Cloud Roadshow 2015

Speed Dating über den Wolken

Uhr | Updated
von Coen Kaat

Ingram Micro hat Reseller und Branchenvertreter nach Zürich geladen. An der vierten Cloud Roadshow des Distributors präsentierten Veranstalter und Sponsoren die jüngsten Entwicklungen im Schweizer Cloud-Geschäft. Der Distributor rückte erstmals auch sich selbst ins Scheinwerferlicht.

In Zürich ist diese Woche die vierte Cloud Roadshow von Ingram Micro über die Bühne gegangen. Auch das Wetter hatte sich auf das Thema eingestellt und begrüsste die Besucher mit einer dichten Wolkendecke. Etwa 80 Besucher folgten dem Ruf des Distis und kamen ins Mövenpick Hotel Zürich-Airport, um sich über die neuesten Entwicklungen rund um das Thema Cloud in der Schweiz zu informieren.

Während seiner Begrüssung erinnerte Benno Schlumpf, Director Value Added Distribution bei Ingram Micro, an den tieferen Sinn hinter der Roadshow. Das Ziel sei es, eine Plattform für Diskussionen zu bieten und kein Podium für Einweg-Kommunikation. "Tauscht euch aus und fragt nach", regte Schlumpf die Besucher zum Start an. "Fordert die Moderatoren in den Sessions heraus und hört ihnen nicht einfach nur zu."

Zu diesem Zweck gab es letztes Jahr die Speed Dating Sessions. Aufgrund der positiven Reaktionen der Besucher und Hersteller waren die Gruppenaktivitäten auch heuer wieder Teil des Programms. Die Besucher wurden in kleine Gruppen von bis zu zehn Personen aufgeteilt. Im Verlauf des Tages besuchte jede Gruppe alle sechs Sponsoren der diesjährigen Roadshow: Arcserve, Blackberry, Microsoft, Schneider Electric, Trend Micro und UCSP Schweiz. Veranstalter Ingram Micro moderierte ebenfalls eine Gruppe. In dieser wies Ingo Donath, Business Development Manager Cloud & Service Provider, die teilnehmenden Reseller auf die Vorteile des Service-Provider-Geschäfts hin.

Recovery, BES 12, BYOD, Serverräume und diverse "aaS"

Die Sponsoren boten den Besuchern eine Vielzahl unterschiedlicher Themen. So sprachen Boris Andrijevic, Territory Account Manager Schweiz und Österreich, sowie Ugur Yildir, Principal Consultant bei Arcserve, über ihre Recovery-Lösung Unified Data Protection und das MSP-­Programm. Blackberry war durch Dirk Pries, Senior Manager Channel Accounts Distribution Central Europe, Axel Conrad, Senior Alliance Manager, Global Enterprise System Integrators, und Ulrich Trinks, Technical Account Manager Research in Motion, vertreten. Thema ihrer Präsentation war Blackberry Enterprise Server 12 (BES 12).

Microsoft ging auf seinen "Business-Anywhere"- beziehungsweise den Bring-your-own-Device-Ansatz ein. Für das Unternehmen sprachen Fabio Soricelli, Channel Development Manager Cloud, David Heiderich, Tele Business Development Manager, und Jann Deiss, Partner Technology Strategist. Schneider Electric wechselte das Thema und ging mehr auf die Hardware ein. Thomas Fürer, Partner Account Manager bei Schneider Electric, legte den Teilnehmern nahe, ihre Kunden darauf hinzuweisen, dass ein Serverraum eine sinnvolle Umgebung brauche und nicht einfach in einer Besenkammer untergebracht werden sollte.

Trend Micro zeigte auf, mit welchen Massnahmen das Unternehmen Office 365 zusätzlich zu den eingebauten Sicherheits-Features von Microsoft schützt. Moderiert wurde die Gruppe von Claire Horlent, Distribution und Partner Account Manager. Micha Lienhardt, Head of Projects & Consulting sowie Mitgründer von UCSP Schweiz thematisierte die As-a-Service-Dienstleistungen seines Unternehmens: Application-as-a-Service, Back-up-as-a-Service und Desktop-as-a-Service.

Ingram Micro im Scheinwerferlicht

Dieses Jahr entschied der Distributor erstmals, sich auch selbst in einer Keynote zu präsentieren. André Koitzsch, Business Manager Software beim Disti, gab die jüngsten Neuigkeiten aus dem eigenen Hause bekannt. Ein wichtiges Thema war die bevorstehende Lancierung des Schweizer Ingram Micro Cloud Marketplace. Der Disti will mit dem One-Stop-Shopping-Portal für Cloud-Lösungen den Partnern das Bestellen und Provisionieren vereinfachen. In den USA läuft es bereits.

Nun kündigte der Disti den Starttermin auf dem heimischen Markt an. In der Schweiz ist er auf den September angesetzt. Um das Cloud-Portal den Besuchern schmackhaft zu machen, gab Michael Huber, Cloud Business Manager DACHH bei Ingram Micro, eine Live-Demonstration der niederländischen Plattform. Der Schweizer Marktplatz gehe zwar erst in etwa drei Monaten live, anmelden könnten die Reseller sich aber bereits jetzt, sagte Koitzsch.

Monatlich einkaufen, jährlich abrechnen

Koitzsch sprach zudem über eine Änderung beim Microsoft-Cloud-Solution-Provider-Programm. Waren früher nur Jahresabos möglich, bietet Ingram Micro künftig auch monatliche Abos an. Das neue System ermögliche es auch, monatlich einzukaufen, aber jährlich abzurechnen.  "Die Migration von On Premise zu Office 365 ist ein Thema in der Branche", sagte er. "Und es lässt sich ein Geschäft daraus machen."

Das passende Tool hierfür sei Skykick Office 365 Migration. Das Tool verringere den Aufwand auf ein Zehntel. Dadurch würden die Margen für den Reseller deutlich steigen. In der Schweiz verlaufe der Vertrieb exklusiv über Ingram Micro, sagte Koitzsch. In naher Zukunft will das Unternehmen das Tool in Form von Trainings den Resellern näherbringen.

Der Disti gab zudem bekannt, den eigenen Webshop komplett überarbeiten zu wollen. Aktuell befinde sich der neue Webauftritt in einer Pilotphase, sagt Koitzsch. An der diesjährigen "IM-Top" Ende Oktober will das Unternehmen Näheres zu den Neuerungen bekannt geben.

"Cybercrime-as-a-Service"

Die Gruppendiskussionen und der Keynote von Ingram Micro wurden von zwei Fachreferaten umrahmt. Der erste Vortrag drehte sich um die Kobik, die Koordinationsstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität. Die Meldestelle des Bundes ging 2003 online, wie Tobias Bolliger, Kommissariatsleiter Kobik, sagte. Bereits damals konnten die Besucher der Kobik-Website über ein Meldeformular die Koordinationsstelle auf verdächtige Vorfälle aufmerksam machen.

Hinter der Meldestelle steckt ein mittlerweile 16-köpfiges Team. Dieses setzt sich laut Bolliger aus klassischen und auch nicht-klassischen Polizisten – sprich IT-Experten – zusammen. Für den Fachhandel ist die Kobik vor allem deshalb interessant, weil die Anzahl Meldungen, die Vermögensdelikte betreffen, in den letzten Jahren stetig gestiegen sind. 2014 waren es fast 70 Prozent der eingehenden Meldungen.

Mittlerweile floriere das Geschäft mit dem Cyber­crime-as-a-Service. Dabei laufe es ähnlich ab wie in der Privatwirtschaft. "Man muss heute technisch nicht mehr viel können, um sich im Internet kriminell zu betätigen", sagte Bolliger. Cyberkriminelle in spe müssten nur das nötige Geld mitbringen und wissen, an welche Türen sie klopfen müssen. Die Organisation dahinter sei erstaunlich. Teilweise übertreffe die Professionalität der Cyberkriminellen die von Unternehmen. Nicht selten bieten auch Kriminelle rund um die Uhr Support-Hotlines an.

Mehr Transparenz und der echte Cloud-Experte

Die zweite Referentin war Professorin Stella Gatziu ­Grivas, Leiterin des Kompetenzschwerpunkts Cloud Computing an der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW). Gemäss ihrer Einschätzung kämpft der Schweizer Cloud-Markt noch mit Vertrauensproblemen. Ähnlich wie Schlumpf glaubt sie, dass das Schweizer Cloud-Geschäft von einem Austausch profitieren könnte. Aus diesem Grund gründeten die FHNW sowie der Bund und der Swico die Swiss-Cloud-Initiative. Ziel der Initiative sei es, Wettbewerbsvorteile für die Unternehmen und Transparenz am Markt zu schaffen, sagte die Professorin.

Während ihrer Präsentation stellte ­Grivas zwei Webportale vor, die genau diese Transparenz bieten sollen. Die Website Aboutcloud.ch soll eine Informationsplattform über Cloud Provider werden. Die zweite Website, ­Movecloud.ch, richtet sich an Cloud-Nutzer. Hier sollen sie sich in einem geschützten Bereich über ihre Erfahrungen austauschen können. Im Gegensatz zur ersten Plattform werde Movecloud.ch nicht öffentlich zugänglich sein. Die Inhalte können nur über ein Log-in eingesehen werden. Aktuell befänden sich beide Projekte noch in einer Testphase. Mitte August sollen die Plattformen gemäss Grivas online gehen.

Den Abschluss der Präsentationen übernahm Thomas Bucheli. Im krassen Gegensatz zum Rest des Tages, sprach der Meteorologe über reale "Clouds", denn "es gibt nichts Schlimmeres für Meteorologen, als wenn sie nichts über Wolken sagen könnten", scherzte Bucheli. In seinem Referat erläuterte er unter anderem, wie Wolken eigentlich entstehen und woraus sie bestehen.

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