Schwerpunkt PC- und PC-Komponentenmarkt

"Der Tablet-Boom findet vor allem im Consumer­umfeld statt"

Uhr | Updated
von Marc Landis

Patrick Roettger, Managing Director, Lenovo Switzerland beantwortet Fragen zum Markt sowie zu den Zukunftsaussichten im PC- und Komponentengeschäft.

(Quelle: Lenovo)
(Quelle: Lenovo)

Wie muss sich der Handel aufstellen, um im PC-Business Geld zu verdienen?

Patrick Roettger: Die Verschmelzung von privater und geschäftlicher IT ist nicht mehr aufzuhalten. Konzepte wie Bring your own Device oder der Einzug von privaten Smartphones in die Businesswelt sind Tatsache. Deswegen muss der Handel sich entsprechend aufstellen und zum Beispiel auch Businesslösungen auf Consumergeräten anbieten. Durch Services und Optionen – die es braucht, um ein Consumergerät businessfähig zu machen! – lässt sich Geld verdienen: Wie richte ich meine Business-E-Mails auf meinem Privatgerät ein, damit sie sicher sind? Wie kann ich auf meinem Arbeitsgerät eine "sichere" Partition aufsetzen, um auch private Fotos laden und bearbeiten zu können? Wie kann ich im Urlaub – wenn es wirklich sein muss – auf mein ERP zugreifen? Der Handel muss also die Vorteile eines Business-PCs erklären können, aber auch aufgeschlossen sein, ein Consumergerät in die Geschäftswelt einzubinden. Und dafür braucht es Beratung und Know-how. Sowohl für Privatpersonen wie auch für IT-Abteilungen.

Wie hat Windows 8 das PC-Geschäft beeinflusst?

Windows 8 hat Firmen ganz sicher "gezwungen", Geräte wie PCs oder Tablets mit Touch-Funktionalität zu testen und gegebenenfalls zu integrieren. Durch die hohe Integrationsmöglichkeit von Windows im Firmenumfeld müssen die IT-Abteilungen nicht mehr erklären, warum diese neue Touch-Funktionalität (in Tablet und Convertible) mit anderen Betriebssystemen für ein Unternehmen "gefährlich" sein könnte, sondern können selbst Lösungen anbieten, die firmenkonform sind.

Wie hat der Tablet-Boom das PC-Geschäft verändert?

Der Tablet-Boom findet vor allem im Consumer­umfeld statt. Dieser hat dort zu einer weiteren  "Vereinfachung" des Hardwaregeschäfts geführt. Die Ladegeräte sind nun einheitlich, und man braucht keine spezifische Tastatur mehr. Im Geschäftsumfeld wird es noch einige Zeit dauern. Der Grund sind die "Apps", die zuerst erstellt werden, und einen ROI vorweisen müssen. Auf einem Tablet zu spielen ist eine Sache,  darauf eine Präsentation vorzubereiten oder sein ERP zu bedienen eine andere. Wir haben gesehen, dass sich das Konzept eines "Convertible" wie des Thinkpad Helix oder des Thinkpad Yoga sehr gut eignet. Sie sind vollständige Notebooks wie auch Tablets.

Was sind die Trends im PC-Komponentenmarkt 2014?

Server, PCs, Thin Clients, Notebooks wie auch Tablets oder Smartphones werden weiterhin "Innovationsmotoren" bleiben. Wir können in jedem Subsegment auf Neuerungen gespannt sein und nicht nur im Consumer Tablet. Deswegen ist zu erwarten, dass Komponenten die heute Massenware sind, wieder  billiger werden – auch wenn Speicher und Panels die üblichen Schwankungen erleben werden – und durch neue hochwertige Komponenten am oberen Ende der Preisskala ersetzt werden. Das wird dazu führen, dass das "durchschnittliche" Gerät ungefähr gleich positioniert bleibt. Aber durch neue Ideen, wie die "adaptative Tastatur" beim neuesten Thinkpad X1 Carbon, wird es zuerst im oberen Preissegment zu neuen Komponenten kommen.

Wie sehen Sie die Entwicklungen im Schweizer Assembler-Markt?

"One Size/Form-Factor fits all" ist definitiv passé. Wir als grösster PC-Hersteller der Welt bieten nun eine grosse Vielfalt an Produkten an. Für jeden Bedarf ein spezifisches Gerät. Vom günstigen Tablet über Smartphones bis hin zu Servern. Bedingt durch die mehr als 30 Millionen Geräte, die wir dieses Quartal verkauft haben, profitieren unsere Kunden aufgrund unseres  "Economy of Scale". Aber, und das speziell in der Schweiz, wenn ich mich mit meinen anderen europäischen Kollegen vergleiche, gibt es einen Markt für noch spezifischere Produkte. Und deswegen scheinbar einen Markt für Assemblierer. Auch wenn der Preis und Konkurrenzdruck es den Assemblierern sicher nicht einfach macht. Und um in der "Wertschöpfung" noch weiter zu gehen, hat Lenovo sich auch so aufgestellt, dass wir sehr viele Komponenten selbst herstellen und assemblieren und sie nicht an Dritte zur Fertigung geben (Stichwort "Vertical Integra­tion").

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