Editorial

Das Internet Protocol over Avian Carriers hat noch Potenzial

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von Coen Kaat
Coen Kaat, stellvertretender Chefredaktor "IT-Markt" und SwissCybersecurity.net. (Source: Netzmedien)
Coen Kaat, stellvertretender Chefredaktor "IT-Markt" und SwissCybersecurity.net. (Source: Netzmedien)

Die Newsmeldung habe ich vor zehn Jahren zum ersten Mal gelesen, aber sie bringt mich heute noch zum Schmunzeln: 2009 berichtete Reuters, dass eine Taube eine Datei schneller übertragen könne als dies die Dienste des grössten Telkos in Südafrika könnten. Eine lokale IT-Firma wollte so auf die langsame Internetleitung im Land hinweisen. Um das zu erreichen, schnallte das Unternehmen der 11 Monate alten Taube Winston eine Speicherkarte ums Bein. Anschliessend flog die Taube rund 80 Kilometer zu einer Zweigstelle des IT-Unternehmens, um eine Datei zu übermitteln. Der Transfer dauerte inklusive Up- und Download der Datei 2 Stunden, 6 Minuten und 57 Sekunden. Zu diesem Zeitpunkt waren auf dem digitalen Weg lediglich 4 Prozent der Datei übermittelt.

Zum Mainstream wurde dieses IP over Avian Carrier nicht. Aber ich glaube, die Idee hat durchaus noch Potenzial - insbesondere, wenn man die Auswahl an Vögeln diversifiziert. Ein Alpensegler etwa kann 200 Tage fliegen, ohne zwischendurch landen zu müssen. Damit eignet er sich als Cold Storage oder Backup. Weniger passend sind hingegen Albatrosse. Dass diese Tiere jahrelang in der Luft bleiben können, ist ein Mythos. Zwar vergehen manchmal Jahre, ohne dass sie festen Boden berühren. Pausen auf dem offenen Meer kommen aber durchaus vor. Ausserdem wäre ein Albatros wohl keine stabile Internetverbindung ohne Abstürze. Das weiss jeder, der schon einmal gesehen hat, wie ein Albatros versucht zu landen - "halbwegs kontrollierte Bruchlandung" ist eine treffendere Bezeichnung. Für eine Highspeed-Verbindung müsste man einen Wanderfalken rekrutieren. Diese Vögel erreichen Geschwindigkeiten von weit über 300 Kilometer pro Stunde! Aber nur im Sturzflug, was für einen Datentransfer nur ­bedingt sinnvoll wäre. Mit 110 Kilometer pro Stunde sind sie allerdings auch im horizontalen Flug etwa doppelt so schnell wie eine gewöhnliche Taube. In der heutigen IT-Welt darf das Thema Cybersecurity natürlich nicht fehlen. Hier bietet sich der Pharaonen-Ziegenmelker an. Als Bodennister lernte dieser, wie man sich perfekt versteckt. Im sandigen Untergrund ist dieser Vogel fast unauffindbar und somit ideal, um sensible Daten zu verbergen. Alternativ könnte man die Daten auch einem Straussvogel anvertrauen. Diesen über 2 Meter grossen Vögeln würde wohl kaum jemand die zu übermittelnden Daten streitig machen. Allerdings muss man sie auch erst einmal dazu bringen, ein Datenpaket anzunehmen.

Da die Kommunikation mit dem Trägermedium, also den Vögeln, nur bedingt möglich ist, bleibt das Lenken der Datenverbindung, also des Flugs, schwierig bis unmöglich. Solange die gefiederten Innovationen ausbleiben und dieses Problem nicht gelöst wird, bleibt der Welt wohl nur die Datenübermittlung über eine konventionelle Netzwerkinfrastruktur. Möglicherweise weil es keine verlässlichen vogelbasierten Alternativen gibt, floriert der Cloud-Markt zurzeit - eine Verbindung dazwischen ist nicht belegt. Im Podium diskutieren Experten darüber, ob die Multi-Cloud für jedes Unternehmen der richtige Weg ist. Der Marktbericht zeigt auf, wie der IaaS-Markt lokale Anbieter fördert. Und der Hintergrundbericht erläutert, wie Provider das Vertrauen von Schweizer Unternehmen für eine Reise in die Cloud gewinnen.

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