Tarek Larbi im Podium

Was laut Siemens die Vorteile von 5G für die Industrie 4.0 sind

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von Coen Kaat

Der neue Mobilfunkstandard 5G verspricht mehr als nur schnelleres Netflixen. Auch für die Industrie 4.0 bieten die hohe Bandbreite und die niedrige Latenz von 5G zahlreiche Vorteile – etwa wenn es darum geht, die Fertigung zu vernetzen. Wie die Industrie von 5G profitiert, sagt Tarek Larbi, Head of Process Automation bei Siemens Schweiz.

Tarek Larbi, Head of Process Automation, Siemens Schweiz. (zVg)
Tarek Larbi, Head of Process Automation, Siemens Schweiz. (zVg)

Wie profitiert die Industrie 4.0 vom neuen Mobilfunkstandard 5G?

Tarek Larbi: Mit höchster Zuverlässigkeit und geringer Latenz sowie umfassender IIoT-Konnektivität ist 5G für die anspruchsvollsten Anwendungen im industriellen Umfeld unerlässlich. Wichtig ist es jedoch, 5G-Netze in zwei verschiedene Arten zu unterteilen: Die privaten Netze sind auf die Fertigung selbst ausgerichtet - autonome Fahrzeuge in der Logistik, IIoT, AR- und VR-Anwendungen. Das öffentliche 5G-Netz ermöglicht eine Remote-Konnektivität mit Bandbreiten und Qualitäten, die wir mit den bisherigen Mobilfunkstandards noch nicht hatten.

 

Was davon ist bereits Realität, was noch Zukunftsmusik?

Drahtlose Kommunikation ist in der Industrie kein Novum. Ausserdem gibt es vereinzelt bereits private LTE-Netze. Industrial 5G hilft Produktionsanlagen und Intralogistik noch flexibler, autonomer und effizienter zu gestalten.

 

Welche Vorteile bietet 5G für industrielle IoT-Anwendungen im ­Vergleich zu bisherigen Standards, wie etwa LTE/4G?

Erstens: 10- bis 20-mal höhere Geschwindigkeit mit Enhanced Mobile Broadband (eMBB) für datengetriebene Anwendungsfälle mit hohen Datenübertragungsraten und globaler Abdeckung (Streaming und VR). Zweitens: Anschluss von bis zu 1 Million Geräte pro Quadratkilometer dank Massive Machine Type Communications (mMTC) für eine grosse Anzahl verbundener Sensoren und Aktoren, die nicht ständig Daten senden und/oder empfangen müssen. Drittens: höchste Zuverlässigkeit bei niedrigster garantierter Latenz von unter 10 Millisekunden mit Ultra Reliable Low Latency Communications (URLLC), um unternehmen­kritische Anwendungen (mobile Roboter, autonome Logistik, Sicherheitsanwendungen) sicherzustellen.

 

Inwiefern werden Unternehmen durch diese Entwicklung ge­zwungen, mit grossem finanziellem Aufwand aufzurüsten, wenn sie wettbewerbsfähig bleiben wollen?

Dies hängt von vielen verschiedenen Aspekten ab, wie etwa Grösse, Bedarf an Konnektivität sowie Anzahl der verschiedenen Anwendungen. Aufgrund unserer jahrelangen Erfahrung mit industrieller drahtloser Kommunikation können wir bei der Wahl der richtigen Technologie (Wi-Fi oder 5G) helfen, um den besten ROI, basierend auf spezifischen ­Herausforderungen zu gewährleisten.

 

Welche Chancen eröffnen sich dadurch für Schweizer IT-Dienstleister, Systemintegratoren und Fachhändler?

In der Schweiz ist der industrielle Automatisierungsgrad bereits hoch. Doch die Industrieunternehmen müssen ihre Prozesse ständig weiter optimieren und innovativ vorantreiben, um international wettbewerbsfähig zu bleiben und schnell auf veränderte Marktbedürfnisse reagieren zu können. Dabei können wir von 5G nachhaltig profitieren.

 

Welche Herausforderungen stellt eine so vernetzte Industrie an die Netzwerkinfrastruktur?

Dafür braucht es konkrete Informationen über die spezifischen Anforderungen des Kunden. Für die Remote-Konnektivität reicht ein öffentliches Netzwerk aus, aber bei Anforderungen wie ultrazuverlässiger Echtzeit-Kommunikation spielt ein lokales privates Netzwerk eine Rolle.

 

 

 

Die Antworten der anderen Teilnehmer des Podiums:

  • Martin Bürki, Ericsson: "Um wettbewerbsfähig zu bleiben, führt kein Weg an der Digitalisierung der industriellen Produktionsprozesse vorbei."

  • Julian Dömer, Swisscom: "5G ist für die Industrie das, was 4G für das Smartphone war: eine Innovationsplattform, auf der alles aufbaut."

  • Christian Kuster, Huawei: "Dank 5G kann das 'Internet of Everything' effizient und zielführend umgesetzt werden."

  • Alexander Lehrmann, Sunrise: "Alle Industrieunternehmen sind von 5G mehr oder weniger betroffen."

  • Patrick Langelaan, Nokia: "2022 werden wir mehr sicherheitskritische und Echtzeit-Anwendungen sehen."

  • Eric Wolff, Salt: "Für Unternehmen sehen wir neue Möglichkeiten jenseits der üblichen IT-Lieferanten."

  • Michael Täuber, Tech Data: "Die Verbreitung von flächendeckendem 5G-Empfang und die Anzahl 5G-fähiger Devices ist noch recht überschaubar."

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