Was Kunden wollen mit Enrico Lardelli

Warum IT-Dienstleister nicht mehr verkaufen sollten, als sie leisten können

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von Coen Kaat

Elektronische Bankbelege, ein Finanzassistent per App und natürlich Twint: Die Graubündner Kantonalbank ist digital gut ­aufgestellt. Die Informatik hat sie schon vor über zehn Jahren ausgelagert. Enrico Lardelli, Leiter Digital Banking & Services sowie Mitglied der Geschäftsleitung, sagt im Interview, was er von seinen IT-Partnern erwartet.

Enrico Lardelli, Leiter Digital Banking & Services, Mitglied der Geschäftsleitung der Graubündner Kantonalbank
Enrico Lardelli, Leiter Digital Banking & Services, Mitglied der Geschäftsleitung der Graubündner Kantonalbank

Was beinhaltet Ihre tägliche Arbeit und wo kommen Sie mit IT-Dienstleistern in Berührung?

Enrico Lardelli: Als sogenannte Pflichtdisziplin bin ich dem operativen Geschäft verpflichtet, das alle Systeme und Applikationen unserer Gruppe umfasst. Hier stehen Stabilität, Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit im Vordergrund. Die GKB hat ihre Informatik vor über zehn Jahren an einen IT-Dienstleister ausgelagert, von dem ich hier absolute Professionalität erwarte. Umso weniger ich mich um die Pflicht kümmern muss, umso mehr Zeit kann ich mich der Kür, dem Innovations- und Projektgeschäft widmen.

Welches sind die drei wichtigsten Eigenschaften, die Ihre IT-Dienstleister mitbringen müssen?

Sie müssen ihr Kerngeschäft im Betrieb beherrschen, die Innovationsthemen nicht nur verfolgen, sondern vorne dabei sein und diese im Kontext ihrer Kunden, bei uns das Bankgeschäft, proaktiv umsetzen/einsetzen können.

Was sollten (potenzielle) IT-Partner tunlichst vermeiden?

Sie sollten der Versuchung widerstehen, mehr zu verkaufen als dass sie tatsächlich leisten können. Das gilt nicht nur in Sachen Lösungen, sondern auch in ihrem Bestreben nach ständigem Wachstum. Zu schnelles Wachstum führt schnell zu unzufriedenen Bestandskunden und zu sinkender Servicequalität.

Wie kaufen Sie IT-Hardware und -Software beziehungsweise komplette Lösungen ein? Direkt beim Hersteller oder bei einem Händler?

In Sachen Hardware folgen wir in den wesentlichen Aspekten unserem Serviceprovider, also indirekt. Bei der Software hingegen orientieren wir uns direkt bei den Herstellern. Hier ist die Nähe zwischen Banken Know-how und Lösungen zentral. Jede zusätzliche Partei bringt da unnötigen Reibungsverlust.

Welche Bereiche Ihrer Unternehmens-IT haben Sie aus­gelagert? Und welche würden Sie nie auslagern?

Ich bin ein Verfechter des Grundsatzes: Commodity – ganzer Betrieb, von der Plattform bis zur Softwarelösung – auslagern, Innovation und Projektgeschäft selbst machen. Wir machen damit die besten Erfahrungen. Hier tun sich die meisten IT-Dienstleister aber schwer.

Was werden in der nächsten Zeit die grössten technischen Herausforderungen im Bereich IT für Sie sein?

Der konsequente Schritt in die Cloud und der Einsatz von verschiedensten Lösungsanbietern «Open Banking» über eine Plattform, end-to-end. Immer mehr Lösungen werden als sogenannte PaaS oder SaaS angeboten, was die Integration nicht unbedingt vereinfacht.

Wie können IT-Dienstleister Sie dabei unterstützen?

Mit möglichst standardisierten Plattformlösungen und Technologien. Die banktypischen Herausforderungen müssen dabei verstanden sein. Das Technologie-Know-how will ich dann vom IT-Dienstleister beziehen können.

Welche Rolle spielen Cloud, IoT, KI, Cybersecurity in Ihrer IT-Strategie?

Wir glauben, dass der Weg in die Cloud nur eine Frage der Zeit ist. IoT spielt in der Bank noch eine untergeordnete Rolle, hingegen KI und Cybersecurity eine äusserst wichtige. Als Bank ist der Einsatz von KI-Mechanismen einerseits in der Automatisierung aber auch direkt an der Kundenschnittstelle nicht mehr wegzudenken. Die Verlagerung von physischen Überfällen hin zu Cyber Fraud ist seit Jahren Fakt und wird uns immer mehr herausfordern. Mittlerweile gehört Cybersecurity auch auf die Topagenda eines Verwaltungsrates.

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