ICT-Networkingparty 2023

Das ICT-Klassentreffen – zurück in alter Form

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von Joël Orizet und lha

Alles kommt, was Rang und Namen hat. Die diesjährige ICT-Networkingparty hat über 1000 Topshots aus der Schweizer ICT-Branche und der Politik zusammengebracht. Das Motto des Abends: selbstgewollte Brüche in der beruflichen Biographie.

Gastgeberin Vania Kohli hat über 1000 Gäste an der ICT-Networkingparty begrüsst. (Source: Netzmedien)
Gastgeberin Vania Kohli hat über 1000 Gäste an der ICT-Networkingparty begrüsst. (Source: Netzmedien)

Fast so wie früher: Die wichtigsten Player der Branche haben sich an der ICT-Networkingparty getroffen, um sich zu feiern, sich auszutauschen und Kontakte zu knüpfen. Nachdem es in der letztjährigen Ausgabe einige coronabedingte Absagen geregnet hatte, war der Berner Kursaal dieses Mal wieder bis zum letzten Platz gefüllt. 

Wenn 1000 Leute in Apérostimmung in einen Saal drängen, schaukelt sich der Schallpegel auf. Für den Eröffnungsredner ist das eine schwierige Ausgangslage. Stühlerücken, munteres Geplauder, das Klirren von anstossenden Gläsern - Asut-Präsident Peter Grütter drang mit seinen Worten grösstenteils nur bruchstückhaft durch den Klangteppich hindurch. 

Womöglich müsse der Landschaftsschutz zurzeit etwas kürzer treten, hörte man ihn sagen. "In der Klimapolitik net zero zu erreichen, heisst nicht, dass wir den Umweltschutz über alles stellen müssen." Stattdessen brauche es, so sein Anliegen an den neuen Energieminister Albert Rösti, vernünftige, beschleunigte Bewilligungsverfahren für den Ausbau der Infrastruktur. 

Peter Grütter, Präsident des Telekommunikationsverbands Asut. (Source: Netzmedien)

Peter Grütter, Präsident des Telekommunikationsverbands Asut. (Source: Netzmedien) 

Selbstgewollte Brüche in der Biographie

Gastgeberin Vania Kohli begrüsste die Gäste herzlich, hielt ihre Ansagen aber knapp. Das Motto des Abends, für die Gäste stets eine Überraschung, umschrieb sie mit einem Zitat von Friedrich Nietzsche: "Die Schlange, welche sich nicht häuten kann, geht zugrunde." Eine Anspielung darauf, dass die Bereitschaft, seine Meinung zu ändern, von Stärke zeigt. Und auch ein Sinnbild dafür, dass moderne Lebensbiographien alles andere als linear sind. "Selbstgewollte Veränderungen im Lebenslauf": So lautete das Leitmotiv des Abendprogramms. 

Ein promovierter Wirtschaftsanwalt, der einst in einer New Yorker Kanzlei praktizierte und sich auf Firmenübernahmen und IT-Recht spezialisiert hatte, geht seiner Leidenschaft für Fussball nach - und wird erfolgreicher Vereinspräsident des FC Basel. Heute ist Bernhard Heusler Ehrenpräsident des Fussballclubs und als Berater in Sport- und Wirtschaftsfragen tätig. An der ICT-Networkingparty referierte er über Leadership. Führung sei jene Disziplin, die man in der Unternehmenswelt am meisten unterschätze, sagte er. 

Keine Leistung ohne Führungsbeitrag

Heusler sprach über die Wichtigkeit von Eigenschaften wie Authentizität und Glaubwürdigkeit sowie über Verantwortung im Sinne von Selbstverantwortung. Er warnte aber auch vor Managementsünden wie Narzissmus und Isolation. "Die grösste Gefahr in Machtpositionen ist, dass man nur Menschen um sich schart, die nur das sagen, was man hören will." 

Bernhard Heusler, Ehrenpräsident des FC Basel. (Source: Netzmedien)

 

Bernhard Heusler, Ehrenpräsident des FC Basel. (Source: Netzmedien)

Führungskräfte sollten die richtigen Impulse setzen. Wer seine Mitarbeitenden nur mit Leistungs- und Zielvereinbarung motivieren wolle, bewirke das genaue Gegenteil, sagte Heusler. So etwas ersticke die Motivation. Unrealistische Zielvorgaben seien schliesslich ein "Alibi für Underperformance", sagte Heusler. Ausserdem wären Managerinnen und Manager gut beraten, wenn sie sich in ihren Leistungsforderungen auch mal selbst bei der Nase nehmen würden: "Wer Leistung von Teams einfordert, muss auch einen Führungsbeitrag leisten."

Der Vorteil vom Sonderfall

Eine Politikwissenschaftlerin, die zur Spitzenpolitikerin aufgestiegen ist und gute Chancen auf die Wahl in den Bundesrat hatte, kehrt der Politik den Rücken und gründet ein Unternehmen, das eine stabile Schweizer Kryptowährung entwickeln will. Die ehemalige Nationalratspräsidentin und SP-Ständerätin Pascale Bruderer weiss, was es heisst, neue Wege einzuschlagen. 

Ihre Begeisterung für das politische Erfolgsmodell der Schweiz begleite sie zwar weiter, versicherte sie. Doch nach langer Zeit im Politikbetrieb sei die Zeit reif für neue Projekte geworden. Projekte, die es verdienen würden, sie voll und ganz anzupacken. Die Hingabe für das politische System sei ein Privileg und verdiene Anerkennung, sagte Bruderer. "Doch an den Ämtern hängt ein Preisschild, das man nicht unterschätzen sollte."

 

Pascale Bruderer, Unternehmerin und ehemalige SP-Ständerätin. (Source: Netzmedien) 

Pascale Bruderer, Unternehmerin und ehemalige SP-Ständerätin. (Source: Netzmedien) 

Die Erfolgsgeschichte der politischen Schweiz sei in erster Linie eine Geschichte der Teilung von Macht. Subsidiarität, Föderalismus, Konkordanz, die direkte Demokratie: Prinzipien wie diese sorgen dafür, dass die Verantwortung dort liegt, wo es die Menschen betrifft. Ebenso wichtig für die Schweiz seien aber auch die kurzen Wege zwischen denen, die das Sagen haben. "Die Nähe zwischen Politik und Wirtschaft, wie sie heute Abend gelebt wird, führt zu besseren Entscheidungen." Und schliesslich erwähnte Bruderer auch den Rechtsstaat und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. "Die Schweiz fühlt sich manchmal sehr klein an - aber die Rechtssicherheit, die wir haben, kann man nicht überschätzen." 

Mit Witz gegen den Wahn

Zum Abschluss des Abends brachte der Physiker und Kabarettist Vince Ebert das Publikum zum Lachen. Die Menschen täten sich schwer mit der Einschätzung von Risiken, sagte er: "Wir haben Angst vor Terroranschlägen, aber nicht vor Cholesterin; wir trinken Alkohol und fahren Motorrad. Manche heiraten sogar." 

Kein Wunder, sei die Mehrheit der Bevölkerung doch mehr schlecht als recht im Umgang mit Statistik geschult. "18 Prozent der Leute tragen einen Fahrradhelm, doch 91 Prozent haben eine Schutzhülle für ihr Handy." 

Vince Ebert, Physiker und Kabarettist. (Source: Netzmedien) 

 

Vince Ebert, Physiker und Kabarettist. (Source: Netzmedien) 

Zwischen den Witzen wurde Ebert auch mal ernst. Der Klimawandel sei nicht das Ende der Welt, statt Emotionalität sei Rationalität gefragt und Technologie sei weder gut noch böse. Am Schluss seines Auftritts plädierte er konsequent für mehr Technologieoffenheit und weniger Regelwerk. "Wenn wir die Herausforderungen der Zukunft meistern wollen, sollten wir lieber Flügel bauen und keine Bremsen."

Das Datum für die nächste Ausgabe der ICT-Networkingparty steht bereits fest: Am 25. Januar 2024 ist es wieder soweit. 

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