Bühler im Podium KI und Industrie 4.0

Wie die Industrie die KI für sich nutzen kann

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von Coen Kaat

Die künstliche Intelligenz (KI) ist der Pfad zu mannigfaltigen neuen Anwendungen in der Industrie. Welche Möglichkeiten sich durch die KI bieten und was für Herausforderungen sie mit sich bringt, sagt Holger Feldhege, COO von Bühler.

Holger Feldhege, COO von Bühler. (Source: Bühler)
Holger Feldhege, COO von Bühler. (Source: Bühler)

Inwiefern ist KI in der industriellen Fertigung heute noch Zukunftsmusik?

Holger Feldhege: KI ist sicherlich in der Industrie angekommen, wird aber aufgrund der Besonderheiten verschiedener industrieller Plattformen der jeweiligen Unternehmen mit unterschiedlichen Schwerpunkten und unterschiedlicher Intensität angewendet.

Welche Möglichkeiten eröffnet die künstliche Intelligenz in der Industrie 4.0?

Die KI-Anwendungsbereiche sind vielfältig und die Möglichkeiten weitreichend. Wir sehen derzeit im Vordergrund Anwendungen in den Bereichen Material- und Lagerwirtschaft, Qualitätssicherung, Einkaufs- und Commodity-Management, aber auch im Bereich von Umsatz- und Belastungsprognosen. Durch den gezielten Einsatz von KI in diesen Bereichen können Aufgabenstellungen selbstständig gelöst und Entscheidungen automatisiert getroffen werden. Dies eröffnet vielfältige Möglichkeiten zu weiteren Effizienzsteigerungen in diesen Segmenten.

Welche Herausforderungen bringt die Nutzung von KI in dem Umfeld mit sich?

Die wesentliche Voraussetzung sind stabile Prozesse und dazugehörige digitale Datenstrukturen. Ohne digitale Basis kann auch keine KI sinnvoll eingesetzt werden, beziehungsweise hat nur eine sehr begrenzte Einsatzmöglichkeit und Nutzen. Ausser dem Erfüllen der Vorrausetzungen sehe ich im notwendigen Kulturwandel und in der Akzeptanz von KI durch die Mitarbeitenden eine weitere Herausforderung.

Wo sind die Grenzen der KI für industrielle Anwendungen?

Wenn die Datenstrukturen, auf die KI zugreifen muss, vorliegen, gibt es aus meiner Sicht fast keine Grenzen. Vielleicht können wir heute noch nicht alle Anwendungsmöglichkeiten abschätzen, aber die Entwicklung geht rasant voran. Was heute Grenzen sind, kann morgen schon Standard sein. Eins steht für mich aber fest: Die Nutzung von KI auf Basis personenbezogener Daten muss mit grosser Sorgfalt und im Einzelfall geprüft werden, zum Schutz der Interessen des Einzelnen.

Welche Chancen bieten sich für Schweizer IT-Dienstleister in dem Umfeld?

Vor allem in Bezug auf die Heterogenität der Industrien ergeben sich Möglichkeiten, neben der KI auch Beratung im Hinblick auf die richtige und sinnvolle Datenarchitektur zu leisten. Die Fragestellung ist immer, welche Daten im Hinblick auf Inhalt und Struktur/Architektur vorliegen müssen, damit KI einen Mehrwert erzeugen kann. Dabei gilt es auch den Blick nach vorne zu richten und gleichzeitig zu bewerten, was gegebenenfalls zukünftige Anwendungsfelder einer KI sind, damit dann die Datenstruktur immer noch passt, beziehungsweise sinnvoll ergänzt werden kann.

Von welchen technologischen Trends profitiert die Industrie 4.0 derzeit am meisten? Und warum?

Neben den digitalen Trends sicherlich die Entwicklungen im Bereich der unterstützenden, kollaborativen Robotik. Ein weitreichendes Feld, das den Blickwinkel traditioneller Anwendungen stärker in Richtung ihres Einsatzes in Vorgänge ausserhalb, aber nahe bei der eigentlichen wertschöpfenden Tätigkeit lenkt. Eine sehr spannende Entwicklung.

Die Antworten der übrigen Podiumsteilnehmer:

  • Gregory Albelda, SAS: "Einige Unternehmen sind allerdings schon recht weit, wenn es um den Einsatz von KI geht."

  • Patricia Deflorin, SATW: "Die Struktur und Dokumentation der Datenbasis stellt oftmals ein Problem dar."

  • Mario Fürst, Siemens: "Entscheidend für den Erfolg ist nun, dass Industrieunternehmen über das notwendige Fachwissen und die entsprechende Infrastruktur verfügen."

  • Rolf Höpli, Zühlke: "Es mangelt den Unternehmen grundsätzlich nicht an machbaren Ideen und Anwendungsfällen."

  • Jürg Meierhofer, ZHAW: "Wichtig ist, dass die Unternehmen trotzdem geeignete Nischen für erste Anwendungen identifizieren."

  • Christof Oberholzer, BBV: "KI steht in vielen Bereichen der industriellen Fertigung ganz am Anfang."

  • Robert Rudolph, Swissmem: "Der Nutzen entsteht in der eigenen Fertigung oder über eine entsprechende Dienstleistung beim Kunden."

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DPF8_175325