Social Media Security

«Grosser Aufklärungsbedarf in der Geschäftsleitung zu Social Media»

Uhr | Updated
von Lukas Maag

Immer mehr Firmennetzwerke stossen an ihre Grenzen. Nicht, weil sie den normalen geschäftlichen Datenverkehr nicht mehr verkraften würden. Sondern weil der private Datenaustausch der Mitarbeiter am Arbeitsplatz durch Surfen auf Social Media Sites massiv zugenommen hat. Herbert Lörch von InfoSoft berät seine Kunden auch in Social-Media-Fragen.

Herbert Lörch, InfoSoft Systems GmbH
Herbert Lörch, InfoSoft Systems GmbH

Social Media Security ist ein Thema, mit dem zahlreiche Kunden auf IT-Dienstleister aus dem Netzwerkbereich zukommen. InfoSoft Systems GmbH in Luzern ist Channelpartner der Studerus AG, entwickelt spezifische Software für Kunden im öffentlichen Verkehr und betreut deren Netzwerke. Dabei reicht die Grösse der betreuten Netzwerke und Anwendungsumgebungen von einem bis zu 150 Arbeitsplätzen. Von Herbert Lörch, einem der beiden Geschäftsführer und verantwortlich für den Bereich Hardware, Netzwerk und Security bei InfoSoft Systems, wollten wir wissen, was seine Kunden bezüglich Social Media bewegt.

Welche Fragen und Aufgabenstellungen begegnen Ihnen im Bereich Social Media?

In vielen Fällen geht es vorerst darum, den Grund für Engpässe im Netzwerkbereich aufzuspüren. Das Ergebnis ist dann meist, dass der grösste Traffic von Diensten stammt, die nicht für die Arbeit relevant sind. Als aktuelles, typisches Beispiel fällt mir dazu einer unserer grösseren Kunden ein. Weil in der Terminal-Server-Umgebung immer mehr Engpässe mit langen Antwortzeiten festgestellt wurden, hatten wir die Aufgabe, herauszufinden, woran das liegt, und mussten das Problem lösen. Es gab nur eine vage Vermutung, dass es an Onlineanwendungen liegen könnte. Die Analyse mittels Netzwerk- Monitoring zeigte, dass in der Rangliste der erste geschäftsrelevante Dienst erst nach Platz zehn kam! Die Geschäftsleitung war schockiert und entschied sich für technische Massnahmen.

Ist den Unternehmen die Vielschichtigkeit von Onlinediensten bewusst und wie stellt sich die Geschäftsleitung dazu?

Auf Level Geschäftsleitung sehen wir bei vielen unserer Kunden grossen Aufklärungsbedarf, sowohl was die Dienste selbst angeht, als auch was die Auswirkungen auf das Geschäft sein können. Es gibt Vermutungen, wie diese von den Mitarbeitern genutzt werden, und oft allgemein gehaltene Verbote, die aber kaum respektiert werden. Die Hauptsorge ist die verplemperte Arbeitszeit. Gleich danach kommt die Sorge um die Sicherheit. Dabei muss man natürlich anmerken, dass die Entwicklung bei diesen Diensten extrem schnell ist. Wenn man in der Geschäfts leitung die neuen Möglichkeiten erklärt, führt das zuweilen dazu, dass auch sie die Dienste nutzen.

Welches Vorgehen empfehlen Sie?

Es scheint, dass immer weniger Mitarbeitende wie früher üblich eine Mittagspause machen und den Arbeitsplatz verlassen. So wird über Mittag im Internet gesurft. Facebook, Web-TV, Ferienanbieter, Twitter usw. werden intensiv genutzt. Es gibt eine schleichende Entwicklung zu immer stärkerer Nutzung während der Pause und dann auch während der Arbeitszeit. Wir empfehlen eine Analyse des Netzwerks, aus der ersichtlich wird, wann welche Anwendungen und Onlinedienste wie stark genutzt werden. Da nach unserer Erfahrung interne Regeln, Verbote und Verweise nicht den gewünschten Erfolg bringen, empfehlen wir gezielte technische Einschränkungen bis hin zur Blockierung einzelner Dienste.

Im oben erwähnten Fall haben wir in mehreren Meetings und Tuningschritten die heutige Lösung gefunden. Sie sieht vor, dass alle nicht für die Arbeit relevanten Dienste blockiert sind. Als Ausnahme stehen einzelne Dienste von 12 bis 13 Uhr und nach 18 Uhr mit beschränkter Bandbreite zur Verfügung. Ansonsten erscheint eine Fehlermeldung, die dem Mitarbeitenden vorschlägt, bei geschäftsrelevantem Bedarf die Freischaltung bei der Geschäftsleitung zu beantragen. Es gab bisher noch keinen solchen Antrag. Umgekehrt gab es sogar Benutzer, die sich für das Blockieren der Dienste bedankten, weil sie so gar nicht mehr in Versuchung geraten oder weniger Druck gegenüber Freunden haben, sofort antworten zu müssen. Man erkennt da zuweilen schon ein gewisses Suchtverhalten.

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