Heimnetzwerk

Ein umkämpfter Markt

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Der Trend um das Smarthome versetzt Hersteller und Handel in Goldgräberstimmung. Doch der Schein trügt. Die Konkurrenz ist gross. Aber Konkurrenz belebt auch das Geschäft und bietet Chancen.

Die gute Nachricht ist: Der Markt für Heimnetzwerke ist 2014 stabil geblieben. Die schlechte Nachricht ist: Der Markt ist stark umkämpft. Nur mit dem Verkauf von Produkten ist nicht mehr viel zu holen. "Es geht um jeden Franken und Rappen", sagt Franco Monti von Deloitte.

Von Untergangsstimmung kann trotzdem kaum die Rede sein. Monti beobachtet zwei zentrale Entwicklungen, die hoffen lassen. Einerseits ist da der Ausbau des Glasfasernetzes. Die Verfügbarkeit höherer Bandbreiten würde Endverbraucher motivieren, ihre Heimnetzwerke auszubauen.

Andererseits werde Wi-Fi immer wichtiger. Bauherren etwa würden sich heute schon die Frage stellen, ob es sich überhaupt noch lohnt, Netzwerkkabel im Haus zu verlegen. Selbst der Hersteller Devolo, der in erster Linie Powerline-Adapter anbietet, setzt inzwischen auf WLAN. "Die Kombination von Powerline und Wi-Fi gewinnt an Marktbedeutung", sagt Jean-Claude Jolliet, Sales- und Marketingchef bei Devolo Schweiz.

Alarmanlagen und Überwachung werden wichtiger

Angesichts der zunehmenden Verbreitung von WLAN-Netzen wird gemäss Monti im kommenden Jahr die Absicherung der Netze eine grössere Rolle spielen. Ebenso gewinnt auch die Sicherheit an sich an Bedeutung. Frank Studerus, Inhaber und Geschäftsführer des gleichnamigen Distributors, beobachtet einen Wechsel bei Überwachungsanlagen. Vor allem im Profibereich werde zunehmend auf IP-Kameras umgestellt. Auch Endverbraucher interessieren sich langsam für Netzwerkkameras. "Im Consumer-Bereich ist das aber noch kaum mehr als Spielerei", sagt Studerus.

Ein "heisses Thema" sei dagegen das Smart­home als Ganzes. Heizungssteuerung, Alarmanlagen, Überwachung. "Es herrscht eine regelrechte Goldgräberstimmung", sagt Studerus. Verständlich, wie der Blick auf die Marktprognosen von Juniper Research zeigt. Bis 2018 soll das Umsatzvolumen mit Smarthome-­Dienstleistungen weltweit auf 71 Milliarden US-Dollar klettern. 80 Prozent der Umsätze würden dabei aus dem Unterhaltungssegment kommen. Das Markpotenzial von Heimautomatisierung und Sicherheitssystemen allein belaufe sich bis 2018 auf rund 12 Milliarden US-Dollar.

Den grössten Bedarf sieht Studerus bei intelligenten Alarmanlagen in Verbindung mit Dienstleistungen. Hier würden sich auch Chancen für den Channel bieten. Etwa wenn jemand in den Ferien ist. Es brauche in solchen Fällen einen Dienst, der entscheide, ob bei einem Alarm die Polizei benachrichtigt werden muss oder nicht. Als Beispiel nennt Studerus den türkischen Telko TTNET. Dieser bietet mit "Live Smart" ein Komplettpaket: Vernetzung, Alarmsystem und Dienstleistung. Interessant wären derartige Angebote vor allem für Mieter. "Viele Mietwohnungen haben keine Alarmsysteme. Einbrüche gibt es aber ", sagt Studerus. Hier müsste der Channel ansetzen. Monti zeichnet bei der Frage nach den Chancen für den Channel ein ähnliches Bild. Er sieht Potenzial in der horizontalen Integration von Dienstleistungen und Cloud-Services.

Technologietrends im Auge behalten

Ansonsten sieht Monti vor allem in Projektarbeit und dem Engineering Möglichkeiten, Umsätze zu generieren. Für reine Reseller sei das aber ein sehr schweres Umfeld. Durch zuverlässige und individuelle Beratung könnten aber auch Reseller punkten. "Innovationen können und müssen immer auch vom Channel kommuniziert und dem Kunden begreifbar gemacht werden", sagt Jolliet.

Im Auge behalten sollte man derweil auch die Entwicklung alternativer Funktechnologien. Rund um das Smarthome und die Machine-to-Machine-Kommunikation etablierten sich inzwischen eine ganze Reihe verschiedener Kurzstreckenstandards wie zum Beispiel der 802.15.4-Standard. Laut Abi Research wird die Zahl der Geräte, die diesen Standard verwenden, von heute 425 Millionen bis 2019 auf 2,1 Milliarden ansteigen. In der Heimautomation ist die bekannteste Variante dieses Standards Zigbee. 74 Prozent der ausgelieferten 802.15.4-Geräte verwenden heute Zigbee. Konkurrenz erhält die Technologie künftig etwa von 6LoWPAN. Das Akronym steht für "IPv6 over Low Power Wireless Personal Area Network".

Es ist wie Zigbee ein Kommunikationsprotokoll für kurze Übertragungsstrecken bis etwa 100 Meter. Der entscheidende Vorteil ist die IPv6-Kompabilität. Dank dieser sollen drahtlose PANs mit möglichst geringem Aufwand in bestehende Netze integriert werden können. Somit löst 6LoWPAN das Hauptproblem von Zigbee: Es existieren etliche verschiedene Zig­bee-Profile, die jeweils auf unterschiedliche Anwendungen zielen. Die Verbindung der verschiedenen Profile ist kompliziert. Aus diesem Grund würde sich die Industrie mehr und mehr IP-basierten Standards zuwenden, sagt Andrew Zighani, Analyst bei ABI Research.

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