Gründer des Chaos Computer Clubs

Vor 20 Jahren ist Wau Holland gestorben

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von Kevin Fischer und ml

Am 29. Juli 2001 ist Wau Holland gestorben. Der deutsche Pionier des ethischen Hackings erlangte als Mitgründer des Chaos Computer Clubs und mit dem BTX-Hack von1984 Bekanntheit. Zu seinen Ehren kam vergangene Woche ein Film in die deutschen Kinos.

Wau Holland (Source: Screenshot aus dem Video "Datensicherheit und der Chaos Computer Club" Teil 2 unter "media.ccc.de")
Wau Holland (Source: Screenshot aus dem Video "Datensicherheit und der Chaos Computer Club" Teil 2 unter "media.ccc.de")

Heute jährt sich der Todestag von Herward Holland-Moritz besser bekannt als Wau Holland zum zwanzigsten Mal. 2001 starb der Hacker und Journalist im Alter von 49 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls. Bekanntheit erlangte er mit dem sogenannten BTX-Hack und der Gründung des Chaos Computer Clubs (CCC). Zu Hollands Ehren kommt heute ein Film über sein Leben in die deutschen Kinos mit dem Titel: "Alles ist Eins - ausser der Null", ein Zitat von Holland.

Wau Holland wurde im Dezember 1951 im deutschen Kassel geboren. Sein Name "Wau" basiert auf der Bezeichnung "Maulwurf" - Hollands Spitzname bei den Pfadfindern, wie Heise.de berichte. Nach Abschluss des Gymnasiums und einem abgebrochenen Studium war Holland 1981 einer der Gründer des CCC.

Der Chaos Computer Club

Auf "Wikipedia" wird der CCC als deutscher Verein bezeichnet, der heute eine "massgebende Nichtregierungsorganisation in allen Fragen der Computersicherheit" darstellt. Auf der eigenen Website beschreibt sich CCC als "galaktische Gemeinschaft von Lebewesen", die sich "grenzüberschreitend für Informationsfreiheit einsetzt und mit den Auswirkungen von Technologien auf die Gesellschaft sowie das einzelne Lebewesen beschäftigt und das Wissen um diese Entwicklung fördert."

In seinen Anfängen war der Club schlicht eine Gruppe von Hackern, die sich selbst als "Komputerfrieks" bezeichneten und sich für die neu aufkommenden Datennetze und deren Möglichkeiten interessierten. Grössere Aufmerksamkeit erhielt der Club im Jahr 1984, als die Club-Mitglieder Holland und Steffen Wernéry im Beisein der Presse den BTX-Hack durchführten.

Der BTX-Hack

"BTX" steht für das Bildschirmtextsystem der deutschen Bundespost, das von IBM entwickelt wurde. Wie "Golem" schreibt, handelte es sich dabei um ein Onlinenetzwerk, das 1983 in Betrieb ging. In der Schweiz hiess das vergleichbare System Videotex.

Die Hacker der CCC fanden Sicherheitsprobleme im BTX-Dienst und meldeten sie der Bundespost - schon damals ihrer Hackerethik folgend. Die Post leugnete die Probleme, weshalb der CCC den Fehler im Beisein der Medien aufzeigen wollten. Doch der Versuch misslang - die Post hatte die Lücke unterdessen beheben lassen. Das sei der Grund gewesen, weshalb Holland und Wernéry entschieden, den nächsten Hack ohne eine Vorwarnung durchzuführen.

Das führte zum zweiten Hackversuch des BTX vor den Augen der Presse. Im BTX-System konnten Anbieter kostenpflichtige Inhaltsseiten einstellen, was der CCC auch tat. Mit Zugangsdaten der Hamburger Sparkasse (Haspa) und ein paar Zeilen Code liessen Holland und Wernéry die Haspa die CCC-Seite wiederholt aufrufen, was die Haspa pro Aufruf 9,97 D-Mark kostete. Am Ende hätte die Sparkasse CCC rund 135'000 Mark geschuldet, wie es weiter heisst. Der Club verzichtete aber auf die Zahlung. Das Ziel war es, auf die Sicherheitsprobleme von BTX aufmerksam zu machen. Und das gelang.

Hack oder kein Hack?

Die Presse berichtete deutschlandweit über CCC und ihren BTX-Hack. Erstmals wurde die Öffentlichkeit für das damals neue Thema der Datensicherheit sensibilisiert. Bis heute ist allerdings umstritten, wie die Hacker überhaupt in den Besitz der Zugangsdaten gelangten. Laut "Heise" gaben die am Hack beteiligten CCC-Mitglieder an, dass sie dafür eine Sicherheitslücke ausnutzten: Sie sollen systematisch den Bildschirmspeicher zum Überlauf gebracht haben, worauf unbeabsichtigt reihenweise Daten angezeigt wurden. So seien die Hacker damals auf die Zugangsdaten gestossen.

Die BTX-Techniker hingegen bekannten sich zwar zum Überlauffehler, sahen es aber als technisch unmöglich an, dass alle notwendigen Zugangsdaten sichtbar gewesen seien. Viel eher hätten die Hacker die Zugangsdaten irgendwo aufgeschnappt oder ausgehorcht. Die Widersprüche taten dem Erfolg des CCC und Wau Hollands aber keinen Abbruch.

Informationsfreiheit und Ethik

Holland setzte sich sein Leben lang für seine Werte ein. Er hielt Vorträge über Informationskontrolle im Regierungsumfeld und im Privatsektor. Ausserdem habe er gegen Kopierschutz und Zensur jeglicher Art gekämpft und sich für eine freie Informationsstruktur eingesetzt. Weiter hielt er Vorlesungen zur Ethik in der Informatik.

Nach Hollands Tod gründeten sein enger Freund Bernd Fix und weitere die gemeinnützig anerkannte Wau Holland Stiftung. Sie soll Hollands Lebenswerk fortführen und fördert den Einsatz elektronischer Medien zu Bildungszwecken sowie Veranstaltungen über die gesellschaftlichen Aspekte neuer Techniken.

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