Was die Übernahme durch Kern & Stelly für Mobilepro bedeutet
Distributor Mobilepro aus Glattbrugg hat seit Oktober einen neuen CEO und seit 2019 einen neuen Besitzer. Im Interview spricht der ehemalige Verkaufsleiter Heinz Meli über seine neue Rolle als CEO, den neuen Mutterkonzern und den Digital-Signage-Markt.
Kern & Stelly hat Mobilepro übernommen. Was wird sich durch die Übernahme bei Mobilepro verändern?
Heinz Meli: Kern & Stelly ist einer der grössten Distributoren Deutschlands und gehört zur britischen Midwich-Gruppe. Das hat nur positive Auswirkungen für uns, wir werden personell ausbauen können.
Was versprechen Sie sich vom neuen Besitzer?
Wir gewinnen mehr Know-how, können beim Marketing profitieren und gewinnen mehr an Gewicht bei den Lieferanten. Vielleicht nehmen wir auch die eine oder andere Marke von Kern & Stelly in unser Sortiment auf, aber das müssen wir noch analysieren.
Sie sind seit Mai nach dem Abgang von Daniel Baumeler Interims-CEO und seit Oktober CEO von Mobilepro. Wie haben Sie diese Zeit erlebt?
Die Zeit war turbulent, alle waren überrascht, dass es so schnell ging. Nicht nur Daniel Baumeler verliess uns, auch andere Mitarbeiter kündigten, weil sie sich etwa der Militärkarriere widmen wollten. Wir mussten deshalb mehrere Mitarbeiter auf einmal ersetzen. Ausserdem war ich wegen eines Vorfalls für eine Weile im Spital. Das war zwar nichts Schlimmes, aber wir liefen eine Weile auf Sparflamme. Nun haben wir die Zeit aber gut gemeistert.
Wie lange lief Mobilepro auf Sparflamme, und wie haben Sie die Zeit überbrückt?
Das waren vielleicht zwei Monate. Aber wir haben unser Möglichstes getan, jeder Mitarbeiter trug dazu bei und half den Kollegen aus, damit es schnell wieder vorwärtsging. Wir haben ein motiviertes Team mit einem ausgezeichneten Spirit, deshalb sind wir jetzt auch wieder voll auf Kurs.
Weshalb ging Daniel Baumeler?
Das müssen Sie die ehemaligen Mobilepro-Besitzer von Omega fragen. Dazu kann ich nichts sagen, weil ich zu wenig involviert war.
Wer wird Ihr Nachfolger als Verkaufsleiter bei Mobilepro?
Wir arbeiten an einer Lösung für eine Nachfolge, momentan bin ich interimistisch auch Verkaufsleiter von Mobilepro.
Was haben Sie in Ihrer neuen Rolle als CEO zuerst bei Mobilepro verändert?
Wir haben zuerst darauf geachtet, wer was macht und wie wir welche Arbeiten anders oder besser verteilen können. Dafür haben wir Prozesse verändert mit dem Fokus, dass wir alle am gleichen Strang ziehen.
Was bedeutet das, haben die Handelspartner neue Ansprechpartner?
Ja, teilweise gab es Veränderungen, die Händler und Lieferanten nahmen diese aber sehr positiv auf. Unser grösster Vorteil war, dass wir neue Mitarbeiter dazugewannen, die aus der Branche kommen und bekannt sind.
Wer sind diese neuen Mitarbeiter?
Tuna Bayrav, Philipp "Pippo" Portmann und Tom Engelbrecht sind neu Business Development Manager, Janine Haldimann arbeitet neu als PM Assistentin und Stefan Stammbach ist zurück als Key Account Manager, der vor allem den Bereich LED vorantreiben soll. LED ist das Thema derzeit.
Wollen Sie weitere Mitarbeiter dazugewinnen?
Ja, wir wollen das Team punktuell verstärken.
Sie haben die Rolle als CEO interimistisch ausgefüllt. War es für Sie von Anfang an klar, dass Sie CEO werden wollten?
Nein, das war es nicht, weil ich schon ein gewisses Alter habe. Es war nie meine Absicht, CEO zu werden. Ich habe mich nicht leicht getan mit dem Entscheid, aber weil mir Mobilepro am Herzen liegt und ich überzeugt bin, dass wir eine gute und willige Mannschaft haben, habe ich zugesagt, um auch einen Schritt vorwärts machen zu können.
Wie wollen Sie das erreichen?
Wir haben die Prozesse verändert und arbeiten bereits sehr gut im Digital-Signage-Bereich. Den möchten wir ausbauen und wir wollen mehr Dienstleistungen für Partner anbieten, bei denen die Ressourcen dafür nicht ausreichen.
Können Sie ein Beispiel nennen?
Zum Beispiel Schulungen zu Magicinfo, die wir unseren Partnern anbieten. Sie können aber auch ihre Kunden zu uns schicken, wenn sie das nicht selbst machen wollen oder können.
Das ist aber nicht neu?
Das stimmt, wir haben dieses Schulungsangebot für unsere Partner und ihre Kunden bereits Ende Juni an der Hausmesse in Glattbrugg angekündigt, setzen es aber erst seit Januar um. Einige Dinge taten wir schon zuvor, aber seit Januar bieten wir regelmässige Schulungen für die Marken Magicinfo, Onelan und Smart an. Wir haben dafür einen Schulungsraum installiert, den man jederzeit benutzen kann und der auch so bestehen bleibt.
Wie regelmässig finden die Schulungen statt?
Wir wollen ab April monatliche Schulungen anbieten.
Werden die Schulungen regelmässig genutzt?
Ja, wir konnten bereits einige unterstützen.
Wie ist das Feedback der Teilnehmer?
Bis jetzt sehr gut, wir haben mit Tuna natürlich eine Koryphäe gewonnen.
Wie verläuft das Geschäftsjahr von Mobilepro?
Unser Geschäftsjahr dauert bis Ende März, aber bis jetzt sieht es gegenüber dem Vorjahr sehr gut aus. Trotz der schwierigen Situation, in der wir unterbesetzt waren, haben wir unseren Job sehr gut gemacht und sind deshalb auch sehr zufrieden.
Bedeutet gut, dass die Zahlen über denen des Vorjahres liegen?
Ja, und ich muss klar sagen, dass dies an unseren Mitarbeitern liegt, die extrem stark mithelfen. Ohne sie hätten wir die Zeit nicht bewältigen können.
Was sind die Wachstumsfelder von Mobilepro?
Im Bereich Digital Signage, in dem wir stark wachsen wollen, ist LED sehr wichtig für uns. Das gilt auch für den Outdoor-Bereich. Dafür sehe ich sehr gutes Potenzial. Ob am Strassenrand oder Informationsgeräte in Skigebieten – die Möglichkeiten bei Digital Signage sind gewaltig. Auch Sitzungszimmer von Firmen und Klassenzimmer in Schulen sind momentan unsere Schwergewichte.
Wie wollen Sie das erreichen?
Mit den zuvor erwähnten Schulungen, die wir neu anbieten. Solche Partner, die zuvor vielleicht Angst hatten, weil sie das Know-how nicht hatten, haben nun jemanden an der Seite, der ihnen hilft.
Wollen Sie neue Produkte und Marken aufnehmen?
Dafür wäre es noch zu früh. Momentan wollen wir unser bestehendes Sortiment voran treiben, bis wir weitere Produkte aufnehmen.
Mobilepro ist Aussteller an Fachmessen wie der CE Trend-Show, aber auch an Publikums- und Schulmessen. Wieso machen Sie das?
Um dem Hersteller zu zeigen, dass man Lösungen präsentieren kann. Früher war eine Messe eine reine Materialschlacht, man zeigte möglichst viele Produkte, aber heute sind wir mit Lösungen vor Ort und zeigen dem Kunden, welche Möglichkeiten er mit den Produkten hätte.
Ist das sonst nicht möglich?
Sonst gelangt man nicht an das breite Publikum. An Schulmessen treffe ich auf zahlreiche Lehrer, die Schulpflege ist da, der IT-Verantwortliche, es ist öffentlich, jeder kann vorbei kommen. Es hat sicher auch Mitbewerber, die vorbei schauen und selbst Schüler sind da, wir können die Basis für die Lösungen begeistern und das geht nicht ohne Messe.
Wollen Sie die Messeauftritte ausweiten?
Wir sind pro Jahr in der Regel an zwei oder drei Messen, im vergangenen Jahr an der CE Trend-Show, der IMS und der Idacta, der wichtigsten Messe im Schulbereich. An der Idacta waren wir aber nicht als Mobilepro, sondern mit einem Partnerstand eines Handelspartners. Falls Partner an Messen auftreten möchten, unterstützen wir sie gerne mit Manpower oder Geräten, die wir zur Verfügung stellen. Weil dieses Jahr keine IMS und Idacta stattfinden, wissen wir noch nicht, an welche Messen wir gehen. Wir haben einige Ideen, aber es wäre noch zu früh, um darüber zu sprechen.
Wie unterstützt Mobilepro seine Partner?
Unter anderem mit unserer Hausmesse. Die gehört einfach immer dazu, dann können wir über die neuen Produkte informieren.
Wird die Hausmesse wieder im Frühling stattfinden?
Ja, das Datum ist noch nicht definitiv.
Was sind die aktuellen Trends im Digital-Signage- beziehungsweise AV-Geschäft?
Ein Trend sind grossformatige LEDs mit möglichst viel Leuchtkraft in Sitzungzimmern wie der 130-Zoll-LED "Wowmaker" von Samsung. In modernen Bauten mit vielen Fenstern und demzufolge viel Sonneneinstrahlung sind Beamer zu flau und LCD-Displays spiegeln zu stark.
Wie lautet Ihre Message an den Handel?
Wir möchten unseren Claim 'Mobilepro, sichtbar besser' leben und verbessern.
Was wollen Sie verbessern?
Unser Service soll noch schneller werden, wir möchten unsere Partner zügig mit Informationen unterstützen.