SPONSORED-POST Interview mit Hans Jörg Denzler, Managing Director von Interxion Schweiz

"Energieeffizienz ist Teil unserer DNA"

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von Coen Kaat

Ein Rechenzentrum leistet viel, braucht aber auch viel Strom dafür. Laut einer Studie des Bundesamts für Energie lassen sich ­jedoch rund 45 Prozent des Verbrauchs einsparen. Wie energieeffizient die Rechenzentren von Interxion sind und wie wichtig Nachhaltigkeit und Ökostrom sind, sagt Hans Jörg Denzler, Managing Director von Interxion Schweiz, im Gespräch.

Hans Jörg Denzler, Managing Director, Interxion Schweiz. (Source: azure art)
Hans Jörg Denzler, Managing Director, Interxion Schweiz. (Source: azure art)

Wie viel Strom verbrauchen die Schweizer Rechenzentren (RZ)?

Hans Jörg Denzler: Es ist schwierig, hier einen ganzheitlichen Überblick zu bekommen. Die aktuelle Studie von CBRE gibt 131 Megawatt an Kapazität für die 57 grössten RZs in der Schweiz an. Kapazität ist aber nicht gleich Verbrauch, dieser liegt in der Regel deutlich niedriger. Nehmen Sie etwa unser neu gebautes Rechenzentrum ZUR2, dieses hat eine Kapazität von 12 Megawatt. Das bedeutet, dass es bis zu 12 Megawatt IT-Leistung unseren Kunden zur Verfügung stellen kann. Die Kunden nutzen jedoch im Durchschnitt tiefere Leistungen und bauen für sich selbst eine Sicherheitsreserve ein. Der effektive Verbrauch liegt im Durchschnitt also deutlich niedriger als die verfügbare Kapazität.

Wie energieeffizient sind die RZs von Interxion?

Grosse, professionelle RZs wie die unseren sind sehr energieeffizient, denn die Gebäude werden ausschliesslich als RZ mit einem starken Augenmerk auf Energieeffizienz konstruiert. Nach dem Bau geht die Effizienzverbesserung kontinuierlich weiter. Wir modernisieren unsere Anlagen fortlaufend und konnten so die Effizienz in den vergangenen zehn Jahren deutlich steigern. Heute erreichen selbst unsere vor mehr als zehn Jahren erstellten RZs einen PUE von – je nach Jahreszeit – 1,2 bis 1,4. Der PUE-Wert zeigt an, wie viel Energie man für die Infrastruktur benötigt, um 1 Einheit IT-Leistung zur Verfügung stellen zu können. Bei einem PUE von 1,2 wird für die Bereitstellung von 1 Kilowatt IT-Leistung nur noch zusätzlich 0,2 Kilowatt für den Betrieb der Infrastruktur – wie etwa Kühlung, Lüftung oder Beleuchtung – benötigt. Bei kleineren RZs, die in der Regel bei den Endkunden eingebaut sind, liegt dieser Wert normalerweise noch über 2,0, also 1 Kilowatt IT-Leistung benötigt 1 Kilowatt zusätzlich für den Betrieb. Wir optimieren den PUE-Wert zum einen aus Eigeninteresse, denn jedes verschwendete Kilowatt mindert die Betriebseffizienz. Zum anderen ist es uns ein Anliegen, eine Vorreiterrolle in Bezug auf Nachhaltigkeit einzunehmen. Europaweit war Inter­xion einer der ersten Konzerne, die alternative Kühlmethoden, etwa mit Meerwasser, einsetzten oder die Nutzung von Abwärme vorangetrieben haben.

Und was bedeutet dies im Vergleich zu kleineren, firmen­eigenen RZs?

Professionelle RZ-Dienstleister ermöglichen es Unternehmen am effizientesten, ihre eigene IT zu betreiben. Das hat die im April erschienene Studie "Rechenzentren in der Schweiz – Stromverbrauch und Effizienzpotenzial" des Bundesamts für Energie bestätigt. Das Schweizer Ergebnis deckt sich mit den Erkenntnissen der International Energy Association, IEA, die belegen, dass der weltweite Energieverbrauch für Rechenleistung seit zehn Jahren beinahe stagniert, während sich die Rechenleistung verfünffacht hat. Als Hauptgrund führt die IEA an, dass immer mehr Rechenleistung von firmeneigenen RZs in externe RZs oder in die Cloud verlagert und damit die Effizienz kontinuierlich verbessert wird.

Was ist energietechnisch gesehen sinnvoller: Sollten Unternehmen viele kleine eigene RZs betreiben oder ihre Rechenleistungen in ein einzelnes grosses Datacenter auslagern?

Da in Zukunft die Energieeffizienz entscheidend sein wird, führt kein Weg am professionellen externen Datacenter vorbei, wie die genannten Studien belegen. Firmen­eigene RZs sind häufig Teil von auch anderweitig genutzten Gebäuden. Da kann bei der Konstruktion und im Betrieb nicht alles der Energieeffizienz oder der Betriebs­sicherheit untergeordnet werden. Deswegen erreichen sie selten den PUE-Wert von dedizierten RZs. Durch den Trend hin zur Cloud werden sie tendenziell auch leerer, während die Basisinfrastruktur konstant bleibt. Dies hat zur Folge, dass der Betrieb zunehmend ineffizienter wird und sich der PUE dabei zusätzlich verschlechtert

Welche Effizienzmassnahmen hat Interxion bereits umgesetzt? Wie gross ist da das Energieeffizienzpotenzial?

Die Energieeffizienz zu verbessern, ist eine der grossen Konstanten in unserem Business, einfach weil kein Kunde in Zukunft bereit ist, Ineffizienz zu bezahlen. Deswegen arbeiten wir kontinuierlich daran, unsere Energieeffizienz zu verbessern und modernisieren regelmässig unsere Infrastruktur in unseren älteren Datacentern. Aber Effizienz hört meiner Meinung nach nicht bei der Energie auf. Bei unseren Neubauten ZUR2 und ZUR3 nutzen wir für die adiabatische Kühlung beispielsweise Regenwasser, das wir auffangen und entsprechend aufbereiten. Wir müssen daher in der Regel kein Wasser aus dem lokalen Netz entnehmen, sondern nutzen das, was natürlich auf unser Gelände niederregnet.

Gibt es auch auf der digitalen, der Softwareebene, Möglichkeiten, Strom zu sparen, oder sind diese Massnahmen nur gebäudetechnischer Natur?

Was die Betriebssteuerung angeht, optimieren wir, was möglich ist. Softwareseitig liegt das grösste Potenzial aber bei unseren Kunden, insbesondere bei den grossen Cloud-Anbietern. Auch hier gehen Geschäfts- und ökologische Interessen in die gleiche Richtung. Schon aus ökonomischen Überlegungen ist man so effizient wie möglich. Das führt zur konstanten Optimierung des Stromverbrauchs und nutzt somit der Umwelt.

Nutzt Interxion die Abwärme, die in den Rechenzentren entsteht – etwa zum Heizen von umliegenden Gebäuden oder für eine Algenfarm?

Wir haben ein langfristiges Abkommen mit dem Wärmeverbund Airport City und liefern in Zukunft im ersten Schritt bis zu 12 Megawatt Wärme ins lokale Fernwärmenetz. Besonders gut passte es für den Betreiber EBL, dass wir konstant Wärme liefern können, nicht nur punktuell. Mit der Wärme kann jedes Gebäude, das sich ans Fern­wärmenetz anschliesst, beheizt werden, unabhängig davon, ob es ein Wohnhaus, eine Fabrik oder eine Algenfarm ist – oder ein tropisches Gewächshaus. Dies wird immer wichtiger, insbesondere hinsichtlich der Strategie des Kantons Zürich, der zum Ziel hat, mittelfristig komplett auf fossile Brennstoffe für Heizungen zu verzichten.

Welchen Stellenwert hat dieses Thema bei Ihren Kunden?

Für unsere Kunden ist es ein zentraler Punkt geworden, die eigene IT so effizient wie möglich zu betreiben. Auch das Thema CO2-Neutralität rückt immer mehr in den Fokus. Trendsetter sind hier die Branchengrössen, wie etwa die grossen internationalen Cloud-Anbieter, aber auch für Schweizer Firmen wird das Thema zentraler. Hier haben wir bereits früh gehandelt. In der Schweiz betreiben wir unsere Datacenter schon seit 2010 mit 100 Prozent Ökostrom aus erneuerbarer Energie.

Was plant Interxion, bezüglich Energieeffizienz und Nach­haltigkeit noch zu unternehmen?

Energieeffizienz ist Teil unserer DNA und ein wichtiger Bestandteil unserer Firmenstrategie. Wir evaluieren kontinuierlich, welche Effizienzmassnahmen an den einzelnen Standorten möglich sind, und arbeiten sowohl national als auch international an den Designstandards für Rechenzentren aktiv mit. Deshalb sind wir 2008 als einer der ersten RZ-Anbieter dem Green Grid beigetreten und Gründungsmitglied des Uptime-Instituts, einer beratenden Organisation, die sich auf die Verbesserung der ­Leistung, Effizienz und Zuverlässigkeit von geschäftskritischen Infrastrukturen konzentriert. Seit 2018 betreiben wir sämtliche europäische Standorte mit Ökostrom. Unsere Muttergesellschaft Digital Realty ist der weltgrösste Herausgeber von Green Bonds, deren Erlöse in ein ­Portfolio aus umweltfreundlichen Rechenzentren, Energieeffizienz- und erneuerbaren Projekten investiert ­werden.

Wie wird sich der Energiebedarf der Schweizer Rechenzen­tren in den nächsten Jahren entwickeln? Die Nachfrage nach RZ-Dienstleistung steigt ja stetig.

In der Summe erwarte ich, dass der Energiebedarf konstant bleibt. Es werden immer mehr Services in die Cloud verlagert, also in effiziente Rechenzentren. Gleichzeitig nimmt der Bestand an internen Firmenrechenzentren ab. Was wir aktuell erleben ist die "Industrialisierung von Rechenleistung", analog der Elektrifizierung von 150 Jahren. Hier wurden anfangs auch viele kleine Generatoren vor Ort betrieben, um Strom zu erzeugen, bis sie von der zentralen Energieversorgung durch effiziente Grosskraftwerke abgelöst wurden. Durch die Verlagerung von lokalen IT-Services in externe Rechenzentren und in die Cloud wird eine punktuelle Zunahme des Strombedarfes – bei den grossen Rechenzentren – in der Öffentlichkeit sichtbar und kann Akzeptanzprobleme schaffen. Dass gleichzeitig jedoch viele kleinere RZs verschwinden und sich die Gesamteffizienz dadurch erhöht, nimmt man zurzeit leider noch zu wenig wahr.

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