Martin ­Casaulta im Podium KI und Storage

Welche Rolle Software-defined Storage im Schweizer Markt spielt

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von Coen Kaat

Der Trend hin zu KI-gestützter Datenverarbeitung kurbelt auch das Storage-Geschäft an. Wie sich der Markt entwickelt und welche weiteren Trends ihn prägen, sagt Martin ­Casaulta, Country Chief Technologist bei HPE Schweiz.

Martin ­Casaulta, Country Chief Technologist bei HPE Schweiz. (Source: zVg)
Martin ­Casaulta, Country Chief Technologist bei HPE Schweiz. (Source: zVg)

Welchen Einfluss haben aktuelle Entwicklungen rund um KI auf das Storage-Geschäft?

Martin Casaulta: Momentan einen stark zunehmenden. Daten sind für KI, was Sauerstoff für uns Menschen darstellt: die Existenzgrundlage. Daten leben nicht im luftleeren Raum, sondern müssen nach der Erfassung gespeichert und verwaltet werden. Dies in Grössenordnungen, die wir zwar zu benennen wissen – wie etwa Petabyte oder Exabyte –, bis jetzt jedoch nur in wenigen Fällen angetroffen haben. Für KI verwendete Datensätze sind meist unstrukturiert, erfordern eine hohe Verarbeitungs­geschwin­digkeit für Trainings, Fine-tunings, zunehmend auch fürs Inferencing, und sollten intelligent verwaltet werden können. Stichworte dazu sind Datenmanagement und -versionierung. Da unstrukturierte Daten in Form von Dateien aber auch als Objekte auf Basis von Blockspeicher angelegt und verarbeitet werden, sind moderne hoch-performante und stark skalierbare Speicherplattformen stärker denn je gefragt.

Wie relevant ist Software-defined Storage für den Schweizer Markt?

Die Antwort auf diese Frage hängt von der Definition des Begriffs ab. Scherz beiseite, nicht alle definieren dies gleich. Wenn wir SDS-Angebote wie VMware VSAN, Microsoft Storage Spaces Direct, CEPH oder ähnliche Lösungen betrachten, dann ist deren Relevanz während der vergangenen Jahre im Schweizer Markt sicherlich angestiegen. Sie hat sich aber auch irgendwie eingependelt. Ob die Verbreitung nun bei 50 Prozent liegt, darunter oder darüber, ist sehr schwierig zu sagen. Wichtig scheint mir, dem Kunden zu den entsprechenden Einsatzzwecken die möglichst passende Speichertechnologie anbieten zu können. Passend im Sinne von Leistungsfähigkeit, Sicherheit, Flexibilität und Kostenfolge in der Anschaffung wie auch im Unterhalt. Und mit dem Trend, Speicherkapazitäten vermehrt "as a Service" zu beziehen, verschiebt sich die Entscheidung für die darunterliegende Technologie zunehmend vom Kunden weg in Richtung Service-Erbringer.

Welche weiteren technologischen Entwicklungen prägen den Markt derzeit?

Gerade im Hinblick auf den Einfluss von KI auf Speicherumgebungen stehen nicht nur performante Speichermedien im Zentrum, sondern auch der schnellstmögliche Zugriff auf unsere Daten, wo auch immer sich diese befinden – auf dem Rechner selbst, auf einer SDS-Plattform oder auf dezidierten Speichersystemen. Das heisst, das Speichernetz wird zunehmend wichtig und der Einsatz von "Low-latency, high-bandwidth"-Technologien fast unabdingbar. Mit dem Ansatz von NVMe-oF können wir den datenhungrigen GPUs besser gerecht werden, wobei aber auch ­andere, eher traditionelle Workloads vom beschleunigten Zugriff ­profitieren.

Was muss der Fachhandel in diesem Jahr im Auge behalten, um im Storage-Geschäft erfolgreich zu sein?

Unter dem Aspekt der ungebrochen starken Datenzunahme sind kosten-optimierte Lösungen weiterhin sehr gefragt. Kostenoptimiert heisst nicht einfach günstig, sondern vielmehr "massgeschneidert" auf die jeweiligen Anforderungen des Kunden. Hier liegt eine grosse Verantwortung bei den Herstellern und Anbietern. In noch zu vielen Ausschreibungen werden technische Maximalwerte gefordert, die in keinerlei Relation zu den realen Bedürfnissen stehen. Dies gilt es, konstruktiv zu hinterfragen, sodass eine nachhaltige Kostenoptimierung entstehen kann. Was wir zudem mehr ins Auge fassen sollten, sind differenzierte Lösungs­ansätze für die Bereitstellung von Storage-Plattformen. Wir tendieren dazu, die gleiche Lösung für alle unterschiedlichen Verwendungszwecke einzusetzen – was nicht falsch ist –, vergessen dabei aber meist, Alternativen zu prüfen, die zwar komplexer sind, insgesamt aber das Benötigte besser adressieren würden.

DNAQuarzglas und biologische Speicherchips aus Peptidverbindungen: Aus der Forschung kommen immer wieder neue alternative Speichermedien. Welche sollte man weiter beobachten?

Die Antwort auf diese Frage überlasse ich gerne unseren firmeninternen Forschern. In den Hewlett Packard Labs betreiben diese Grundlagenforschungen, um neue Ideen und Technologien in Produkte und Lösungen der nächsten Generation einfliessen zu lassen. Dies in allen Bereichen: sei dies Computing, Speicher- und Netzwerklösungen und – höchst aktuell – im Bereich von KI. Letzteres beinhaltet nicht nur Hardware- und Softwaretechnologien, sondern vielmehr auch die Nachhaltigkeit und Vertrauenswürdigkeit von KI-Systemen. Zurück zu Ihrer Frage: Ich weiss es nicht. Was ich aber weiss, ist, dass es unsere Firma seit ihrem Bestehen immer wieder verstanden hat, neue technische Möglichkeiten in Form von Produkten und Lösungen unseren Kunden zur Verfügung zu stellen.

Die Antworten der weiteren Teilnehmenden des Podiums:

  • Michael Berchtold, Lenovo: "Traditionelle Storage-Systeme stossen bei typischen AI Use Cases sehr schnell an ihre Grenzen."
  • Marc Ender, Netapp: "KI benötigt Daten in grosser Menge und Vielfalt – deshalb muss Storage künftig noch effizienter sein."
  • Turan Kara, Pure Storage: "Es ist nicht ratsam, eine Lösung zu entwickeln, die nur heutigen Anforderungen entspricht."
  • Stefan ­Troxler, Dell Technologies: "Die riesigen Datenmengen, die beim Einsatz von KI-Lösungen entstehen, stellen Unternehmen vor grosse Herausforderungen."
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