Markt - CES 2011

Im Westen viel Neues

Uhr | Updated
von Albrecht Gasteiner

Fernseher sind jetzt auch Computer und wollen so behandelt werden. Und Computer wollen auch Fernseher sein, spielen Filme ab und zeigen Fernsehprogramme. Eines zeigte die diesjährige CES in Las Vegas eindrücklich: Die klassische Unterhaltungselektronik wird von der Computertechnik nicht nur durchdrungen, sondern in vielen Bereichen sogar völlig absorbiert.

Die althergebrachte Trennung zwischen klassischer Unterhaltungselektronik und Computertechnik existiert nicht mehr. Das musste anerkennen, wer im Januar in die Wüste Nevadas an die Consumer Electronics Show in Las Vegas gereist war. Beispiel Tablet-Computer, die nicht nur von Blackberry, Asus, Motorola oder Dell gezeigt wurden, sondern auch von Firmen wie Panasonic, Sharp, Samsung und Toshiba. Sie spielen Musik ab und zeigen Filme. Und Fernseher etwa von LG sind Multimediazentralen mit Computerbetriebssystem und werden auch so bedient. Der Fernsehapparat bringt eingebunden ins heimische Netzwerk alles auf den Schirm was Fernsehen, Homeserver und Internet zu bieten haben, sogar mehrere Informationen gleichzeitig.

TV meets PC

Doch die Fülle der Möglichkeiten macht es immer schwieriger, diese auch zu beherrschen. Die meisten Menschen schrecken ja schon vor den vielen Knöpfen auf einer gewöhnlichen Fernsteuerung zurück. Der Startbildschirm bei LGs neustem TV zeigt zunächst, was er alles zu bieten hat: Fern- sehen, Radio, Wetter, Videorecorder, Spiele und so weiter. Das sieht nicht nur computermässig aus, es wird auch so gesteuert. Nämlich mit einer Fernsteuerung, die funktioniert wie eine Computermaus und kaum mehr Knöpfe hat als eine solche. Der kleine Zauberstab enthält einen Beschleunigungssensor, der via Infrarot einen Mauszeiger auf dem Schirm dirigiert. Damit navigiert man intuitiv, rasch und zielsicher durch sämtliche Menüs, genau wie bei einem richtigen Computer.

Überhaupt hat Las Vegas diesmal zum Thema Bildschirme enorm viel Innovation geboten: Nicht nur, dass die Geräte immer noch grösser und immer noch schlanker werden, es zeichnen sich auch unterschiedliche Konzepte für den Bildschirm der Zukunft ab. Dieser wird selbstverständlich 3D-tauglich sein, aber die konkurrierenden Hersteller verfolgen durchaus unterschiedliche Wege zu diesem Ziel: Für Panasonic und Sony ist die Sache klar, sie setzen weiterhin auf “Frame-Sequential21“ und Shutterbrille. LG hingegen propagiert die Polarisationstechnik und hat trotz der geringeren Auflösung gute Argumente dafür, etwa weniger Helligkeitsverlust, kein Flimmern sowie leichte und preisgünstige Brillen ohne Batterie.

Toshiba verspricht brillenloses 3D für 2012

LG und Sony hatten auch autostereoskopische Bildschirme in der Vorführung, doch ob so etwas in absehbarer Zeit die Marktreife erreichen könnte, war nicht zu erfahren. Anders agierte Toshiba. Auch hier zeigte man Bildschirme für brillenloses 3D, aber man gab sich mutig und versprach, solche Geräte bis spätestens in einem Jahr in die Läden zu bringen. Ob das Modell mit 56 Zoll Diagonale oder jenes in 65 Zoll steht noch nicht fest, sicher ist nur, dass diese Geräte sehr, sehr teuer sein werden. Denn damit im 3D-Betrieb noch einigermassen HD-Auflösung erhalten bleibt, müssen Super-HD-Panels mit 4-facher Full-HD-Auflösung eingesetzt werden. Weiterhin bestehen bleibt allerdings in jedem Fall die Einschränkung, dass man bei solchen Bildschirmen den 3D-Eindruck nur von bestimmten Plätzen aus bekommt.

Weiterhin leider nicht marktreif ist und bleibt vorerst OLED. Diese Technik eignet sich besonders gut für 3D-Wiedergabe, wie Sony mit einem 24 Zoll grossen Prototypen und LG mit einem 31 Zoll-Modell (mit nur 2,9 Milli- metern Dicke!) demonstrierten. Doch der Verkaufsstart? In einem Jahr, vielleicht.

Autor (Text und Bilder):

Albrecht Gasteiner ist Technologie-Experte und Betreiber der Schweizer Onlineplattformen www.hdtv-forum.ch und www.3d-forum.ch.

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