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3-D war gestern, jetzt kommt der 4-D-Druck – sagt Gartner

Uhr | Updated
von Coen Kaat

Gartner hat seinen Hype Cycle für 2016 veröffentlicht. Darin zeigt das Unternehmen Technologien, die IT-Entscheider im Auge behalten sollten. Neu dabei ist etwa der 4-D-Druck. Viele Technologien vom Vorjahr flogen aber aus der Grafik raus.

Jedes Jahr macht Gartner mit seinem Hype Cycle Inventur der aufkommenden Technologien. Hierfür analysieren die Analysten der Marktforschungsfirma nach eigenen Angaben 2000 Technologien und ordnen diese auf einer Kurve ein. Die einzelnen Etappen der Kurve bezeichnen die Analysten folgendermassen:

  • Technologische Auslöser
  • Gipfel der überzogenen Erwartungen
  • Tal der Enttäuschung
  • Pfad der Erleuchtung
  • Plateau der Produktivität.

Die Analysten heben zudem jeweils einige übergreifende Trends hervor, wie Gartner mitteilt. Dieses Jahr zählen die Analysten etwa sogenannte Smart Machines zu den "disruptivsten" Technologien. Als zweiten Trend nennen sie eine Bewegung weg von technischer Infrastruktur hin zu Plattformen, die ein Ökosystem erlauben.

Was die Analysten unter diesen Plattformen genau verstehen, schreiben sie leider nicht. Die Plattformen würden aber das Fundament für gänzlich neue Geschäftsmodelle bilden.

Der Mensch im Fokus

Gemäss Mitteilung sollen Technologien den Menschen künftig stärker ins Zentrum setzen. Zu diesem Zweck werden die Technologien stetig adaptiver und kontext-sensitiver, schreiben die Analysten.

In diesem Zusammenhang listen sie verschiedene kritische Technologien, die sie "Transparente immersive Erfahrungen" nennen. Dazu zählt etwa der 4-D-Druck - im Gegensatz zum 3-D-Druck.

Letzteren betrachten die Analysten seit diesem Jahr nicht mehr als aufkommende Technologie. Folglich ist er nicht mehr auf dem Hype Cycle zu finden.

Tatsächlich verschwand der 3-D-Druck nicht nur einmal, sondern gleich drei Mal aus der Liste. Letztes Jahr verfolgte Gartner noch den Hype um den Consumer- und Enterprise-3-D-Druck sowie dem 3-D-Biodruck für Organtransplantate. Dieses Jahr schaffte es nur der 4-D-Druck in die Liste.

Beim 4-D-Druck handelt es sich um Objekte, die sich selbst zusammensetzen.

Vergessene Technologien

Der 3-D-Druck steht nicht alleine da, wenn man die aktuelle Kurve mit der von 2015 vergleicht. Eine ganze Reihe Technologien, die Gartners Analysten letztes Jahr noch hochjubelten, fehlen 2016 auf der Kurve.

Wearables etwa waren 2015 noch auf dem Gipfel der überzogenen Erwartungen - nun sind sie verschollen. Hybrid Cloud Computing wird wohl nie aus dem Tal der Enttäuschung entkommen. Und Biochips kamen nie über den Status als technologischer Auslöser hinaus.

Ein paar von diesen Technologien kommen allerdings unter anderen Bezeichnungen wieder vor. 2015 sahen die Analysten etwa die Gestensteuerung auf dem Pfad der Erleuchtung. 2016 stecken Geräte mit Gestensteuerung aber noch auf dem Gipfel der überzogenen Erwartungen – fünf bis zehn Jahre von der Marktreife entfernt.

Ähnlich sieht es bei den selbstfahrenden Autos aus. In diesem Jahr stufte Gartner sie ebenfalls auf dem Gipfel der überzogenen Erwartungen ein. Bis zur Marktreife sollen noch mehr als 10 Jahre vergehen. 2015 waren sie nicht auf der Kurve. Dafür hatten selbstfahrende Landwirtschaftsfahrzeuge das Tal der Enttäuschung schon fast durchquert.

Insgesamt fehlen dieses Jahr 20 Einträge aus dem letzten Hype Cycle. Der Hype Cycle von 2016 bietet eine Übersicht über 33 aufkommende Technologien. 18 davon sind zum ersten Mal dabei.

Die fehlenden Einträge

  • Enterprise 3-D-Printing (2015 auf dem Pfad der Erleuchtung)
  • Autonomous Field Vehicles (2015 im Tal der Enttäuschung)
  • Cryptocurrency Exchange (2015 im Tal der Enttäuschung)
  • Hybrid Cloud Computing (2015 im Tal der Enttäuschung)
  • Consumer 3-D-Printing (2015 im Tal der Enttäuschung)
  • Cryptocurrencies (2015 auf dem Gipfel der überzogenen Erwartungen)
  • Wearables (2015 auf dem Gipfel der überzogenen Erwartungen)
  • Speech-to-Speech Translation (2015 auf dem Gipfel der überzogenen Erwartungen)
  • Internet of Things (2015 auf dem Gipfel der überzogenen Erwartungen)
  • Advanced Analytics with Self-Service Delivery (2015 auf dem Gipfel der überzogenen Erwartungen)
  • Smart Advisors (2015 auf dem Gipfel der überzogenen Erwartungen)
  • Digital Dexterity (2015 auf dem Gipfel der überzogenen Erwartungen)
  • Neurobusiness (2015 noch ein technologischer Auslöser)
  • Citizen Data Science (2015 noch ein technologischer Auslöser)
  • Biochips (2015 noch ein technologischer Auslöser)
  • 3-D-Bioprinting for Organ Transplant (2015 noch ein technologischer Auslöser)
  • Human Augmentation (2015 noch ein technologischer Auslöser)
  • Bioacoustic Sensoring (2015 noch ein technologischer Auslöser)
  • People-Literate Technology (2015 noch ein technologischer Auslöser)
  • Digital Security (2015 noch ein technologischer Auslöser)

Kommentar:
Jedes Jahr sagen die Gartner-Analysten, worauf die IT-Branche achten sollte. Und jedes Jahr sagen sie wieder, wie toll dies doch ist. Die Mitteilung zum Hype Cycle besteht zur Hälfte aus Selbstbeweihräucherung bis sie endlich die ersten Trends und Technologien nennt, was nach Angaben der Analysten eigentlich Sinn und Zweck des Hype Cycles ist.
Die Liste soll den IT-Verantwortlichen dieser Welt helfen, indem sie Ordnung schafft im Chaos der aktuellen Hypes. CIOs sollen neue Technologien über die Jahre verfolgen können und erfahren, wie lange diese noch brauchen, bevor sie zu produktiven Technologien werden.
Nur: Wie will man diese Entwicklung verfolgen, wenn Gartner zwei Drittel der Technologien vom Vorjahr aus den Augen verliert? Ein Mangel an Bewegung ist wohl kein Grund, die Hypes vom Vorjahr wegzulassen. Denn von den 15 wiederkehrenden Technologien von 2015 stiegen gerade mal vier nennenswert auf, der Rest steht praktisch still.
Vielleicht sollten sich die Marktforscher für 2017 eine neue Kategorie einfallen lassen. Die Senke der Vergessenheit. Eine Kategorie für alle Technologien, die den Hype Cycle verlassen mussten, ehe sie auch nur den Pfad der Erleuchtung erreichten.
Idealerweise aber würden die Analysten noch immer aktuelle Trends vom Vorjahr nicht einfach ausser Acht lassen. Denn der Hype Cycle sollte mehr sein als nur eine poetische Kartographie der IT-Branche.

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