Accenture-Umfrage

Schweizer Firmen wünschen sich mehr KI-Souveränität

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von Joël Orizet und NetzKI Bot und rja

Gemäss einer Umfrage von Accenture investieren Schweizer Unternehmen verstärkt in ihre technologische Unabhängigkeit. Sie legen Wert auf die Kontrolle über ihre KI, Daten und Infrastruktur, setzen allerdings andere Prioritäten als der europäische Durchschnitt.

(Source: Solen Feyissa / Unsplash.com)
(Source: Solen Feyissa / Unsplash.com)

Europäische Unternehmen legen zunehmend Wert auf die Kontrolle über ihre Daten und Infrastruktur. Laut einer Accenture-Umfrage unter 1928 Organisationen aus 28 Ländern und 18 Branchen wächst die Nachfrage nach "souveräner künstlicher Intelligenz" - getrieben vom Wunsch, sensible Daten zu schützen und Abhängigkeiten zu reduzieren. Geopolitische Spannungen heizen diese Entwicklung an: 62 Prozent der befragten europäischen Organisationen setzen den Ergebnissen zufolge bereits auf souveräne KI-Lösungen. Während Deutschland (72 Prozent) zu den Vorreitern zählt, liegt die Schweiz mit 56 Prozent im Mittelfeld.

Die Investitionsbereitschaft steigt deutlich. In den nächsten zwei Jahren wollen 64 Prozent der Schweizer Unternehmen ihre Ausgaben für Souveränität und Kontrolle über Cloud, KI, Daten und Sicherheit erhöhen, verglichen mit 60 Prozent im europäischen Durchschnitt. Dennoch haben erst 20 Prozent der Schweizer Firmen konkrete Pläne für souveräne Cloud-Lösungen, während es in Europa 26 Prozent sind.

"Europa befindet sich in einem Zwiespalt: Einerseits müssen wir die KI-Einführung beschleunigen, andererseits stammen die meisten Technologien nicht von hier", lässt sich Marco Huwiler, Country Managing Director für Accenture in der Schweiz, in der Mitteilung zu den Umfrageergebnissen zitieren. Und weiter: "Dass fast zwei Drittel der Unternehmen in der Schweiz ihre Investitionen in diesem Bereich erhöhen wollen, zeigt klare Entschlossenheit." Für die Schweiz gehe es darum, die Kontrolle über sensible Daten zu behalten und gleichzeitig offen für internationale Zusammenarbeit zu bleiben.

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Marco Huwiler, Country Managing Director, Accenture Schweiz. (Source: zVg)

Hiesige Unternehmen würden einen pragmatischen Ansatz verfolgen und eigene Prioritäten setzen, merkt Accenture an. Einen überdurchschnittlich hohen Stellenwert messen Schweizer Firmen demnach der physischen Präsenz von Rechenzentren im Land (84 Prozent vs. 73 Prozent in Europa) und der Transparenz bei Datenzugriff und -verwaltung bei (78 Prozent vs. 75 Prozent). 

"Bei souveräner KI geht es um massgeschneiderte Kontrolle", erklärt Mauro Capo, Leiter Digitale Souveränität EMEA bei Accenture. Organisationen würden je nach Anwendungsfall entscheiden, welchen Grad an Souveränität sie benötigen. Dies reiche von lokaler Datenresidenz bis zu vollständig isolierten Systemen im Verteidigungssektor.

Strategische Lücke in der Umsetzung

Trotz der steigenden Investitionsbereitschaft betrachten die meisten Unternehmen souveräne KI noch nicht als strategischen Vorteil. Nur 20 Prozent der Schweizer Befragten sehen darin einen Wettbewerbsvorteil, während 46 Prozent die Einhaltung von Compliance-Vorschriften als Hauptgrund für die Einführung nennen.

Die Verantwortung für das Thema ist selten auf der obersten Führungsebene angesiedelt. Nur bei 14 Prozent der Schweizer Unternehmen ist KI-Souveränität eine Aufgabe der Geschäftsleitung. Meist verantworten Chief Compliance oder Risk Officers (36 Prozent) oder die IT-Abteilung (32 Prozent) das Thema. Gleichzeitig erwarten 82 Prozent der hiesigen Organisationen, dass der Staat die digitale Souveränität durch Regulierung oder Investitionen stärkt.
 

Im Juli 2025 gründeten übrigens Vertreter des Bundes, der Stadt Zürich, der Post und der Berner Fachhochschule das "Netzwerk SDS" - mit dem Ziel, den Austausch in Sachen digitaler Souveränität in der Schweiz zu fördern. Mehr dazu lesen Sie hier

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