Bilanzkonferenz

Wie Also um seine Anleger buhlt

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Also hat sein siebtes Rekordergebnis in Folge verkündet. An seiner Bilanzkonferenz verriet der Distributor, wie er sich sieht, welche Prioritäten er setzt und was er von seinen Partnern erwartet.

Gustavo Möller-Hergt, CEO von Also. (Source: Netzmedien)
Gustavo Möller-Hergt, CEO von Also. (Source: Netzmedien)

"Wir sind in der Lage, nachhaltig Cash zu produzieren", sagte CEO Gustavo Möller-Hergt an der jährlichen Bilanzkonferenz von Also. Das Geschäft laufe wie geschmiert, gab er zu verstehen. Der Konzernumsatz des Distributors stieg um 11,4 Prozent auf 8,9 Milliarden Euro. Die Eckwerte des Geschäftsjahres 2017 waren schon bekannt.

Möller-Hergt richtete seine Worte an den wohl wichtigsten Stakeholder des Konzerns - die Anleger und allen voran: den Hauptaktionär. Die deutsche Investmentfirma Droege Group dürfte sich nicht nur über Alsos Dividendenpolitik freuen, sondern auch darüber, dass der Konzern seine Wachstumsziele erhöhte.

Fast alle Ländergesellschaften wachsen - auch Also Schweiz

So gut wie alle 15 Ländergesellschaften seien im vergangenen Geschäftsjahr gewachsen, sagte der CEO. Die Ausnahmen nannte er nicht. Ebenso wenig liess er durchblicken, wie es hierzulande lief. "Schweiz-Zahlen gibt es nicht", stellte Möller-Hergt klar.

Allerdings taucht im Geschäftsbericht immerhin eine Kennzahl zur Also Schweiz auf: deren Umsatz kletterte von 851 auf 918 Millionen Euro. Dies entspricht einem Zuwachs von knapp 7,9 Prozent.

Der Profit kommt in Euro daher

Der Konzern sieht sich auf Kurs. "Wir wissen, dass wir uns in die richtige Richtung bewegen", sagte Möller-Hergt. Finanzchef Ralf Retzko pflichtete dem CEO bei: "Unsere Ziele haben wir vollumfänglich erfüllt." Und dies fast nur durch organisches Wachstum. Skaleneffekte spielten sicherlich eine wichtige Rolle, erklärte Retzko. Insbesondere im Distributionsgeschäft. Wer gross ist, kann sich besser behaupten und Investitionen schneller amortisieren. Dazu passend lautete der Leitspruch von Möller-Hergt: "Opportunität schlägt Strategie."

Auch in Zukunft wolle Also seine Grösse ausspielen. "Wir werden viel in neue Geschäfte investieren, ohne jedoch die Profitabilität aufs Spiel zu setzen", sagte der CEO und fügte hinzu: "Unser Commitment gilt dem Profit des Unternehmens. Und der wird in Euro ausbezahlt. Nicht in Prozentwerten. Und nicht in Schweizer Franken."

Also-CEO Gustavo Möller-Hergt (l.) und Also-CFO Ralf Retzko präsentierten die Geschäftszahlen. (Source: Netzmedien)

Welche Konkurrenz?

Also habe im vergangenen Geschäftsjahr auch Marktanteile gewonnen. Genauer gesagt: einen Marktanteil von einem Prozent, wie Möller-Hergt anmerkte. Gegenüber wem der Konzern Boden gut machte, scheint jedoch unklar zu sein. "Wer sind eigentlich unsere Konkurrenten?", fragte Möller-Hergt rhetorisch. Da Also sich nicht mehr als Distributor versteht, sondern als Solutions Provider, sei es an der Zeit, die Mitbewerber neu zu bestimmen.

"Manche Konkurrenten sind auch unsere Kunden", fuhr der CEO fort. Etwa Amazon. Der Onlinehändler buhle nicht nur um dieselben Kunden. "Er kauft auch bei uns ein", sagte er. Dasselbe gelte auch für einige "traditionelle" Reseller.

Partner müssen umdenken

Der CEO betonte, wie wichtig die Reseller für den Broadliner seien. "Wir existieren nur dank ihnen", sagte er. Insbesondere bei den kleinen Resellern sehe Möller-Hergt noch viel Potenzial. Denn die Kleinen dürften besonders flink sein. Und: "Die Schnellen erobern die Welt. Sie sind der Motor dieser Industrie."

Doch auch wer schnell sei, müsse sich anpassen. "Die Partner müssen verstehen, dass sie ihre Geschäftsmodelle ändern, Know-how aufbauen und wissen müssen, wo sie Unterstützung brauchen", sagte der CEO. Wer als kleiner Reseller in IoT investieren wolle, könne dies nicht alleine schaffen. "Deswegen sind wir da", sagte Möller-Hergt.

Supply-Geschäft macht noch den Löwenanteil aus

Das Supply-Geschäft, in dem auch die Distribution steckt, machte im Geschäftsjahr 2017 über 78 Prozent von Alsos Konzernumsatz aus. Die Umsätze stiegen hier auf fast 7 Milliarden Euro. Dies sind 11,7 Prozent mehr als im Vorjahr.

Die Sparte Solutions stieg derweil um knapp 6 Prozent auf rund 1,6 Milliarden Euro. Das Lösungsgeschäft trägt zu 18 Prozent zum Gesamtumsatz bei.

Das Geschäftsfeld "Services" taucht im aktuellen Geschäftsbericht nicht mehr auf. Die Sparte hatte im Geschäftsjahr 2016 einen Umsatz von 220 Millionen Euro erzielt. Neu führt Also einen Bereich "As-a-Service" auf. Dieser macht zwar nur 3,7 Prozent des Konzernumsatzes aus, wuchs aber im vergangenen Jahr um über 35 Prozent. 324,5 Millionen Euro erwirtschaftete Also mit Angeboten wie Logistik-, Marketing und IT-as-a-Service.

Weniger Distribution, mehr Lösungen und Services

Den Bereich "As-a-Service" will Also weiter ausbauen. Schliesslich schätzen gemäss Möller-Hergt auch die Marktforscher von Gartner, dass dort noch viel Potenzial schlummert. Mittelfristig soll die Sparte einen Zehntel vom Umsatz ausmachen. Das Lösungsgeschäft möchte der Konzern sogar zu einem Drittel seiner Umsatzquelle machen. Das Distributionsgeschäft soll also zu einem kleineren Stück vom Kuchen werden.

"Vor 7 Jahren trafen wir die Entscheidung, in Analytics zu investieren", sagte Möller-Hergt. Für das Servicegeschäft sei dieser Schritt wichtig gewesen. Denn: "Ohne Kundendaten können wir unsere Reseller nicht unterstützen." Im vergangenen Jahr habe Also die Weichen für weitere Investitionen gestellt. Um etwa Tracking-Tools in der Logistik einzuführen oder die eigene E-Commerce-Plattform mit Reporting-Software sowie CRM-Funktionen zu ergänzen.

Alle beide Marktsegmente wachsen

Also gliedert seine Niederlassungen in zwei Gruppen. Die Schweiz zählt mit Deutschland, Österreich und Frankreich zum Marktsegment "Zentraleuropa". Hier kletterte der Jahresumsatz des Konzerns um 8,9 Prozent auf rund 5,4 Milliarden Euro. Der Gewinn vor Steuern (EBT) schrumpfte indes um 4,4 Prozent auf 86,7 Millionen Euro. Deswegen, weil Also in Frankreich und Deutschland sein Personal aufgestockt habe, heisst es in einer Mitteilung.

In der Schweiz scheint die personelle Lage jedoch anders zu sein: Anfang November soll der Distributor auf einen Schlag 16 Mitarbeiter entlassen haben. Gemäss Harald Wojnowski, Chief Customer Officer bei Also Schweiz, seien die personellen Änderungen jedoch noch "im normalen Rahmen" gewesen.

Im Marktsegment "Nord- und Osteuropa" wuchs Alsos Gewinn vor Steuern hingegen um 49,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Unter dem Strich stand dort ein EBT von 34,6 Millionen Euro. Der Umsatz stieg um 16,2 Prozent auf rund 3,9 Milliarden Euro. Zu Nord- und Osteuropa zählt Also Belgien, Dänemark, Estland, Finnland, Lettland, Litauen, Niederlande, Norwegen, Polen, Schweden und Slowenien.

Zum Schluss noch etwas ganz anderes

"Ach, übrigens", sagte Möller-Hergt zum Schluss der Konferenz, "in Zukunft werden wir uns alle viel häufiger mit Bots unterhalten." Deswegen habe Also in eine Innovation investiert. Nachdem der Disti im vergangenen Jahr eine App für den Virtual-Reality-Geschäftsbericht lanciert hatte, legte er dieses Jahr noch einen drauf. Mit einer weiteren Smartphone-App, die es ermöglicht, sich mithilfe eines Chat-Bots durch Alsos Geschäftszahlen 2017 zu wälzen.

Der Chat-Bot soll Nutzern die wichtigsten Botschaften des Geschäftsberichts in prägnanter Form vermitteln. Alsos Ziel dahinter sei es, auch in der Finanzmarktkommunikation neue Wege zu gehen. Die App dürfte nun in allen einschlägigen App-Stores erhältlich sein.

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