominiert. An erster Stelle nennt die Studie zum weltweiten MPS-Geschäft 2016 etwa den amerikanischen Hersteller Xerox. Als weitere wichtige Player identifizierte der Analyst zudem Canon, HP, Konica Minolta, Kyocera, Lexmark, Ricoh und Toshiba. Der Marktforscher geht davon aus, dass diese Unternehmen ihre Marktpositionen im Hardwaregeschäft ausnutzen konnten, um sich im MPS-Markt zu festigen.

Gemäss der Studie erreichte der Markt 2016 ein Volumen von 31,5 Milliarden Dollar. In den nächsten Jahren sollen die Geschäfte fleissig weiterwachsen. TMR rechnet mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von 14,8 Prozent. Zwischen 2016 und 2024 soll der Markt demnach auf 95 Milliarden Dollar anwachsen. Der Marktforscher differenziert in seiner Studie cloudbasierte, On-Premise- und hybride MPS-Dienstleistungen. Das Cloud-Segment macht bereits die fast Hälfte des Marktes aus. Es soll zudem aber auch am stärksten wachsen und wird seinen Anteil wohl noch vergrössern.

Das Wachstum wird durch verschiedene Schlüsselfaktoren angetrieben. Einer davon sei ein wachsendes Bewusstsein für die ökologischen Vorteile von MPS-Angeboten. Da aufgrund von MPS-Diensten weniger Drucker benötigt werden, würde sich etwa auch der Elektroschrott reduzieren.

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